1903, vor 120 Jahren, wurde Willibald Gänger in Wörth geboren. Er führte ein bewegtes Leben, das ihn 1932 nach Bergzabern führte. Nach dem Krieg wurde W. Gänger Politiker und war von 1947 bis 1967 SPD-Landtagsabgeordneter. Daneben baute er in Bergzabern eine private Kunstsammlung auf. Hier führte er ab 1952 auch ein Schuhgeschäft. Von 1951 bis 1958 war er Geschäftsführer der Künstlervereinigung Pfälzische Sezession. 1994 starb Willibald Gänger in Bad Bergzabern. Er gilt als Kulturförderer der Nachkriegszeit und machte Bergzabern in den 1950er Jahren zu einem Nukleus der deutschen Kulturszene.
Die Pfälzische Sezession ist eine 1945 gegründete Künstlervereinigung. Es bedurfte eines Neuanfangs, nachdem im Dritten Reich viele Künstler*innen als Juden oder als Schaffende von „entarteter“ Kunst verfolgt wurden. Zahlreiche Kunstwerke wurden im Krieg zerstört, Kulturgebäude beschädigt. Anfang der 1950er Jahre herrschte ein Richtungsstreit zwischen den Verfechtern gegenständlicher und denen abstrakter Kunst. Die abstrakte Kunst galt als ideologiefrei, viele Kunstschaffenden hielten jedoch an figürlicher Kunst fest.
In dieser spannenden Phase diente Willibald Gängers Haus in Bergzabern als Künstlertreff. Im Schloss richtete er ein Heimatmuseum ein. Zum engeren Kreis gehörten der Maler Rolf Müller-Landau in Heuchelheim und der Grafiker Werner vom Scheidt mit seiner Frau, der Schriftstellerin Martha Saalfeld, in Bergzabern. Enger Austausch bestand auch zum Speyerer Maler Hans Purrmann, der Deutschland 1943 verließ und in Montagnola im Tessin zu einem Nachbarn des Schriftstellers Hermann Hesse wurde.
Sie alle bildeten ein weitverzweigtes Netzwerk, das die Pfälzische Kunstszene in der Nachkriegszeit wieder auf die Beine stellte und zu Ausstellungen in Speyer, Ludwigshafen, Kaiserslautern, Saarbrücken und Karlsruhe führte.
Bereits 1978 erschien eine Biografie von Wolfgang Schwarz über Willibald Gänger. 2022 veröffentlichte Sören Fischer vom MPK (Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern) eine Edition des Briefwechsels zwischen Willibald Gänger und Hans Purrmann. Ihre Briefe geben Einblick in die Kunstszene der 1950er Jahre. Mit Rolf Müller-Landaus frühem Tod, Ende 1956 in Bergzabern, geriet die Pfälzische Sezession in eine Krise und ab 1959 in eine neue Phase. Damit endete auch der Briefwechsel zwischen W. Gänger und H. Purrmann, der 1966 in Basel starb. Die Kabinettausstellung zur Briefedition „Hans Purrmann - mit der Pfalz verbunden“ ist noch bis 5. März im MPK zu sehen.