Zusammen mit dem Forstamt Annweiler sammelt das Forstliche Genressourcenzentrum Rheinland-Pfalz (FoGZ) in verschiedenen Bereichen um Annweiler und Bad Bergzabern wertvolles Kastaniensaatgut. Dabei geht es jedoch nicht etwa um kulinarische Interessen, sondern um die Gewinnung von hochwertigem Saatgut. Aus den gesammelten Kastanien werden neue Kastanienbäume herangezogen, die dringend für den Aufbau von klimastabilen Wäldern und zur Wiederbewaldung von Kahlflächen benötigt werden. Der Bedarf an erstklassigem Saatgut, insbesondere bei der Baumart Kastanie, ist infolge der Extremwetterereignisse der letzten Jahre so hoch wie noch nie.
Die Esskastanie ist ein ökologisch und ökonomisch sehr wertvoller Baum. Sie kommt verbreitet im mediterranen Klima vor und wird dort seit Jahrtausenden kultiviert. Neben den wohlschmeckenden Früchten besitzt die Esskastanie ein sehr dauerhaftes Holz und übertrifft hinsichtlich der Vielfalt der mit ihr lebenden Arten selbst die Eiche sehr deutlich. Die Kastanienblüte, welches als weißgelbes Band den Haardtrand durchzieht; erfreut die Waldbesuchenden auch mit ihren charakteristischen Duft. Die „Keschde“ ist identitätsstiftend für die Südpfalz, in großen Teilen Deutschlands jedoch ist die Edelkastanie ein Exot, der dringend zum Aufbau klimastabiler Wälder benötigt wird. Denn die Esskastanie gehört zu den Gewinnern des Klimawandels. Während Fichte, Buche oder gar Kiefer infolge langer Dürreperioden Probleme bekommen, ist sie wärmeliebend und im gewissen Umfang trockenresistent. So kommt sie auch in Dürreperioden noch an ausreichend Wasserreserven.
In den Wäldern der Südpfalz schlummert aus Sicht von Forstexperten deshalb ein ganz besonderer Schatz. Es sind Saatgutbestände der Edelkastanie, welche zu einem Schlüsselfaktor bei der Wiederbewaldung von Schadflächen werden könnten. Die Auswahl dieser Wälder unterliegt sehr strengen, gesetzlich vorgeschriebenen Regeln. Um eine Zulassung für die Beerntung von Samen zu erhalten werden Waldbestände von einer Expertenkommission bewertet. Nur aus genetisch besonders wertvollen und herausragenden Waldbeständen darf Saatgut gewonnen werden. So gehören die Annweilrer Kastanienbestände zu den besten Deutschlands. Den mehr als 60 % des deutschen Vermehrungsgutes der Edelkastanie kommt aus dem Forstamtsbereich Annweiler.
Die Nachfrage nach Saatgut der Esskastanie ist, verstärkt durch die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels, deutlich gestiegen. Seit 2018 hat Rheinland-Pfalz 35.000 ha Wald aufgrund von Trockenheit und Borkenkäferbefall verloren. Die Lebensaufgabe vieler Förster ist es diese Flächen wiederaufzuforsten. Das Forstliche Genressourcenzentrum Rheinland-Pfalz (FoGZ) sorgt dafür, dass die Forstbaumschulen ausreichend mit qualitativ hochwertigem und herkunftsgesichertem Saatgut versorgt werden. Für die Ernte setzt das FoGZ Ernteunternehmen ein, die in genau abgegrenzten Gebieten die Kastanien aufsammeln.
Das Forstamt Annweiler bittet die Waldbesucher um Verständnis, dass im Sammelbereich, ggfls. auch am Wochenende, mit gewissen Beeinträchtigungen (z. B. Fahrzeugverkehr) zu rechnen ist. Es kann jedoch versichert werden, dass diese auf ein Mindestmaß begrenzt werden. Es geht letztendlich um die klimatoleranteren Wälder der Zukunft, welche wir alle brauchen.
Das Forstamt Annweiler bedankt sich für Ihr Verständnis.