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Mitteilungsblatt für die Gemeinde Bischoffen
Ausgabe 26/2023
Aus dem Rathaus wird berichtet
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Ukrainehilfsfahrt Bischoffen – eine Rückschau -

Am 08. März 2022 fuhren wir los, um Geflüchtete aus den Kriegsgebieten der Ukraine an der polnischen Grenze abzuholen und ihnen eine sichere Reise in ein vorübergehendes Zuhause zu ermöglichen.

Bevor wir zu einem Flüchtlingscamp fuhren, übergaben wir an der Grenze noch unsere Hilfspakete an eine vertrauensvolle Hilfsorganisation, die die Pakete weiter ins Landesinnere brachten.

Zu diesem Zeitpunkt war die Grenze zwischen der Ukraine und Polen geschlossen. In Flüchtlingscamps auf der ukrainischen und polnischen Seite sammelten sich die Geflüchteten in Turn- oder Industriehallen. Die Organisation in dieser Sammelstation machte einen professionellen Eindruck, dennoch war es kein Ort, an dem man für längere Zeit sein wollte.

Letztendlich füllten sich unsere vier Fahrzeuge mit 22 Geflüchteten: 10 Kindern und 12 Erwachsenen.

Nachdem alle Formalitäten, insbesondere die Registrierung der mitgenommenen Kinder, getan waren, machten wir uns auf den Rückweg nach Bischoffen, wo wir am 10. März morgens früh ankamen. Fünf Gastfamilien erklärten sich bereit, die Geflüchteten für bis zu 3 Wochen aufzunehmen. Einer Familie konnte sogar im vorherein eine längerfristige Unterkunft vermittelt werden.

In vielen Berichten und Newslettern berichteten wir dann über die Erstunterbringung, Registrierung, Folgeunterbringung, Eingliederung ins Sozialsystem, Behördengänge, Arztbesuche und vieles mehr.

Ein ausführlicher Bericht mit allen Freuden, Hürden, Erlebnissen und Erfahrungen würde wohl ein Buch füllen. In diesem Abschlussbericht möchten wir vielmehr auf die Verwendung der Spenden und den aktuellen Stand eingehen. Die Spendengelder wurden auch nicht nur für Geflüchtete, die wir mit unserer Aktion an der polnischen Grenze abgeholt haben, verwendet, sondern wir unterstützten auch andere ukrainische Familien mit Rat und Tat und, wenn nötig, mit finanziellen Mitteln. So kamen im ersten halben Jahr weitere Familien in Bischoffen, Oberweidbach und Roßbach dazu.

Insgesamt erhielten wir rund 13.000 € an Spenden und darüber hinaus viele Sachspenden, u.a. für die Hilfspakete. Um die Hilfspakete sinnvoll zu packen, waren manche Dinge neu und in einheitlicher Größe gekauft worden. Es wurden 50 Pakete im Wert von je ca. 75 € gepackt und in die Ukraine geliefert.

Die Gelder wurden wie folgt verwendet:

Abholungsfahrt

Pakete und Medikamente

Finanzielle Unterstützung

der Familien bis Sozialleistungen ausbezahlt wurden

Für Einrichtungsgegenstände

Lehrmaterial Deutschkurs

Haftpflichtversicherungen Familien

Es fielen noch kleinere Beträge für Busfahrkarten, für die Willkommensgeste im DGH, Erstattungen von Benzinkosten für die Helfer etc. an.

Zum 01.06.2023 sind noch 4501,66 € an Spendengeldern übrig.

Wo sind die Menschen jetzt?

Mehrere Familien und Einzelpersonen sind wieder in die Ukraine zurückgekehrt.

Von den 22 Personen, die wir bei unserer Fahrt abgeholt haben, sind noch 20 Personen im Lahn-Dill-Kreis. Davon wohnt eine fünfköpfige Familie in Bischoffen.

Es handelt sich bei den verbliebenen Familien meist um Frauen mit kleinen Kindern. So wie es scheint, konnten alle Familien Fuß fassen.

Danksagung

Es war eine anstrengende Zeit. Insbesondere die Eingliederung der Personen in das deutsche Sozialsystem hat den Helferkreis an die Grenzen gebracht. Wir bedanken uns:

  • Ein großes Dankeschön geht an die 5 Gastfamilien, die die Menschen in den ersten zwei Wochen aufgenommen haben.
  • Vielen Dank auch an die Vermieter, die Familien längerfristig aufgenommen haben.
  • Herzlichen Dank an alle, die Anträge für Wohnungsgeberbescheinigungen, Versicherungen, Kontoeröffnungen, Krankenkassen, Krankenbehandlungsscheine, Unterhaltsvorschusskasse, Meldebögen etc. ausgefüllt haben.
  • Vielen Dank an alle, die Fahrten zur Meldebehörde, zu Ärzten, zur Ausländerbehörde, zum Jobcenter, zu Arbeitgebern usw. durchgeführt haben.
  • Großen Dank an die Gemeindeverwaltung, insbesondere für die geduldige und freundliche Hilfe bei der Anmeldung und die Überlassung des Gemeindebusses und der Räumlichkeiten.
  • Ein herzliches Dankeschön an die acht Fahrer, die an die ukrainische Grenze gefahren sind, um die Personen abzuholen und Hilfspakete abzugeben und deren Helfer im Hintergrund, die die Fahrzeuge lotsten und alles für die Ankunft vorbereiteten.
  • Ebenfalls ein besonderer Dank ergeht an die Deutschlehrerinnen, die den wöchentlichen Deutschkurs bis heute organisieren.
  • Vielen Dank an die Dolmetscher*innen, die immer zur Seite standen, wenn es mal wieder brannte.
  • Ein weiterer Dank an all diejenigen, die mit Sach- oder Geldspenden geholfen haben.
  • Ein besonderer Dank geht auch an den Verantwortlichen für die Webseite, dessen Arbeit es ermöglichte, Sie alle mit Informationen und einem Newsletter zu versorgen.
  • Ein Dank geht auch an all die Helfer, die beim Packen der Hilfspakete dabei waren.
  • Ebenfalls bedanken möchten wir uns bei den Ärzten, die erste Behandlungen, auch ohne zu wissen, ob die Behandlungskosten erstattet werden, durchgeführt haben.
  • Ein weiteres Dankeschön an die Mitarbeiter des Kreises, die wir mit Anfragen und Forderungen konfrontierten und es am Ende dann auch immer eine Lösung gab.
  • Vielen Dank an die Schulen und den Kindergarten, die uns halfen, dass die Kinder schnell in das Schulsystem aufgenommen werden konnten.
  • Danke an die Deutsche Bahn für die kostenlosen Bahnfahrten und an die Telekom für kostenlose SIM-Karten.
  • Und zuletzt noch ein herzliches Dankeschön an alle die Menschen, die geholfen haben und die in dieser Aufzählung nicht erwähnt wurden.
Was geschieht mit den verbliebenen Spenden?

Wir hatten überlegt, nochmals eine Aktion mit Hilfspäckchen zu starten und diese z.B. in das von der Staudammsprengung betroffene Überflutungsgebiet zu bringen. Um nicht hohe Transportkosten für eine im Verhältnis kleine Hilfslieferung zu produzieren, sprachen wir mit der Ukrainehilfe Breitscheid. Hier wurde schnell klar, dass eine Geldspende die sinnvollste Hilfsmöglichkeit abbildet. Die Ukrainehilfe Breitscheid ist sehr professionell aufgestellt und kann auf ein Verteilsystem innerhalb der Ukraine zurückgreifen. In regelmäßigen Abständen werden Hilfslieferungen im Wert von 150.000 € auf den Weg gebracht. Die Ukrainehilfe Breitscheid kauft Nahrungsmittel, Medikamente und technische Hilfsmittel über den Großhandel zu vergünstigten Konditionen ein. Das Geld wird dort dringend benötigt, um weiter helfen zu können.

Sollten Sie mit dieser Verwendung der verbliebenen Spendengelder nicht einverstanden sein, dann können wir Ihnen 30 % Ihrer geleisteten Spende wieder zurückbezahlen. Wenn dies Ihr Wunsch ist, teilen Sie uns dies bitte bis zum 10. Juli 2023 mit.

Ausblick und ein Letztes

Die Fluchtbewegungen der letzten Jahre sind im Vergleich zu den der 90er Jahre stark angewachsen. Dies hat viele Ursachen. Es ist wohl damit zu rechnen, dass wir auch weiterhin mit vielen Geflüchteten konfrontiert sein werden und auch eine große Integrationsarbeit zu leisten ist.

Integration ist eine Arbeit, die hilft, den gemeindlichen Frieden zu bewahren, den Horizont zu erweitern und den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken. Ohne diese Integrationsarbeit ist die Gefahr gesellschaftlicher Verwerfung und Falschinformationen hoch.

Integration kann nur gelingen, wenn sie auf viele Schultern verteilt wird. Wir bitten Sie deshalb, sich aktiv und tatkräftig daran zu beteiligen. Auch wenn es nur ein freundliches Gespräch auf der Straße ist.

Es waren viele Helfer am Start, jedoch wohl noch nicht genug. Der Helferkreis konnte nicht über diese Aktion hinweg am Leben erhalten werden. Vielleicht finden einzelne oder auch neue Personen erneut Kraft einen Helferkreis für die bevorstehenden Aufgaben zu gründen.

Vielen Dank für Ihre wunderbare Hilfe

Christian, Guido, Guido, Jan, Kadi, Klaus, Ninja, Susi, Tina

Kontakt:

Jan Schepp [jan.schepp@gmx.de]

Klaus Quecke [ klaus@spiel-tantrix.de]