Aufnahme aus dem Tiefenbacher Wald. (Foto: Ferdinand von Plettenberg)
Aufnahme aus dem Tiefenbacher Wald. (Foto: Ferdinand von Plettenberg)
Beispiel einer geschädigten Rinde aus einem anderen Wald. (Foto: Ferdinand von Plettenberg)
In der aktuellen Diskussion um die Errichtung von Windenergieanlagen im Stadtwald Braunfels und dort im Stadtteil Tiefenbach wird kontrovers diskutiert, ob der Eingriff in den Wald zu vertreten ist. Dazu die nachstehenden Anmerkungen:
| - | Der Wald in Deutschland ist in einem schlechten Zustand. Von den verbreitetsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche sind vier von fünf Bäumen krank. Das ist das Ergebnis der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veröffentlichten Waldzustandserhebung 2023.[1] |
| - | Die Ergebnisse der Waldzustandsaufnahmen 2024 belegen für den hessischen Wald einen seit 2019 weiterhin anhaltend schlechten Vitalitätszustand. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt (1984–2024) zeigt die Buche seit 2019 weit überdurchschnittliche Anteile starker Schäden.[2] |
| - | Das zeigt sich leider auch im Braunfelser Wald. Seit 2018 leidet gerade die Fichte massiv unter der Massenvermehrung des Borkenkäfers. Eschen wiederum sterben aufgrund eines Pilzes. Und unsere Buchen haben aufgrund starker Trockenheit und großer Hitze weithin sichtbare Schäden. |
| - | Der Braunfelser Wald hat eine Fläche von 1.950 ha. Davon sind 51 ha als Altholzinseln und freiwillige Stilllegungsflächen sowie 20 ha als Naturschutzgebiet „Urwaldzelle“ ausgewiesen. Als Altholzinseln bezeichnet man forstlich nicht genutzten Buchen-Altholzbestände. Die alten Bäume (> 140 Jahre) sind ideale Horststandorte für seltene und gefährdete Vogelarten.[3] |
| - | Diese Altholzinseln werden bei der Windparkplanung ganz bewusst außenvorgelassen. Hier wird also kein Windrad geplant. |
| - | Unser Wald wird durch den Landesbetrieb HessenForst betreut. In Person ist das seit 11 Jahren Revierleiter Roland Klemm mit Sitz im Forstamt Weilmünster. |
| - | In Deutschland sind Waldbesitzer gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Wälder "ordnungsgemäß und nachhaltig" zu bewirtschaften. Grundlage dessen ist das „Forsteinrichtungswerk“. |
| - | Zusätzlich ist unser Wald durch PEFC zertifiziert. Dieses Siegel bestätigt die nachhaltige Waldbewirtschaftung. |
| - | Unser Forsteinrichtungswerk ist von 2018 und ist Basis für die jährliche Planung im Forstbetrieb. Es regelt also auch die Holzerntemengen. |
| - | Im gesamten Stadtwald Braunfels wächst jedes Jahr mehr Holz nach als geerntet wird. |
| - | Es werden jährlich ca. 6.500 Festmeter (fm) Buche geerntet und damit ca. 2.500 fm weniger als ursprünglich in der Forsteinrichtung vorgesehen. Dies wurde von der Stadt freiwillig beschlossen. Zusätzlich fallen kleinere Mengen anderer Baumarten an. |
| - | Bisher wurde kein einziger Baum für die geplanten Windräder geerntet |
| - | Bei der Windparkplanung wird darauf geachtet, dass die Windräder entlang vorhandener Wege stehen. Außerdem liegt der Fokus auf Standorten mit vorgeschädigte Baumarten. Wertvolle Habitatbäume genießen dabei besonderen Schutz. |
| - | Für den Bau eines Windrades mitsamt Zuwegung und Kranflächen wird ca. 1 ha Wald benötigt. Davon wird etwa die Hälfte nach Beendigung der Bauarbeiten wieder aufgeforstet. Das wird seitens der Behörden streng kontrolliert. |
| - | Mit Blick auf die geplanten Standorte fallen vermutlich insgesamt ca. 800 fm Holz an. Der Großteil ist Buche, in Teilen Fichte und Lärche. Das bedeutet im Durchschnitt rund 160 fm je Windradstandort. An einem Standort entsteht wohl sogar nur Brennholz im Umfang von 30 fm. |
| - | Für den Bau der Windräder werden demnach einmalig rund 12 % der insgesamt pro Jahr geernteten Braunfelser Holzmengen entnommen. |
[1] BMEL - Pressemitteilungen - Waldzustand: Nur jeder fünfte Baum ist gesund
[2] Waldzustandsbericht 2024
[3] Stadt Braunfels