Maria Drechsler und Christian Breithecker nach der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde
Michael Reitz, Andreas Noll und Siegbert Bender ließen das Jubiläumsjahr Revue passieren
In einer mit mehr als 300 Besuchern gut gefüllten Philippsteiner Mehrzweckhalle begingen der Arbeitskreis 1250-Jahrfeier Bonbaden und die Stadt Braunfels sowie der Partnerschaftring Braunfels festlich das Doppeljubiläum 1250 Jahre urkundliche Ersterwähnung von Bonbaden und 60 Jahre Partnerschaft zwischen Bonbaden und Rohrmoos-Untertal.
Der Umzug nach Philippstein war erforderlich geworden, weil die Bonbadener Halle aktuell als Erstaufnahmequartier für ukrainische Kriegsflüchtlinge dient.
Zu den flotten Klängen des Blasorchesters der freiwilligen Feuerwehr Bonbaden, die zugleich in Dauerschleife laufende Fotopräsentationen der verschiedenen Festveranstaltungen des Dorfjubiläums untermalte, nahmen die u.a. mit drei Shuttlebussen aus Bonbaden herüber gekommenen Besucher und die weiteren Gäste ihre Plätze ein. Zudem liefen Bilder der Feier des Partnerschaftsjubiläums, zu der im Mai dieses Jahres gut 40 Braunfelser und Bonbadener Besucher, angeführt von Bürgermeister Christian Breithecker, im steirischen Ennstal weilten.
Noch bevor Moderator Ulrich Dommert das offizielle Programm eröffnen konnte, tauchten zwei keltische Ureinwohner, dargestellt von Klaus Andreas Wolf und Jochen Strunk alias Bousseldande) auf, aus deren Munde der Name Banamada herauszuhören war. Dommert berichtete, dass Kelten bereits einige hundert Jahre vor Christi Geburt in der Region gesiedelt hatten. Im Anschluss konnte er zahlreiche Ehrengäste begrüßen, darunter eine Delegation aus der Partnerstadt Schladming/Rohrmoos-Untertal mit Gemeinderätin Maria Drechsler an der Spitze, die den verhinderten Bürgermeister Hermann Trinker vertrat. Unterstützt wurde sie von Vertretern des Schützenvereins Rohrmoos-Untertal unter dessen Vorsitzenden Fritz Domes. Der amtierende Braunfelser Bürgermeister Christian Breithecker, zugleich Schirmherr der 1250-Jahrfeier – war gekommen und ebenso seine beiden Amtsvorgänger Wolfgang Keller und Dieter Schmidt sowie mehrere Mitglieder von Magistrat, Stadtverordnetenversammlung und Ortsbeiräten. Aus Schöffengrund war Bürgermeister Michael Peller der Einladung gefolgt und aus Wetzlar, ja seit vielen Jahren Partnerstadt von Schladming, Stadtrat und Partnerschaftsdezernent Karl-Heinz Kräuter sowie eine starke Abordnung der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft Wetzlar.
Den nächsten musikalischen Höhepunkt setzte der Chor der Grundschule Bonbaden mit dem multimedial dargebotenen „Rap-Huhn“ und dem Stück „Ich wollt ich wär ein Gickel“.
Bürgermeister Breithecker betonte in seiner Festansprache die herausragende Entwicklung des Gemeinschaftssinns der Bonbadener Bevölkerung und Vereine, die zusammen mit dem Engagement und der guten Vorbereitungsarbeit des Arbeitskreises die schönen und erfolgreichen Veranstaltungen des 1250-jährigen Ortsjubiläums möglich gemacht habe. Er habe bei vielen Gelegenheiten feststellen können, wie sehr sich die Bonbadener mit ihrem Ort und mit den Zielen des Dorfjubiläums identifizierten. Dass man aber dennoch auch über den eigenen Tellerrand hinausdenke, zeige der Umzug nach Philippstein für diesen Abend und die dennoch sehr gute Beteiligung. Ferner habe sich Weltoffenheit und der Gedanke eines gemeinsamen Europas auch schon in der 1961 begründeten Partnerschaft zu Rohrmoos-Untertal manifestiert. Viele Menschen aus Schulen, Vereinen und Familien hätten in diesen 60 Jahren dazu beigetragen, diese Verbindung mit Leben zu erfüllen. Er sei bei seinem ersten Besuch im Ennstal im Mai von der herzlichen Aufnahme und der großen Gastfreundschaft begeistert gewesen. Gerade die jüngste politische Entwicklung mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine zeige, wie wichtig es sei die Menschen unterschiedlicher Länder und Völker zueinander zu bringen und gegenseitiges Kennenlernen und Verständnis zu fördern. Diese Gedanken nahmen auch die unterschiedlichen Grußwortredner auf, die sich mit Begriffen wie Gemeinsinn, Bewusstsein für das eigene historische und kulturelle Erbe und Heimat auseinandersetzten. Mit weiteren Spielszenen der Bousseldande wurde die Beurkundung der im Jahr 772 im Skriptorium des Klosters Lorsch und ein durch eine Bewohnerin ausgelöster verheerender Brand im Jahre 1846 dargestellt. Weitere musikalische Akzente setzte der gemischte Chor „Sing mit uns“ unter der Leitung von Andreas Noll und der junge Bonbadener Tenor Felix Waidhas.
Für den Arbeitskreis 1250-Jahrfeier ließen Michael Reitz, Andreas Noll und Ortsvorsteher Siegbert Bender die von der Corona-Pandemie erschwerte gut drei Jahre währende Vorbereitungszeit und das Festjahr Revue passieren. Unter dem Motto „vom Dorf für das Dorf“ sei die Stärkung der Gemeinschaft von Beginn an das zentrale Anliegen gewesen. Diesem Ziel hätten sich alle verpflichtet und auf individuelles Gewinnstreben verzichtet. Alle möglichen Überschüsse würden für Projekte des Stadtteils Bonbaden verwendet, über die man gemeinsam mit den Gremien der Stadt befinden werde.
Wichtig war dem Arbeitskreis auch, alle Generationen vom Kindergarten bis zu den Senioren mit den Veranstaltungen anzusprechen. Müllvermeidung und weitgehender Verzicht auf Einweggeschirr habe man sich ebenfalls auf die Fahne geschrieben und sei stolz, dies erreicht zu haben. Die erforderliche Mobilisierung habe man erreicht und zum Tag des offenen Dorfes im September rund 250 Helferinnen und Helfer gewinnen können. Darunter seien auch mehrere befreundete Vereine aus der Nachbarschaft gewesen, die das Fest mit besonderen Attraktionen bereicherten. Zahlreiche Sponsoren und Spendern hätten mit finanziellen Zuwendungen, Sachspenden und dem zur Verfügung stellen von Fahrzeugen und Material das erforderliche wirtschaftliche Fundament bereitgestellt. Ohne die gute Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Stadtverwaltung und besonders die hervorragende Mitwirkung des städtischen Bauhofs, wäre das Fest nicht so erfolgreich gewesen. Am Ende habe auch der Wettergott ein Herz für die Bonbadener gehabt und sich von der besten Seite gezeigt.
Ein zehnminütiger Film des Festsonntags rief den Besuchern nochmals das vielfältige Geschehen in Erinnerung.
Mit dem Steirermarsch leitete das Blasorchester zum zweiten Jubiläum über, das an diesem Abend gefeiert wurde. Ulrich Dommert freute sich, dass auch der Ehrenvorsitzende des Partnerschaftsrings Günter Jakob unter den Gästen weilte. Dessen Nachfolger Michael Reitz erinnerte an die Anfänge der Partnerschaft und begrüßte mit Günter Gotthardt einen Zeitzeugen des Gründungsaktes 1961. In den ersten Jahren gab es einen regen Schüleraustausch und intensive Kontakte von Vereinen. Später führten regelmäßige von Karl-Ernst Reitz im Partnerschaftsring organisierte Herbstfahrten mit Bussen zahlreiche Hessen in die Steiermark während bei Gegenbesuchen Musikkapellen und Tanzgruppen das dortige Brauchtum zu zahlreichen Festen und Veranstaltungen in Braunfels und Bonbaden beitrugen. Die Schladminger Gemeinderätin Maria Drechsler erinnerte daran, dass die Partnerschaften von Rohrmoos-Untertal zu Bonbaden und von Schladming zu Wetzlar einen bedeutenden Anteil an der Entwicklung von einer von Bergbau und Landwirtschaft geprägten Region zu einer Top-Tourismusregion hatte. Dennoch sei die persönliche Verbindung der Menschen, die Begründung und Vertiefung von Freundschaften stets der Mittelpunkt der Kontakte gewesen. Daran gelte es, da waren sich alle Beteiligten einig, auch in den Zeiten sich ändernder gesellschaftlicher Strukturen festzuhalten und die Partnerschaft in die nächsten Jahre zu führen. Dies bekräftigten beide Seiten mit der Unterzeichnung der Jubiläumsurkunden und der dazu vom Blasorchester intonierten Europahymne. Mit dem gemeinsam gesungenen Bonbaden-Lied, komponiert und getextet von Norbert Glaser gefolgt von einer abschließenden Szene der Bousseldande klang ein bunter und abwechslungsreicher Abend aus.