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Braunfelser Stadtnachrichten
Ausgabe 46/2024
Aus unserer Stadt
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Gedenkfeier anlässlich der Reichspogromnacht

Rund 40 Bonbadener Bürger hatten sich zur Gedenkfeier anlässlich der Reichspogromnacht am ehemaligen Backhausplatz versammelt, wo eine Tafel an die 43 Juden erinnert, die 1930 noch in Bonbaden gewohnt hatten. Elf von ihnen starben vor dem Abtransport in ein Konzentrationslager, 17 Menschen wurden von den Nazis in einem KZ umgebracht. 13 der Bonbadener Juden konnten in die USA oder nach England fliehen.

Für die Stadt Braunfels legte der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Burkhard Hinz einen Kranz nieder. Die Gedenkfeier wurde durch die Gerhild Kirschner und Pfarrer Reinhard Vollmer gestaltet. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Sabine (Saxophon) und Joachim Burle (Trompete) sowie Thomas Kirchhof (Gitarre) mit hebräischen Waisen. Frau Kirschner, die sich seit Jahren mit Leben der einst in Bonbaden wohnenden Juden befasst, berichtete, dass im Jahr 1900 mit 32 von 649 Bonbadenern, rund fünf Prozent der Dorfbewohner Juden waren. Sie schilderte das Schicksal der 16 Familienmitglieder der Liebmanns aus der Schulstraße 7, von denen nur zwei in die USA flüchten konnten. Die Anderen verstarben vorher bzw. elf wurden im KZ umgebracht.

Pfarrer Vollmer sprach davon, dass durch den blutigen Konflikt zwischen Juden und Palästinensern der Antisemitismus spürbar zugenommen habe. Aber auch die Feindschaft gegenüber Palästinensern wachse in unserem Land. Es sei unerträglich, dass das Töten Tag für Tag weitergeht. „Wir sehnen uns nach einem gerechten Frieden für beide Seiten“.

Burkhard Hinz sprach von den jüngsten Ereignissen in Amsterdam, als im Rahmen eines Fußballspiels die Anhänger von Maccabi Tel Aviv angegriffen wurden. Es gab jedoch einen entscheidenden Unterschied zwischen 1938 in Deutschland, und 2024 in Amsterdam: In Amsterdam kam die Polizei, im dritten Reich damals nicht! Am 9. November 1938 wurden etwa 7500 jüdische Geschäfte und 1400 Synagogen in Deutschland zerstört. 1500 Menschen kamen durch diesen Pogrom zu Tode; wurden ermordet, nahmen sich aus Verzweiflung das Leben oder wurden in Konzentrationslager verbracht und dort zum Teil zu Tode gequält. Es werden nur die Wenigsten gewesen sein, die bei dem Treiben mitgemacht haben, aber die Mehrheit hat zugesehen oder weggeschaut. Wir alle dürfen nicht zulassen, dass es noch einmal soweit kommt, betonten alle drei Redner.