Trotz Regenwetter und an einem Sonntagnachmittag hatten sich rund 40 Bonbadener Bürgerinnen und Bürger anlässlich der Reichsprogromnacht am 9.11.1938 zur Gedenkfeier am ehemaligen Backhausplatz eingefunden. Hier erinnert eine Tafel an die 43 Juden, die 1930 noch in Bonbaden gewohnt hatten. 11 von ihnen starben vor dem Abtransport in ein Konzentrationslager, 17 Menschen wurden von den Nazis in Konzentrationslagern umgebracht. 13 der Bonbadener Juden konnten in die USA oder nach England fliehen,2 Schicksale sind unbekannt Für die Stadt Braunfels legte der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Burkhard Hinz ein Blumengesteck nieder. Die Gedenkfeier wurde durch die Gerhild Kirschner und Pfarrer Reinhard Vollmer gestaltet. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier durch Christine Häuser (Klarinette), Sabine Burle (Saxophon) und Joachim Burle (Gitarre). Sie spielten neben zwei weiteren Stücken das Lied „Die Moorsoldaten“ Das Lied wurde 1933 von drei Häftlingen im KZ Börgermoor im Emsland geschaffen. Burkhard Hinz erinnerte an die Nacht vor 87 Jahren, als in Deutschland die Synagogen brannten und an die vielen jüdischen Mitbürger, die danach in Konzentrationslager verbracht und dort ermordet wurden. Die Worte „Nie wieder“ sind das Fundament unseres Gedenkens, sagte Hinz. Der Nahost-Konflikt, der mit dem Terrorangriff im Oktober 2023 begann und dem der israelische Einmarsch in Gaza folgte habe auch bei uns in Deutschland tiefe Spuren hinterlassen. Der Anstieg von 21 Prozent der Straftaten gegenüber dem Vorjahr zeigt, dass der Antisemitismus eine wachsende Gefahr bedeute. Für ihn als Nicht Betroffenen wirke es zutiefst beunruhigend, wie der israelische Ministerpräsident Netanjahu den Krieg gegen die Hamas aber auch gegen den Iran offenbar zu innenpolitischen Zwecken nutze um seine angeschlagene politische Situation zu festigen. „Wir dürfen in Deutschland nicht zulassen, dass die Tragödie der Menschen gerade in Gaza als Vorwand dient, um in Deutschland Gewalt und Hass gegen Mitmenschen jüdischen Glaubens zu schüren oder zu legitimieren. „Wir können die Verbrechen von damals nicht ungeschehen machen, aber wir können dafür sorgen, dass sich so etwas niemals wiederholt“. Pfarrer Reinhard Vogelberichtete zum Schluss von seinen Gesprächen mit einem Gefängnispfarrer und betonte, dass trotz schrecklicher Taten bleibe die Würde eines solchen Meschen unantastbar bleibe. „Nur wenn wir die Würde jedes Menschen achten, gibt es einen gemeinsamen Boden für unsere Gesellschaft, etwas, was uns zusammenhält bei allen Gegensätzen.“