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Breitscheider Nachrichten
Ausgabe 43/2024
Aus dem Rathaus wird berichtet
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4. Historischer Spaziergang durch die Gemarkung von Gusternhain

Bereits zum vierten Mal trafen sich an der Ortsgeschichte Interessierte zu einem gemeinsamen Spaziergang. Am 22. September wanderten sie am Sonntag-nachmittag wieder auf Einladung der örtlichen Vereine und unter der Führung von Hubert Frank durch einen Teil der Gemarkung. Auf einer Strecke von 6 km erfuhren sie während des dreistündigen Spaziergangs an unterschiedlichen Stellen des Weges so manches aus der Geschichte Gusternhains und seiner Bewohner.

Über die Versorgung mit Trink- und Brauchwasser, den Anbau von Flachs und Hanf sowie deren Verarbeitung zu Stoffen, ihre Reinigung und Bleichung „In der Wäschbach“ und auch ihre Färbung erfuhren die Teilnehmer so einiges. Ältere konnten sich bei den Berichten über die Zeit der Heu- und Grummeternte mit ihren besonderen Organisationsformen des „Gebott offdou“ und der Arbeitsabläufe mit ihren eigenen Erfahrungen einbringen sowie an die vielen, zum größten Teil schon nicht mehr gebräuchlichen Gemarkungsnamen erinnern.

Besonders interessant wurde es an der alten Braunkohlengrube „Wohlfahrt“, über deren aktives Leben als Bergwerk zwischen 1830 und 1920 H. Frank informierte. Sie bekam eine zweite Bedeutung Jahre später durch die Erschließung zu einem wesentlichen Trinkwasserspeicher und -lieferanten für die Stadt Herborn. Hierüber berichtete anschaulich Paul-Gerhard Wendel, der als Gusternhainer für Jahrzehnte als verantwortlicher Mitarbeiter der Stadtwerke Herborn für den ordnungsgemäßen Betrieb u.a. dieses Stollens zuständig war.

Weiter ging es am „Geräums“ vorbei zum „Hinterfeld“, dabei gab es Informationen über den Basaltabbau und dessen Verarbeitung, z.B. zu Pflastersteinen/Kloppsteinen durch die Kipper (Steinhauer) im Gemarkungsteil „In den Gruben“.

Die noch vorhandenen alten Bäume auf den Streuobstwiesen waren Anlass, auf den Beginn der Versorgung mit Äpfeln, Birnen und Zwetschen einzugehen sowie auf das Bestehen einer „Baumschule“ als Teil des Unterrichts in der örtlichen Volksschule.

Hinweise auf alte Gemarkungsnamen, die z.B. etwas über den Anbau bestimmter Früchte aussagten („Linsenberg“), eine ausgegangene Siedlung im Wald kurz hinter der Grenze zu Schönbach (Schenkenhain – „Schinkehaa“) sowie den großflächigen Abbau von Bentonit sowie dessen vielseitige Verwendung beendeten diesen informativen Teil.

Anschließend traf sich der Großteil der Teilnehmer zu einer Stärkung und weiterem Austausch im Gemeindehaus der Freien Evangelischen Gemeinde, die dieses Mal die Gestaltung des Abschlusses übernommen hatte.

Im nächsten Jahr soll die Reihe mit Dorfspaziergängen fortgesetzt werden, bei denen insbesondere die Entwicklung des Ortes und die Geschichte der älteren Häuser im Mittelpunkt stehen sollen.