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Wochenzeitung für die Gemeinde Breidenbach
Ausgabe 34/2025
Aus dem Rathaus wird berichtet
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Bürgerarchiv der Gemeinde Breidenbach und NABU-Ausstellung

Das Bürgerarchiv der Gemeinde ist in Verbindung mit der NABU-Ausstellung jeden Mittwoch von 16.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Sondertermine sind nach Vereinbarung möglich.

Telefon während der Öffnungszeit:  — 68-39

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Das Bürgerarchiv informiert:

Wie bereits angekündigt werden hier in loser Folge einige der Tagebuchaufzeichnungen des Schreinermeisters Christian Runkel, die sich mit der Besetzung unserer Gemeinde durch amerikanische Truppen befassen, in Teilen erscheinen.

Es war der 8. Mai 1945 als für Deutschland der II. Weltkrieg endete. Also vor 80 Jahren. Doch in Breidenbach begann die Zeit in der man keine Bombenabwürfe mehr zu befürchten hatte, bereits Ende März. Doch lassen wir nun Christian Runkel zu Wort kommen:

Teil 1

27. März 1945

Heute, am Dienstagmorgen kommt die Nachricht, dass Panzer durchgebrochen sind und sich bereits in Herborn befinden. Andere sprechen schon von Frohnhausen. Gestern Abend kamen 60 Mann Gendarmerie hier an. Und heute Morgen ist auch noch Militär eingetroffen, wird aber teilweise nach Biedenkopf verlegt. Am Rhein soll vor kurzem der Feind an einem Tage 50 km erobert haben. (--) Die Heil-Hitler-Bilder sind meistens nicht mehr da. Auch ist die Schwatzhaftigkeit sehr groß geworden.

Der Feind soll von Herborn aus auf Siegen abgebogen sein. Eine Unmenge Rote-Kreuz-Wagen kam hier durch. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, zu Hause zu bleiben und nicht aufs Feld zu fahren. Die bei Kriegsbeginn abgegebenen Trommeln der Zentrifugen und Butterstecken sind heute wieder ausgegeben worden. Ein jeder soll das Milch- und Buttergeschäft wieder für sich betreiben. Die Molkerei ist geschlossen.

Ob das der Anfang vom Ende ist???

Ich bin keine ängstliche Natur, aber wenn ich daran denke, was ich jetzt noch alles schreiben muss, bekomme ich Brustschmerzen. Strom gibt es vorläufig wieder keinen und ohne Arbeit habe ich bisher nicht leben können.

28. März 1945

(--) Während der ganzen Nacht kam ununterbrochen Militär hier durch; die Auflösung unserer einst so stolzen und schlagkräftigen Wehrmacht.

Die Landstraße war kaum frei von Autos, Pferdefuhrwerke, Fußgängern usw. Was alles erzählt wird, ist zum größten Teil Lüge und Aufbauschung. So sollen einmal die Amerikaner in Gönnern, dann schon in Ober- und Niederdieten sein. Von Simmersbach wird erzählt, dass sich dort ein deutscher Panzer zur Wehr gesetzt hätte und deshalb das ganze Dorf dem Erdboden gleich gemacht worden wäre. Alles nicht wahr.

Auch hier steht ein Tiger-Panzer unter der Dreschhalle in der Bach, dem der Brennstoff ausgegangen ist. Da schwirrt das Gerücht durch das Dorf, dass es auch hier Gegenwehr geben sollte. Und schon ist eine Anzahl Männer auf den Beinen, um das zu verhindern. Doch der Panzer war inzwischen abgeschleppt worden und längst über alle Berge. Auch die Soldaten und Gendarmerie die hier waren, sind alle wieder abgerückt.

29. März 1945:

Seit heute Morgen 6 Uhr kommt der Amerikaner hier durch mit Panzern, Autos und was sonst noch alles dazu zählt. An Panzern waren es allein bis Mittag etwa 300. Die Bevölkerung steht an der Straße und sieht zu. Verschiedene haben weiße Fahnen gehisst, andere wieder winken mit Taschentüchern usw. Eine Mutter bettelt sogar gleich um Schokolade.

Wie erzählt wird, hat der Amerikaner gestern in Quotshausen in manchen Häusern nach Militärangehörigen, Hitler- und Parteibüchern sowie wertvollen Gegenständen wie Schmuck usw. gesucht. Im Großen und Ganzen sollen die Truppen anständig gewesen sein, bis auf die letzten, die betrunken waren. Letztere hätten mitunter den Fußboden aufreißen lassen, um Waffen aufzuspüren. Auf Parteiabzeichen und sonstige Ausweise richten sie ihr besonderes Augenmerk.

(Wird fortgesetzt.)