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Wochenzeitung für die Gemeinde Breidenbach
Ausgabe 37/2025
Aus dem Rathaus wird berichtet
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Bürgerarchiv der Gemeinde Breidenbach und NABU-Ausstellung

Das Bürgerarchiv der Gemeinde ist in Verbindung mit der NABU-Ausstellung jeden Mittwoch von 16.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Sondertermine sind nach Vereinbarung möglich.

Telefon während der Öffnungszeit:  — 68-39

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Das Bürgerarchiv informiert:

Tagebuchaufzeichnungen des Schreinermeisters Christian Runkel

Teil 4

5. April 1945

Nach der Räumung durch die Deutschen trafen abends gegen 22 Uhr etwa 400 Amerikaner ein. Das Hauptquartier wurde bei Dr. Klingelhöfer (später Haus Dr. Schneider) eingerichtet und folgende Häuser mussten kurzfristig geräumt werden: Fritz Becker, Fritz Lenz, Otto Bergen, Karl Blöcher, Willi Ebenbach, Fritz Lauber, Fritz Will, Schütz und Frl. Krücke. Einen Tag später noch Ludwig Schmidt 8., Fritz Sinner, Adam Theis, Heinrich Schmidt 7., Wilhelm Sinner und Rieb. (Diese Häuser befinden sich in der Hauptstraße aus Richtung Niederdieten kommend und in der heutigen Perfstraße.)

Weitere 500 Mann trafen am 6. April ein, die Ihr Stabsquartier in der Schule (heute Breyden Ver waltung) aufmachten. Folgende Häuser wurden noch beschlagnahmt: G. Meißner (ohne das alte Haus), Heinrich Scherer (ohne den Laden), Heinrich Henkel 2., Willi Runkel, Heinrich Achenbach 2., Karl Weber1., Ludwig Schmidt 5., August Sinner Ww., Heinrich Reitz 4., Hermann Theophel, Pfarrer Ochs, Friedrich Bergen 2. und Heinrich Gerlach 3. (Diese Häuser befinden sich in der Hauptstraße ab Metzgerei Meissner bis in die heutigen Buderusstraße)

Diese Belegstärke von 900 Mann bei einer Einwohnerzahl von 1.200, zuzüglich 250 Evakuierter und 80 Ausländern verblieb bis zum 8. Mai 1945. Bei deren Abzug aber schon wieder etwa 600 Mann die frei gewordenen Quartiere belegten. Des Weiteren noch dazu das Wohnhaus der Buderus’schen Eisenwerke mit Werk, dem Wartesaal des Bahnhofs sowie das untere Stockwerk mit Saal des Gasthofes Runkel. Außerdem passieren täglich etwa 500 bis 600 Ausländer die Straße, welche teilweise von den amerikanischen Truppen weiterbefördert werden. Ein großer Teil musste jedoch von der Gemeinde verpflegt werden, so dass die Bäckermeister Schmidt (Haus abgerissen, lag gegenüber Meissner) und Scheffel (Bahnhofstr. 1) nicht mehr in der Lage waren, das erforderliche Brot zu liefern. Dieses musste bei den Einwohnern gesammelt werden.

Am 14. und 15. April wurden die Ostarbeiter mit Lastautos weg befördert. Wie später bekannt wurde, sind dieselben meistens in Siegen der Lebensmittel halber dort hängen geblieben. Die Lebensmittel musste Siegen stellen, weshalb es dort zu Straßenkämpfen kam. (..)

Nachdem inzwischen im Saale Reitz eingebrochen worden war, sollten die Sachen wie folgt verteilt werden: ein jeder Haushalt musste einen Sack mit seinem Namen hinbringen, der dann gefüllt wurde. Um Menschenansammlungen zu verhüten, wurden die Leute einzeln zum Abholen bestellt. Eine Herausgabe war jedoch nicht möglich, da sich die Russen auf die Säcke stürzten. Nun beorderte man den Kommandanten der amerikanischen Besatzung. Vorher hatten sich auch schon die Russen 2 Amerikaner bestellt, die ihnen behilflich sein sollten. Dies schlug jedoch fehl. Da es schon gegen Abend war bestimmte der Kommandant, dass am anderen Morgen von 8 Uhr ab mit der Ausgabe begonnen werden sollte. In der Nacht fiel dann ein Schuss. Mit der Ausgabe war es dann vorbei. Der Kommandant bestimmte, dass das Dorf in Schutt und Asche gelegt würde, wenn der Täter nicht ermittelt werde. Glücklicherweise wurde durch Chr. Achenbach festgestellt, dass ein Russe noch im Besitz einer Schusswaffe war und die angedrohten Maßnahmen unterblieben.

Nach Wochen wurde jedoch durch die Polizei festgestellt, dass einzelne Jungen noch im Besitz von Revolvern waren. Ein Gewehr lag sogar im Walde versteckt. Ein Junge hatte einen Revolver in die Jauchegrube geworfen, musste ihn aber wieder herausholen.

(Wird fortgesetzt.)