Dipperz. Mit einer Mischung aus Lampenfieber, Neugier und Begeisterung betraten fünf junge Musikerinnen und Musiker am vergangenen Wochenende im Bürgerhaus Dipperz Neuland: Zum ersten Mal standen sie selbst vor einem großen sinfonischen Blasorchester. Das Konzert war der Höhepunkt des Projekts Junge Dirigenten am Pult, getragen vom „Grenzlandorchester Hessen–Bayern–Thüringen“.
Ermöglicht wurde das Vorhaben durch die Förderung aus dem Regionalbudget des Landes Hessen. Unter der fachkundigen Leitung des österreichischen Dozenten Alois Papst erhielten die angehenden Dirigenten wertvolle Impulse – vom Schlagbild über Probenmethodik bis hin zur musikalischen Gestaltung. Papst, ein erfahrener Blasorchesterdirigent aus Linz, verstand es, das Orchester konzentriert und zugleich motivierend zu führen.
Auch Komponist Yannik Helm, dessen Werke im Programm prominent vertreten waren, betreute die jungen Dirigenten intensiv – vor allem während der Generalprobe und im Konzert selbst, das er zudem mit sachkundiger und sympathischer Moderation begleitete.
Den Auftakt gestaltete Philipp Flügel mit Ernst Hoffmanns Konzertmarsch Opening. Präzise Einsätze und klare Dynamik zeichneten seine Leitung aus. In Bachs Bist du bei mir zeigte er Gespür für feine Phrasierung, ehe das Medley Udo Jürgens live! mit bekannten Melodien wie Griechischer Wein und Aber bitte mit Sahne für ausgelassene Stimmung sorgte.
Johannes Lüpkes präsentierte mit Helms Particles und Machu Picchu zwei kontrastreiche Werke zeitgenössischer Blasmusik: rhythmisch vertrackt, farbenreich instrumentiert und von sicherer musikalischer Linie getragen.
Michael Krause brachte mit Wagners Sei uns gegrüßt erhabene Klangpracht ins Spiel und wechselte anschließend mit Peter Leitners Polka Wir sind wir charmant ins volkstümliche Fach.
Alina Simon beeindruckte mit feinem Klangempfinden in Air for Band und Yorkshire Ballad von James Barnes. Mit dem Erzherzog Albrecht-Marsch setzte sie zudem einen temperamentvollen Akzent im österreichischen Stil.
Zum Abschluss leitete Johannes Balzer Rolf Rudins Stille Hoffnung – ruhig, transparent und mit großem Ernst musiziert – sowie ein glänzend dargebotenes ABBA-Gold-Medley, das das Publikum zu begeistertem Applaus hinriss.
Die Musikerinnen und Musiker des Grenzlandorchesters, zusammengesetzt aus der Stadtkapelle Gersfeld, dem Musikverein Dipperz sowie weiteren Ensembles der Region – darunter die Musikkapelle Nüsttal, Trachtenkapelle Elters, Musikverein Poppenhausen, Georgi-Bläser Bad Brückenau, Tonica Mackenzell, Musikverein Borsch und Blaskapelle Bermbach – zeigten dabei Spielfreude, Präzision und einen bemerkenswert geschlossenen Klang.
Als Zugabe erklang schließlich „Carneval de Brasil“, erneut unter der Leitung von Michael Krause – ein temperamentvoller Abschluss eines Konzerts, das eindrucksvoll bewies, wie viel künstlerisches Potenzial in der jungen Dirigentengeneration steckt.