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Wochenzeitung für die Gemeinde Echzell
Ausgabe 11/2025
Schulnachrichten
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Zweitzeugengespräch mit Ricardo Lenzi Laubinger berührt Abschlussklassen der Singbergschule Wölfersheim

Christina Dern, Dr. Matthias Zipp, Ricardo Lenzi Laubinger, Iris Tross-Getto, Katharina Pietsch (v.l.n.r.)

Wölfersheim. Am 25. und 26. Februar 2025 nahmen die Abschlussklassen 9H und 10R der Singbergschule Wölfersheim an einem bewegenden Zeitzeugengespräch mit Ricardo Lenzi Laubinger, Vorsitzender der Hessischen Sinti-Union, teil. Die Veranstaltungen wurden von Katharina Pietsch und Dr. Matthias Zipp organisiert und von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung unterstützt.

In ihren Eröffnungsreden betonten Pietsch und Zipp die Bedeutung solcher Begegnungen für die politische Bildung junger Menschen. „Geschichte wird durch persönliche Berichte lebendig. Solche Veranstaltungen sensibilisieren Jugendliche für demokratische Werte und ermutigen sie, sich gegen Diskriminierung einzusetzen.“

Ein Kurzfilm zu den Gräueltaten des Holocausts leitete die Veranstaltung ein und schuf eine ernste Stimmung. Anschließend erzählte Laubinger bewegend von den traumatischen Erlebnissen seiner Familie. Besonders erschütternd war die Schilderung seiner Mutter, die als einzige ihrer Familie Auschwitz überlebte. Ebenso berichtete er von den grausamen Experimenten, die der KZ-Arzt Mengele an seinen Cousins durchgeführt haben soll.

Laubinger spannte den Bogen in die Gegenwart und verdeutlichte, dass Diskriminierung gegenüber Sinti und Roma auch nach dem NS-Regime fortbestand. Sinti mussten weiterhin Fingerabdrücke abgeben und wurden polizeilich registriert. Besonders empörend waren die Ablehnungen von Wiedergutmachungsanträgen, selbst im Fall seines mit zwei Monaten deportierten Onkels.

Ein besonders emotionaler Moment war das Wiedersehen mit seinem Halbbruder 1978, den die Kriminalpolizei zuvor für tot erklärt hatte. Die Schüler verfolgten den Vortrag aufmerksam, stellten viele Fragen und zeigten großes Interesse an der Thematik.

Zum Abschluss appellierte Laubinger an die Jugendlichen, sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. Die Veranstaltung hinterließ einen nachhaltigen Eindruck und verdeutlichte die Relevanz historischer Erinnerung.

(PIK/ZIM)