Teil 1
Sie werden sich jetzt fragen „was hat das Kloster Haina mit Bingenheim zu tun?
Wenn „Eine(r) eine Reise tut“, dann findet sie etwas über Bingenheim. So erlebt von Ute Hübner, die das Koster in Haina besuchte und uns Informationsmaterial mitbrachte. Und siehe da, darin ist etwas über Bingenheim zu lesen. Nachstehend zitieren wir aus der Broschüre:
Die Nachkommen des Hospitalbäckers Johann Heinrich Tischbein waren an mehr als 30 Orten in ganz Europa tätig.
Im Kloster Haina hat eine der bekanntesten deutschen Künstlerfamilien ihren Ursprung. Der Stammvater Johann Heinrich Tischbein (*18.11.1682 in Marburg, +23.01.1764 in Haina) war dort der Hospital-Bäcker. Aus seiner Ehe mit Susanna Margaretha geb. Hinsing (*1690, † 18.01.1772 in Haina, Hochzeit am 29.09.1711 in Bingenheim), der Tochter eines Schlossers und Uhrmachers aus Bingenheim in der Wetterau, gingen in drei Generationen mehr als zwei Dutzend Maler und Malerinnen hervor. Johann Heinrich und Susanna Margaretha hatten 9 Kinder.
Sie waren an mehr als 30 Orten in ganz Europa tätig und trugen den Namen Hainas in die Welt hinaus. Das Magazin „Der Spiegel" bezeichnete die Tischbeins als „Genies im Familienpack", deren herausragende Produktion wegweisend für die deutsche Kunst gewesen sei. Andere Experten sehen bei ihnen eine ähnliche Häufung von Talenten wie in der thüringischen Musikerfamilie Bach, deren bedeutendster Vertreter der Barockkomponist Johann Sebastian Bach war.
Die Freude am kreativen Gestalten wurde den sieben Jungen und zwei Mädchen der ersten Generation schon zu Hause vermittelt. Der Vater schreinerte und drechselte nebenher, um den kargen Bäckerlohn aufzubessern. Zudem entwarf er Stickmuster für die Mutter, die jungen Mädchen Handarbeit beibrachte und für das Hospital die Wäsche flickte. Abends am Familientisch leiteten die Eltern ihre Kinder im Zeichnen und Sticken an, wie einer der Söhne auf einer Zeichnung festhielt.
Als erster begann 1729 der junge Valentin Tischbein (1715-1768) eine Malerlehre, nachdem sein Talent beim Zeichnen in der Klosterkirche von einem hessischen Hofbeamten entdeckt worden war. Vier seiner Brüder eiferten ihm nach, und ebenso zahlreiche männliche und weibliche Nachkommen.
Der berühmteste ist Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829), dessen Geburtshaus an der Hainaer Klostermauer bis heute erhalten ist. 1786/87 schuf er in Rom das weltbekannte Bild von Goethe in Italien, später lebte er auch in Neapel, Oldenburg und Eutin.
„Goethe in der Campagna“ ist der Titel des bekanntesten Gemäldes von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein. Das großformatige Bild im klassizistischen Stil zeigt den Dichter Johann Wolfgang von Goethe, den der Maler auf dessen Italienreise 1786/87 porträtierte. Goethe war am 29. Oktober 1786 in Rom eingetroffen und schon am nächsten Tag in das Haus am Corso gezogen, wo Johann Heinrich Wilhelm Tischbein lebte.