Heimat- und Geschichtsverein Echzell e.V.

Neues zu den Bingenheimer Hexenprozessen

Vortrag am 26.9.2022 um 20 Uhr

Unter dem Landgrafen Wilhelm Christoph wurde zwischen 1651 und 1660 in Bingenheim eine Welle von Hexenprozessen durchgeführt, denen nach aktualisierter Zählung 56 Menschen zum Opfer fielen – Frauen, Männer und Jugendliche, zumeist aus Echzell, Bingenheim, Gettenau und Bisses.

Was bisher über diese Prozesse bekannt war, beruht im Wesentlichen auf einem Bündel von Akten, das im Archiv der evangelischen Kirche zu Echzell verwahrt wird. Umfangreich und anschaulich, aber leider oft auch künstlerisch entstellend zitiert daraus Georg Schäfer in dem Roman „Die Hexe von Bingenheim“, den der damalige Bingenheimer Rentmeister vor etwa 130 Jahren geschrieben hat und der 1975 mit Ergänzungen des Heimatforschers Rudolf Kießling neu aufgelegt wurde.

Die Echzeller Akten sind jedoch alles andere als vollständig; es sind durchweg nur Bruchstücke. Tatsächlich waren die Prozesse umfangreich protokolliert worden. Gleichwohl ist im Echzeller Material nur ein stark von Mäusen zerfressenes Protokoll enthalten; die übrigen waren dem Aktenbestand bereits entnommen worden, bevor er um 1890 an Schäfer übergeben und später in das Pfarrarchiv übernommen wurde.

Eines dieser Protokolle, dessen Original verschollen ist, war bereits 1883 im Unterhaltungsblatt des Oberhessischen Anzeigers veröffentlicht worden, von sechs weiteren ist seit Langem bekannt, dass sie in der Gießener Universitätsbibliothek verwahrt werden. Eines davon ist in einer Dissertation aus dem Jahr 1935 wörtlich wiedergegeben. Der Verbleib der übrigen war bisher unbekannt

Der Heimat- und Geschichtsverein Echzell e.V. hat nun durch aufwendige Recherche in verschiedenen hessischen Archiven zahlreiche weitere Protokolle und andere Akten zu den Bingenheimer Prozessen ausfindig gemacht und mittlerweile auch nahezu vollständig abgeschrieben. Daraus ergeben sich umfassende neue Erkenntnisse, nicht zuletzt die genaue Zahl der Opfer und ihre Namen. Pfarrer Reiner Isheim und Dr. Jochen Degkwitz werden darüber in einem Vortrag in der Bingenheimer Kirche am Montag, den 26. September 2022 um 20.00 Uhr berichten.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.