Ev. Kirchengemeinden Bingenheim, Bisses, Echzell und Gettenau u. Leidhecken

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In Erinnerung an Pfarrerin Claudine Geddert

Wie Sie sicherlich bereits erfahren haben, ist die in Bingenheim langjährig tätige Pfarrerin Claudine Geddert kürzlich verstorben. Grund genug zumindest einen kurzen Überblick Ihres Wirkens zu geben:

Die 1935 geborene Tochter eines Pastors wuchs in Hannover auf. Ihr Entschluss stand recht frühzeitig, trotz Abraten des Vaters fest, Theologie studieren zu wollen. Unter ihren Mitstudenten hatte sie es dann allerdings schwer. Denn seinerzeit waren Frauen im angehenden Pfarrdienst noch nicht so selbstverständlich wie heute. Frauen wurde es nicht zugetraut. Ihre Mitstudenten verhöhnten sie bisweilen.

Aber sie hielt an ihrem Bestreben fest und wurde schließlich 1965 ordiniert und trat ihren Dienst hier in Bingenheim an, wo sie eine prägende Figur auch im öffentlichen Leben war. Und das über 32 Jahre lang. Immerhin war seinerzeit unsere Landeskirche die erste, die überhaupt Frauen ordinierte und mit einem ordentlichen Pfarramt beauftragte.

Aber mit dieser Einschränkung: Erst im Jahr 1969 durften Seelsorgerinnen in unserer Landeskirche heiraten - bis dahin gab es den Zölibat für Frauen, also auch für Pfarrerin Geddert. Dies aber nahm sie in Kauf, denn sie ergriff diesen Beruf aus Berufung.

Sie berichtete einmal, dass sie eigene Kinder wohl nicht vermisst habe, aber später dann die Enkel. Von einem Mann aber, war nie die Rede. Offensichtlich hatten ihre Mitstudenten damals bei ihr keinen guten Eindruck hinterlassen.

Sie sei überall in der Gemeinde mit offenen Armen empfangen worden, berichtete sie. Denn sie schätzte den persönlichen, menschlichen Kontakt über alles. Deshalb wird sie auch sehr vielen Menschen der Gemeinde als Seelsorgerin in Erinnerung bleiben.

1985 wurde sie sogar zur Dekanin gewählt, als zweite Dekanin unserer Landeskirche überhaupt.

Sie blieb bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1997 Pfarrerin hier in der Gemeinde Bingenheim und Leidhecken. Und wurde in einem würdigen Rahmen unter großer Beteiligung verabschiedet.

Hiernach zog sie an den Bodensee, wo sie zuvor oftmals ihren Urlaub verbracht hatte. Aber auch hier dachte sie nicht an Ruhestand. Weiterhin war sie tätig für die Kirchengemeinde und gestaltete so manchen Gottesdienst.

2021 ist ihr eine Ausstellung gewidmet worden, die hier in Bingenheim gezeigt wurde zum Thema „Mutige Schritte - Starke Frauen - 50 Jahre Gleichstellung im Pfarrberuf“. Wer, wenn nicht Pfarrerin Geddert ist Beispiel für diesen Weg.

Claudine Geddert selbst betrachtete sich nicht als Vorkämpferin oder gar als Emanze. Sie sagte einfach: „Ich wollte diesen Beruf. Und ich bin diesen Weg gegangen.“

Vergangene Woche wurde sie in Überlingen beigesetzt.

Pfarrerin Geddert wurde im Rahmen eines Gottesdienstes in Bingenheim gedacht und gewürdigt für ihre prägende geistliche Begleitung einer ganzen Generation.

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