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Wochenzeitung für die Gemeinde Echzell
Ausgabe 6/2023
Kirchliche Nachrichten
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Weltgebetstag 2023 - Taiwan - Glaube bewegt

Herzliche Einladung zum Gottesdienst am 03. März 2023 um 19.00 Uhr in der evangelischen Kirche Gettenau

Taiwan – ein bewegtes Land

Taiwan – ein demokratisches Land mit 23 Millionen Menschen, vor der Südküste Chinas, zwischen Japan im Nordosten und den Philippinen im Süden, mit einer Fläche etwa so groß wie Baden -Württemberg.

Jahrtausendelang war die Insel, mit ihrem undurchdringlichen Dschungel, subtropischen Klima und 4000 Meter hohen Gebirgen von außen nahezu unbehelligt. Chinesische Kaiser*innen sahen es als Fleck im Ozean, 200 Kilometer vor ihrer Küste gelegen und besiedelt von Barbaren*innen die der chinesischen Sprache und Kultur nicht mächtig waren. Die indigenen Stämme, die auf der Insel lebten, stammten von pazifischen Seefahrer*innen* ab und sind u.a. verwandt mit den Maori in Neuseeland.

Heute machen die ursprünglichen Taiwaner*innen* noch rund 2,4% der Bevölkerung aus. Die wenigen indigenen Kulturgüter, die die Jahrhunderte der Fremdherrschaft überlebt haben, stoßen im demokratischen Taiwan inzwischen wieder auf großes Interesse.

Mit dem Kolonialismus im 16. Jahrhundert gewann die günstig gelegene Insel an Bedeutung für die unter anderem portugiesischen Eroberer. Auch holländische und spanische Besatzer *innen landeten auf dieser schönen Insel „Ilha Formosa“. Sie warben Siedler*innen aus China an, die das Land urbar machen sollten. In den nächsten Jahrhunderten folgten Migrationswellen aus China, die die chinesische Sprache Hakka und Hokkien mit auf die Insel brachte. Hochchinesisch kam erst 1945 mit der Republik China nach Taiwan.

Nach dem sino-japanischen Krieg fiel Taiwan 1895 an Japan. Die Insel wurde zu Japans moderner Musterkolonie, die nach dem Zweiten Weltkrieg an die Republik China ging.

Den Namen „Republik China“(Taiwan) trägt der Inselstaat bis heute, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Von 1949 - 1971 gab es zwei Regierungen, die diplomatisch darum konkurrierten die legitime chinesische Regierung zu sein. Im Jahr 1971 erkannten die Vereinten Nationen die Volksrepublik China offizielle als einzige legitime Vertretung Chinas bei der UN an. So verlor Taiwan nach und nach die Unterstützung vieler Verbündeter, da die Volksrepublik China wirtschaftlichen Druck ausübte und bis heute ausübt. Taiwan bemüht sich dennoch international um wirtschaftlich und freundschaftliche Beziehungen. Ihre in Asien vorbildliche Demokratie ist vergleichbar mit der in Deutschland.

Volksglaube in Taiwan

In Taiwan herrscht Religionsfreiheit. Wegen der Toleranz gegenüber verschiedenen Glaubensrichtungen konnten viele Religionen Fuß fassen.

Oftmals gibt es innerhalb einer Familie Anhänger verschiedener Glaubensrichtungen. Verschiedene Religionsgemeinschaften existieren friedlich nebeneinander. Die spirituelle Vielfalt führt zu Toleranz und gegenseitigem Respekt. Besonders verbreitet ist die Verehrung der mütterlichen Mazu, Beschützerin der Seefahrer*innen und Fischer*innen, an die man sich mit allen Sorgen wenden kann.

Götter sind in Taiwan keine entrückten Wesen, sondern haben menschliche Eigenschaften und mischen sich gern unters Volk. Der Volksglaube wäre ohne Tempelumzüge, mediale Manifestationen und Geisterglauben nicht denkbar. Dass das Göttliche so nah und greifbar ist, gibt den Menschen Halt.

In Taiwan kann man keinen Kilometer laufen, ohne auf einen Tempel zu stoßen. Die Tempelkultur ist lebendig und bunt. Wenn jemand ein Anliegen hat, sucht er sich den passenden Adressaten im entsprechenden Tempel. Die Trennung zwischen Buddhismus, Daoismus und Volksglauben ist in den Tempeln unscharf.

Zu den traditionellen chinesischen Religionen gehören Buddhismus, Daoismus und unterschiedliche Volksreligionen. Während der japanischen Besetzung (1895 – 1945) wurden die Daoisten schwer verfolgt. Sie begannen, ihre Gottheiten heimlich in buddhistischen Tempeln zu verehren. Als Taiwan am Ende des Zweiten Weltkriegs wieder chinesischer Verwaltung unterstellt wurde, waren die beiden Religionen bereits fest miteinander verschmolzen. Deshalb sind heute nur wenige Tempel rein buddhistisch oder rein daoistisch. Vielmehr verehren die meisten Taiwanesen bis heute eine Vielzahl von buddhistischen und daoistischen Göttern. Viele dieser Gottheiten – wie z.B. Konfuzius - waren ursprünglich Sterbliche, die ihren göttlichen Status aufgrund besonderer Tugenden oder Verdienste erlangten.

Bilder © weltgebetstag.de