Ortsbürgermeister Paul Gärtner bei seiner Rede am Festabend
Bürgermeister Bratborski aus Kozmin
Altbürgermeister und Vereinsvorsitzender Kasprzak aus Kozmin
Friedenskirche in Jawor
Eingang KZ Groß Rosen in Rogoznica
Führung im Museum im KZ
Führung in der Landskron-Manufaktur in Görlitz
Empfangs-Abendessen im Hotel in Krotoszyn
Früh, am Mittwoch, um 4:13 Uhr, begann die Fahrt mit dem Reisebus von Bellheim Richtung Polen. Vereinsmitglieder, Vorstandsmitglieder und Freunde der Partnerschaft, natürlich auch Ortsbürgermeister Paul Gärtner sowie der 22. Bellheimer Lord Marco Foye waren guter Dinge und voller Erwartung.
Irma Geißert verteilte nach der Begrüßung das vorgesehene Programm und weitere Informationen. Nach ruhigem Fahrtbeginn konnten wir auf einem Rastplatz das ausgiebige Frühstück genießen. Nun ging die Fahrt weiter Richtung Dresden, wo wir wieder auf einem Rastplatz die Mittagspause mit Fleischkäsebrötchen genossen.
In Görlitz konnten wir gegen 15.30 Uhr im Hotel „Am Goldenen Strauß“ einchecken.
Görlitz ist eine Deutsch-Polnische Stadt und hat ca. 55.000 Einwohner. Auf der polnischen Seite heißt Görlitz Zgorzelec und hat ca. 30.000 Einwohner. Um 17.00 Uhr trafen wir uns am Hotel zur Stadtrundfahrt durch Görlitz und Zgorzelec. Der Stadtführer erklärte uns die vielen Sehenswürdigkeiten. Die schöne Stadt in West und Ost ist während des Krieges verschont geblieben und dadurch konnten durch Renovierungen die alten Gebäude erhalten werden. Die Grenze konnten wir ohne Probleme hin und zurück passieren. Der Stadtführer, der uns auch von der Geschichte Görlitz erzählte, lobte unseren Busfahrer, der die Tour durch teilweise engen Straßen mit Bravour geleistet hat und brachte uns zum nächsten geplanten Termin, an die Landskron Brau-Manufaktur Görlitz. Herzlich wurden wir im Hof der Brauerei, die seit 1869 besteht begrüßt. Im Innenraum an der Theke konnte jeder Bier probieren, wo uns auch 3 Bierfiedler mit ihren Kostümen musikalisch empfingen. Bevor es in die Gewölbekeller ging, wurde uns vieles von der Entstehung bis heute über die Landskron Brau-Manufaktur erzählt. Dann ging es über Treppen mit Erklärungen und immer wieder Musik in die 12 m tiefen Gewölbekeller, wo wir direkt das „Zwickelbier“ genießen konnten. Oben wieder angekommen war schon das reichhaltige Brauerbuffet angerichtet. Mit den Bierfiedler und den verschiedenen Biersorten war das ein gelungener Abend und ein schöner Abschluß des Tages. Zurück im Hotel, war jeder froh ins Bett zu kommen.
Der Donnerstag begann mit gutem Frühstück, alle waren guter Laune. So konnten wir bereits um 7.45 Uhr auschecken und pünktlich die Fahrt nach Polen fortsetzen. Die Grenze passierten wir problemlos. So kamen wir um ca. 10.00 Uhr in Rogoznica an, wo wir von einer Gruppe aus Kozmin herzlich empfangen wurden. Die mitgebrachten Kaffeestückchen waren sehr lecker und konnten mit dem von unseren Busfahrer gekochten Kaffee, unterhaltsam genossen werden.
Anschließend besichtigten wir das ehemalige Konzentrationslager Gross Rosen. Dieses Lager war ein ausgesprochenes Arbeitslager. Die Häftlinge mussten im Granit-Steinbruch arbeiten und wogen nach 3-4 Wochen harter Arbeit nur noch ca. 30 kg. Viele überlebten keine 3 Monate. Bei der Filmvorführung und dem anschließendem Rundgang erfuhren wir, mit was für Gräueltaten die Häftlinge um ihr Leben gebracht wurden. Man konnte sich nicht vorstellen, dass so etwas möglich war.
Nach diesen nicht schönen Anblicken, fuhren wir nach Jawor zu der Friedenskirche eine bedeutende Sehenswürdigkeit der höchsten Weltklasse, seit 2001 zum UNESCO Weltkulturerbe anerkannt. Diese Kirche ist komplett aus Holz, Lehm, Sand und Stroh. Der Bau begann 1654 und wurde schon bereits 1655 vollendet. Der Hauptaltar 9,2 m hoch und 5 m breit ist das Werk von Schreinermeister Schneider aus Landshut. Einen prachtvollen Eindruck machten die ca. 200 Gemälde an den 4 Emporen.
Das Mittagessen im Restaurant „Tradycja Po Polsku“ in Legnica wartete schon auf uns. Mit einem nochmaligem Zwischenstopp kamen wir in Krotoszyn, der Kreisstadt von Kozmin an. Viele Kozminer Freunde empfingen uns mit Herzlichkeit und Umarmung vor dem Eingang des Hotels. Mit einem gemeinsamen Abendessen fand der erlebnisreiche Tag sein Ende. Die Bellheimer die ein Hotel bevorzugten, konnten einchecken und die privat untergebrachten fuhren nach Kozmin in die Gastfamilien. Im Hotel, aber besonders in den Gastfamilien war natürlich der Tag noch lange nicht zu Ende.
Der Freitag war informativ auf unsere Partnerstadt Kozmin eingestellt. Als erstes war die Besichtigung der Christbaumschmuckfabrik „Bombki“. Der Juniorchef zeigte uns die Herstellung und Bemalung bei der Führung durch das Betriebsgelände. Danach fuhren wir zur Kerzenfabrik „Adpal“. In der Ausstellung konnten wir die von ihnen produzierten Kerzen bestaunen. Die Firma ist sehr bekannt und stellt ihre Produkte auf der Frankfurter Messe aus. Gemeinsam nahmen wir das Mittagessen im Restaurant „Pod Wieza“ ein. Nach der Mittagspause besichtigten wir die alte Windmühle. Ein Spaziergang durch den Park am Orla Fluß mit dem schönem Brunnen (der gleiche wie in Bellheim), Besichtigung der Pfarrkirche, der Grotte neben der Kirche, das Bellheimer Wappen, den vor Jahren gepflanzten Kugelahorn und Gingobaum und dem evangelischen Friedhof mit dem gestifteten Granitkreuz, wo die Besichtigungstour endete. Die eine Gruppe fuhr wieder in das Hotel zum Abendessen und gemütlichem Beisammensein. Die andere Gruppe blieb in Kozmin, bei den Gastfamilien, die für einen schönen Abend sorgten.
Am Samstagvormittag war Freizeit eingeplant. Das Mittagessen nahmen wir wieder im Restaurant „Pod Wieza“ ein.
Zum Jubiläumstreffen trafen wir Bellheimer und Kozminer uns um 16:30 Uhr im Hotel „Zajazd pod Szyszkami“ in Krotoszyn.
Mit großer Freude und Stolz begrüßte Herr Boleslaw Kasprak, Präsident des Vereins, alle zur Feier anlässlich des 45. Jahrestages der Hilfe, Zusammenarbeit, Freundschaft und Partnerschaft. Ein Auszug seiner Rede ist: Außergewöhnlich ist es, dass Freundschaft, Partnerschaft und gemeinsame Werte fast ein halbes Jahrhundert verbinden. Gemeinsam haben wir Brücken gebaut nicht aus Beton und Stahl, sondern aus Vertrauen, gegenseitigen Respekt und gemeinsamen Erfahrungen. Jugendaustausch, Delegationsbesuche, Verbandstreffen, gemeinsame Kultur-, Bildungs- und Sozialprojekte, der Aufbau von Symbolen in den Partnerstädten, all das hat unsere Gemeinschaften, unsere Familien, unsere Kinder einander näher gebracht. Denken wir heute auch an unsere Verstorbenen, die uns auch unauslöschliche Spuren hinterlassen. Liebe Frau Irma Geißert, liebe Freunde aus Bellheim, Eure Anwesenheit hier und heute ist ein Beweis dafür, dass die Partnerschaft nicht mit unterzeichneten Dokumenten endet, sie lebt in den Menschen, die sich treffen, miteinander sprechen, sich gegenseitig helfen, gemeinsame Freuden und Sorgen teilen und voneinander lernen wollen, wie man in Freundschaft lebt. Gemeinsam mit dem Bürgermeister von Kozmin habe ich die Ehre, Gastgeber dieses Jubiläums zu sein. In den Jahren des Kriegsrechts in Polen haben wir mit Prälat Stanislaw Goj, unsere Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Menschen aus Bellheim unter Leitung von Irma Geißert begonnen, diese schöne 45-jährige Geschichte zu schreiben, die mehrere Generationen in Kozmin und Bellheim miteinander verbunden hat. Jeder von uns, ohne Ausnahme, hat einen Teil von sich selbst in dieses Engagement eingebracht. Dieses Jubiläum soll uns nicht nur an die Vergangenheit erinnern, sondern uns auch für die Zukunft inspirieren, Ich danke von ganzem Herzen für die 45 Jahre und freue mich auf weitere gemeinsame Momente. In fünf Jahren werden sie Ihr 50-jähriges Jubiläum feiern. Soweit ein Auszug der Rede des Vorsitzenden Boleslaw Kasprzak.
In der Rede von Bürgermeister Matje Bratborski: Vor 45 Jahren war Polen noch in den düsteren Fesseln des Kommunismus gefangen. Das politische und wirtschaftliche System raubte den Polen nicht nur ihre Freiheit und Bürgerrechte, sondern machte auch das alltägliche Leben schwer. Viele Menschen litten unter dem Mangel an grundlegenden Produkten und Mitteln, die für ein normales Leben notwendig waren. Und gerade damals fanden sich in rund 1000 km entfernten Bellheim Menschen, denen das Schicksal der ihnen doch unbekannten Bewohner von Kozmin nicht gleichgültig blieb. Diese Hilfe erwies sich nicht als einmalige Geste, sondern nahm Form dauerhafter Kontake an, die mit der Zeit nicht nur einen caritativen Charakter hatten, sondern dauerhafte Beziehungen entstehen ließen. So wurde auch 2002 zwischen den Gemeinden Bellheim und Kozmin eine offizielle Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Das europäische Erbe ist meiner Meinung nach, was unsere Kontakte zusammenhält. Beweise für das, gibt es in der 45-jährigen Geschichte der Zusammenarbeit zwischen den Einwohner von Bellheim und Kozmin mehr als genug. Es ist heute nicht notwendig sie aufzuzählen, denn sie leben in den Herzen und Erinnerungen vieler hier Anwesender. Nicht erwähnt bleiben dürfen jedoch Frau Irma Geißert und Herr Boleslaw Kasprzak, die seit vielen Jahren ihre Zeit widmeten und sich bemühten, Einheit und Vertrauen zwischen unseren Gemeinschaften aufzubauen. Dafür danke ich ihnen herzlich. Ich glaube fest daran, dass wir, indem wir weiterhin so handeln wie bisher, einen Baustein zum Aufbau eines gemeinsamen, sicheren europäischen Hauses beitragen. Soweit ein Auszug seiner Rede.
In der Rede von Ortsbürgermeister Paul Gärtner sagte er: es ist mir eine große Freude und Ehre, heute wiederholt in Polen bei unseren Partnern zu sein. Besonderen Dank möchte ich Maciej Bratborski, Boleslaw Kasprzak und Frau Irma Geißert, die diese Partnerschaft über Jahre am Leben halten. Unsere Partnerschaft zeigt, dass es nicht nur um formale Kooperation geht, sondern um Menschen, die füreinander da sind. Natürlich wissen wir, dass es in beiden Ländern politische Unterschiede gibt, die manchmal auch zu unterschiedlichen Sichtweisen führt. Doch genau darin liegt auch eine große Stärke unserer Partnerschaft. Wir können diese Unterschiede nicht nur respektieren, sondern sie als Chance sehen, einander besser zu verstehen. Unser Partnerverein hier in Polen ist für uns ein lebendiges Beispiel, wie Zusammenarbeit Grenzen überwinden kann. Wir sind stolz darauf, was wir gemeinsam erreicht haben und zuversichtlich, dass wir noch vieles zusammen gestalten werden. Lassen sie uns mit Zuversicht in die Zukunft blicken und auf weitere Projekte, auf neue Begegnungen, auf eine noch engere Freundschaft zwischen unseren Vereinen und Ländern. Wir freuen uns sehr auf die kommenden gemeinsamen Jahre. Soweit einen Auszug seiner Rede.
Irma Geißert begrüßte den Vereinsvorsitzenden, den Bürgermeister und die Freunde aus Bellheim und Kozmin: 45 Jahre Geschichte und Freundschaft zwischen Kozmin und Bellheim, zwei Orte aus dem großen Haus Europa. Seit 1980 bestehen Kontakte. Es war keine schöne Zeit für das polnische Volk. Viele junge Familien verließen das Land und suchten in europäischen Ländern eine neue Heimat. Wir in Bellheim versuchten mit Paketen und großen Transporten, das Leben hier ein bisschen leichter zu machen. Gemeinsam mit den Leuten aus Kozmin haben wir die Kontakte ausgebaut und intensiviert.Sichtlich gerührt war sie bei den Worten: In der Gruppe von Bellheim sind Irma und Eugen Geißert, sowie Ludwig und Christian Müller, welche ganz am Anfang dabei waren und mit dem eigenen PKW hinter den Eisernen Vorhang nach Kozmin gekommen sind. Auf Kozminer Seite Boleslaw und Gabriela Kasprzak, sowie Malgorzata Michalska und ihre Eltern. Sie haben uns aufgenommen, bewirtet trotz der schlechten Zeit, als kennen wir uns schon 100 Jahre.
Wir Fremde, wir sind ganz schnell Freunde geworden. So wurde die Freundschaft und Partnerschaft zudem was sie heute ist, Danke dafür. Es wurde in diesen vielen Jahren sehr viel gemeinsam bewegt. Es wurden Zeichen der Verbundenheit in Kozmin und Bellheim gesetzt. Es wurde Geschichte, auch die dunkelsten Jahre der Geschichte gemeinsam aufgearbeitet. So konnten wir 80 Jahre nach Kriegsende am Donnerstag das KZ Groß Rosen besuchen. Jeder hatte seine eigenen Gedanken, bei dem was wir gesehen haben. Es ist ein kleines Wunder, das wir gemeinsam, polnische und deutsche Leute darüber sprechen können. Wir haben bis heute nicht aufgegeben einen gemeinsamen Konsens zu finden, damit wir heute hier zusammen sitzen und feiern, das ist nicht selbstverständlich, da ist Energie, Ausdauer und gegenseitiges Verständnis darin versteckt. Zukunft hat Vergangenheit, deshalb wollen wir in die Zukunft sehen, vielleicht eine bessere Zukunft für unsere Nachkommen. Lernen wir aus der Vergangenheit. Danke. Soweit einige Worte.
Glückwünsche vom Bundestagsabgeordneten Thomas Gebhart überbracht von Irma Geißert:
Dieses außergewöhnliche Jubiläum ist ein besonderer Meilenstein und daher Anlass, um inne zuhalten, das Erreichte zu würdigen und gemeinsam zu feiern. In den vergangenen 45 Jahren sind zwischen Ihnen allen echte persönliche Freundschaften entstanden, beständig und voller schöner Erinnerungen. hüten und pflegen sie diese Freundschaften wie einen Schatz, bewahren sie ihre gemeinsamen Werte und Traditionen. Wir alle sollten stets bedenken, das der beste Weg einen Freund zu haben der ist, selbst einer zu sein.In diesen Sinne wünsch ich ihnen allen ein wunderbares Fest und alles Gute für die Zukunft. Soweit einige Worte.
In der Rede vom Bellheimer Lord Marco Foye kam seine Freude über den Besuch in Kozmin zum Ausdruck. Auch als Repräsentant der Bellheimer Brauerei, die in den Anfangstagen dieser Partnerschaft bereitwillig und großzügig dieses Vorhaben unterstützte, herzliche Grüße übermitteln. Ich konnte auch bei der 1250 Jahr Feier in Bellheim einige von Euch kennenlernen. Lasst uns daher in diesem Sinne diese europäische Partnerschaft weiterhin mit Leben und Freude füllen. Grenzen gibt es auf der Landkarte, in unseren Köpfen und Gedanken als gemeinschaftlich miteinander verbundene Menschen, brauchen wir diese nicht. Soweit einige Worte.
Es wurden Blumen vom Bürgermeister und dem Stadtratsvorsitzenden an Irma und Gabriela überreicht. Auch der Bellheimer Ortsbürgermeister überreichte Blumen, Weinpräsente und Bier.
Vom Freundschaftskreis überreichte Irma Geißert an jede Familie zur Erinnerung an den Besuch der 1250-Jahr Feier 2024 in Bellheim ein Fotobuch. Der Bellheimer Lord überreichte einige Lordgeschenke.
Boleslaw Kasprzak überreichte im Rahmen dieser Feier an einige Bellheimer ein Pokal
„Für 45 Jahre Aufbau von Hilfe, Zusammenarbeit, Freundschaft und Partnerschaft“.
Es war ein gelungener, fröhlicher Abend mit großem Buffet, Getränken und Musik. Wir werden diesen Abend noch lange in Erinnerung behalten.
Am Sonntag war der traditionelle Gottesdienst und ein gemeinsames Foto vor der Jesu-Statue. Danach die Verabschiedung von unseren Freunden mit Umarmung, Tränen und guten Wünschen für die Heimreise.
Nach einem Zwischenstopp bei der Firma Bunzlauer Keramik in Bunzlau konnten wir die Grenze nach einem Stau von ca 50 Minuten ohne Probleme passieren.
In Chemnitz machten wir im Gasthof „An der Schloßmühle“ eine Essenspause.
Mit vielen Eindrücken sind wir etwas verspätet (was bei der langen Strecke möglich sein kann) in der Nacht alle wohlbehalten in Bellheim angekommen.