Nach der Trauerbeflaggung zum Tod des Papstes war als Zeichen der Europawochen die Freude an den Fahnen abzulesen: Aus Halbmast wurde Vollmast und die Hessen-Fahne wurde abgelöst durch eine Fahne der Tschechischen Republik. Diese etwas kleinere Fahne hat eine Geschichte: Die Tschechien-Flagge wurde gehisst, als vor 25 Jahren die erste Besucher-Gruppe aus dem früheren Petschau begrüßt wurde. Weil keine Tschechien-Fahne aufzutreiben war, wurde sie aus einer Hessen-Fahne im Rathaus selbst genäht. Auf Rot und Weiß musste nur noch das blaue Dreieck angebracht werden. Schon die Fahnen zeigen uns: Es gibt mehr Verbindendes als Trennendes, habe ich gesagt, als ich meinen Bürgermeister-Kollegen Miroslav Nepraš begrüßen konnte. Und auch für den Besuch aus Thüringen war dieser Tage unsere Freundschaft auch an den Fahnen ablesbar. Hessen und Thüringen unterscheiden sich in den Hoheitszeichen kaum.
Wenn wir dieser Tage an das Ende des Weltkriegs-Wahnsinns gedenken, ist mir gerade der Austausch mit den Freunden in Becov nad Teplou und Altenfeld wichtig: Wir blicken zurück und sagen uns zurecht: Nie wieder Krieg! Friedlicher wird’s erst, wenn wir - wie die Kinder und Jugendlichen wieder im Abschluss-Konzert und beim Schüleraustausch bewiesen haben - neugierig aufeinander miteinander leben lernen. Wir finden immer mehr verbindende Gemeinsamkeiten als unüberbrückbare Gegensätze. Wenn wir das Konzert mit dem Motto „So klingt Europa!“ überschreiben, wird dieser Titel bei jedem Mal spürbarer. Auch wenn es manchmal falsche Töne und Missstimmung gibt, bekommen wir auch Dissonanzen aufgelöst zu einer Harmonie. Und Harmonie heißt nicht Gleichklang, sondern Zusammenklang.