Der Landrat hat recht, wenn er sagt: „Wir sind der Lahn-Dill-Kreis. Wir können Schulen bauen, Schulen ausstatten, Schulen betreiben… Wir können uns keine Azubis backen.“ Nein, das können wir Bürgermeister auch nicht. Aber wir helfen gerne dabei. Wenn also das Land Hessen (Reform „Zukunftsfähige Berufsschule“) und der Kreis (Änderung der Schulbezirkssatzung) über die Zukunft in den Städten und Gemeinden entscheiden, möchte ich wenigstens die Chance zum Helfen haben.
Vielleicht liegt es am sperrigen Namen, dass sich die Entscheider in Ministerium und Kreistag wie auch die Eltern zuhause wenig Gedanken machen, die „Zerspanungsmechaniker“ nicht weiter nach Dillenburg in die Berufsschule gehen zu lassen, sondern nach Wetzlar - und dabei werden diese Allrounder im Nordkreis gebraucht. Und sie hatten - wie viele während Corona - keine Chance, für diesen Allzweck-Beruf zu werben. Vielleicht ist der „Zerspanungsmechaniker“ zu weit nach hinten im Alphabet gerutscht - als der Beruf noch „Dreher“ hieß, konnten damit viele etwas anfangen. Wenn man heute hört, wer früher einmal „Dreher“ gelernt hat und heute Senior-Chef einer pfiffigen Firma ist, bekommt man schon eher Interesse an dem Berufsbild. Da hat jemand - im wahren Wortsinn - den Dreh heraus.
Und genau das möchten wir tun dürfen: Wir drehen das Alphabet herum und beginnen mit dem Z.
Der Landrat hat zugesagt, dass bei 12 Schülern die Berufsschul-Klasse für die angehenden Zerspanungsmechaniker in Dillenburg bleibt. Ende April haben sich die Firmen, die „Zerspaner“ ausbilden, bei der IHK in Dillenburg getroffen. Von dort kam die Zusage für 14 Schüler, wovon schon 6 unter Vertrag sind. Die Entwicklung wird dann Ende Mai nochmals bei den Firmen abgefragt.
Und das ist meine Hoffnung, dass sich noch ein Dutzend „Dreher“ findet und die Gewerblichen Schulen in Dillenburg den Beruf der Zerspanungsmechaniker zusammen mit vielen hochkarätigen Betrieben der Region ausbilden können und niemand unnötig weit fahren muss. Auf dem „Schwarzen Brett“ der Berufsschule (www.gs-ldk.de) suchen folgende Firmen noch Azubis für den Zerspaner: Siba in Frohnhausen, Sibre in Rodenbach, Würz in Mademühlen, ATF in Breitscheid, Metec in Eibelshausen, Herborner Pumpen, Ingersoll in Haiger. Das sind Unternehmen, die haben den Dreh raus. Da müssen sich doch auch die jungen Menschen finden, die deren und unsere Zukunft „drehen“.