Vor Feierabend und am Freitag kommt der Leichtsinn
Der Computer hilft uns, Probleme zu lösen, die wir ohne ihn nicht hätten. Heißt es. So genannte Cybersicherheit am Arbeitsplatz ist heute das Thema. Nicht nur Daten sollen geschützt sein vor dem unberechtigten Zugriff anderer, sondern die Abläufe in der modernen High-Tech-Welt funktionieren nicht mehr ohne Computer.
Normalerweise ergründen Studien zum Thema „Cybersicherheit am Arbeitsplatz“, wie sich ganze Gruppen von Menschen verhalten. Und es wird meist nur eine Momentaufnahme betrachtet. Professor Alexander Benlian, Wirtschaftsinformatiker an der TU Darmstadt, hat mit zwei internationalen Kollegen das Verhalten einzelner Personen über längere Zeiträume untersucht, um Veränderungen zu dokumentieren. Unter dem „Time will tell“ ist die Studie veröffentlicht worden.
Man kann es sich selbst vorstellen. Morgens voller Tatendrang ins Büro, wir arbeiten konzentriert. Nachmittags hingegen fühlen wir uns müde und lassen uns leichter von verdächtigen E-Mails täuschen oder verleiten, Links anzuklicken, die zu einem Einfallstor für Cyber-Angriffe werden. Genau solche Veränderungen der äußeren Umstände oder Schwankungen im Gemütszustand und Energielevel will die Methode von TU-Professor Alexander Benlian erfassen.
108 Büro-Beschäftigte sind bei der Studie über vier Wochen jeweils montags, mittwochs und freitags befragt worden. Insgesamt 1.296 Beobachtungen kamen zusammen. So lässt sich nachvollziehen, ob die Probandinnen und Probanden zum Beispiel montags gewissenhafter mit verdächtigen Links umgehen, die möglicherweise Schadsoftware transportieren oder Phishing-Attacken einleiten als freitags. Gegen Ende des Arbeitstags steigt bei manchen Kollegen die Neigung, Sicherheitsregeln zu missachten und das verstärkt sich, je weiter die Woche voranschreitet. Die Erkenntnisse der Experten helfen nun, Schulungen für Cybersicherheit effektiver zu gestalten und Sicherheitsmaßnahmen zielgerichteter einzusetzen. Uns bekennenden Laien und leidgeprüften Computer-Nutzern sagt die Studie: Obacht vorm Feierabend, vor allem am Freitag. Der Computer soll uns doch helfen, die Probleme zu lösen, die wir ohne ihn nicht hätten - und nicht (durch eigene Nachlässigkeit) neue Probleme schaffen.