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Wochenzeitung für die Gemeinde Eschenburg
Ausgabe 28/2024
Goure
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Nachbarschaftshilfe

Ich habe es am frühen Montagmorgen an dem Gully in der Bombergstraße mal selbst probiert und fotografiert. Der Bild-Vergleich zeigt mir dreierlei:

  1. Der Haufen Äste und Blätter lässt sich mit dem Fuß ganz leicht zur Seite schieben oder mit Besen und Schaufel aufnehmen.
  2. Selbst wenn die Kollegen vom Bauhof alle Gullys, Einlaufbauwerke und Gräben vor der Sturmnacht kontrolliert hätten, wären Überschwemmungen nicht zu verhindern gewesen. Der Sturm fegt Blätter und Äste herunter, die sich im Sog des Wassers festsetzen und aufstauen.
  3. Bei rund 2500 solcher Straßeneinläufe („Gullys“) in Eschenburg ist eine Reinigung überhaupt nicht zu leisten. Für die Leerung der Sinkkästen leihen wir uns ein Spezial-Gerät und brauchen selbst damit und zwei Mann Bedienung rund zwei bis drei Wochen pro Durchgang.

Wir machen Gräben und Einlaufbauwerke regelmäßig sauber. Aber nach dem Regen ist vor dem Regen. Und statt „Da muss doch die Gemeinde“… steht in der 2001 beschlossenen Straßenreinigungs-Satzung im § 2 (2) für die Anlieger: „Die Reinigungspflicht erstreckt sich auf: … c) die Straßenrinnen und Einflussöffnungen der Straßenkanäle“. Auch bei dem „wild“ abfließenden Oberflächenwasser hat jeder Grundstückseigentümer dafür zu sorgen, dass von seinem Grundstück keine Gefahr ausgeht.

Bei dem vielen Schotter, der von den Baustellen in Wissenbach und aufm Roth, aber auch an vielen anderen Stellen talwärts gespült wurde, kam am Montag erschwerend hinzu, dass unsere „gemeinsame Kehrmaschine“, die über den Abwasserverband geleast ist, seit 8. Mai in der Werkstatt ist. Das Ersatzgerät ist leider auch ausgefallen. Deshalb konnten die Bauhof-Kollegen nur mit der eigenen Anbau-Kehrmaschine kehren, aber den Kehricht nicht aufnehmen. An vielen Straßenmündungen und -kreuzungen war Handarbeit angesagt. An manchen Stellen, die als Handy-Foto das Rathaus erreichten, hätte der Absender auch mal besser zum Besen statt zum Handy gegriffen.

Aber sei’s drum. Wir sind mit 51 Liter Regen pro Quadratmeter in die „Hessenschau“ und ins Morgenmagazin gekommen, aber ansonsten glimpflich davongekommen. Dieser Starkregen hat mir auch mal wieder gezeigt, dass hierbei Probleme auftreten an Orten, die kein typisches Überschwemmungsgebiet sind. „Hochwasser ist nur unten blöd, oben geht’s“, denken offenbar noch viele. Nur so ist es zu erklären, dass unsere Mühen, im Lahn-Dill-Kreis einen Hochwasserschutz-Zweckverband zu gründen, in zu vielen Kommunen auf Ablehnung in den Gremien gestoßen sind. Hochwasserschutz ist Nachbarschaftshilfe, das haben wir auch in dieser Regen-Nacht erlebt. Ich bin dankbar, dass unsere Nachbarn in Dillenburg - das THW kam mit Kran und Greifer - und Dietzhölztal (hier wurden Sandsäcke geholt) helfen und immer für diesen gemeinsamen Hochwasserschutz eintreten. Danke dafür!

Ihr
Götz Konrad
Bürgermeister