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Wochenzeitung für die Gemeinde Eschenburg
Ausgabe 36/2023
Goure
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Hessisch für Nachhaltige: Unsere Sprach-Vielfalt ist unser Schatz

Nach dem 75. Geburtstag von Dragoslav Stepanović kann ich es ja endlich verraten: Sein Leitspruch ist mittlerweile „eingehesst“. Wie hat der legendäre Eintracht-Trainer oft gesagt, wenn es um seine Zukunfts-Perspektive ging? „Lebbe gehd weida“ Das ist ein geflügeltes Wort, auch über unser Bundesland hinaus.

Das war schon so etwas wie eine Steilvorlage, als 2020 eine Initiative in Wiesbaden die 17 Nachhaltigkeits-Ziele „uff Hessisch“ auf Bierdeckel bringen wollte (www.17ziele-hessen.de). Für den Dialekt-Dachverband MundART war ich in der Jury und wir konnten auch unter Corona mit einer Video-Konferenz die Vorschläge sichten und auswählen. Unter den rund 200 Einsendungen gab es beim SDG 11 („Nachhaltige Städte und Gemeinden“) nur einen Vorschlag: Lebbe geht weider!

Das ist doch Ur-Hessisch, soll uns doch erst einmal jemand das Gegenteil beweisen, haben wir uns gesagt. Nicht nur mangels Alternativen wurde unser „Stepi“ und sein Leitspruch „eingehesst“, sondern die Kampagne war somit auch ein wichtiger Moment für die Mundart. Zu oft haben wir uns gestritten, was „Hessisch“ ist und wie es überhaupt richtig geschrieben wird.

„Kein anderes Bundesland hat eine so vielfältige sprachliche Variation“, sagt Professor Dr. Alfred Lameli, Direktor des Forschungszentrums Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität in Marburg. Deshalb gibt es in und für Hessen viel zu tun: Wir haben in Hessen einen Sprach-Schatz, der über 1000 Jahren gewachsen ist und durch seine Entwicklung viele Besonderheiten aufweist. Von der Wissenschaft seit 150 Jahren bestens erforscht, haben wir in unserem Bundesland sieben Dialektgruppen und Mischregionen. Das ist eine Vielfalt, die wir nicht nur mit dem Dialekt-Dachverband (www.mundart-hessen.de) zum Klingen bringen wollen, sondern jetzt auch öffentlich aufrufen: Mit dem Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas und einer stetig steigenden Zahl an Akteuren und „Mundartisten“ unterstützen wir die „Marburger Erklärung zum Schutz und zur Förderung der Dialekte als Teil der gesellschaftlichen und kulturellen Vielfalt in Hessen“, die man online unterzeichnen kann (www.dsa.info/hessen).

Mundart ist Herzenssache! Und das merkt man auch, wenn auf einmal der „Stepi“ ein Hesse ist. Lebbe gehd weider!

Ihr
Götz Konrad
Bürgermeister