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Wochenzeitung für die Gemeinde Eschenburg
Ausgabe 44/2023
Goure
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Hauberg & High Tech: Genossenschaft erstellt in ihrem 333. Jahr eine Internet-Seite

Es hat noch kein „Harvester“ geschafft, Niederwald so abzuernten, dass die Bäume von allein wieder nachwachsen. So sauber arbeitet nur der Mensch, mit dem richtigen Werkzeug. Seit Jahrhunderten. Diese Geschichte muss immer wieder neu erzählt werden. Und in die jeweilige Zeit „übersetzt“ werden. Die Haubergsgenossenschaft arbeitet gerade an einer eigenen Internetseite und fragte, ob sie das Eibelshäuser Wappen derart verwenden dürfe.

Das Eibelshäuser Wappen, vom Hessischen Minister des Innern am 30.04.1969 für die damals noch selbstständige Gemeinde Eibelshausen genehmigt, wurde nach der Genehmigung das Wappen der Gemeinde Eschenburg. Die Genehmigung zur Führung des Wappens wurde übrigens vor 40 Jahren erteilt am 28.10.1983.

„Schild schräggeteilt; oben in Gold ein blauer Maueranker, unten in Blau ein goldener Stautzeweck“, lautet die Wappenbeschreibung. Zwei Besonderheiten aus der Geschichte der Gemeinde sind dargestellt: Der Maueranker ist das Wappensymbol der Herren von Helfenberg, die im Mittelalter die Herrschaft über den Ort ausübten, bis sie im Jahr 1314 die Vogtei an ihren Lehnsherren, den Grafen von Nassau, veräußerten. Der „Stautzeweck“ ist das traditionelle Eibelshäuser Neujahrsgebäck.

Im 13. oder 14. Jahrhundert kam die Niederwaldbewirtschaftung hierzulande auf, als für die aufkommende Eisengewinnung der Bedarf an Holzkohle stieg. Das war ein erstes ökologisches Umdenken, dass die Bäume nicht komplett umgehauen wurden, sondern am Stock wieder ausschlagen sollten. Damals wie heute ein nachwachsender Rohstoff im besten Sinne.

Ihren Wald in Eibelshausen musste Freifrau Philippina von Bicken anno 1691 verkaufen, weil sie in Geldnöte gekommen war. Die 31 Familien des damaligen Ortes taten sich zusammen und erwarben gemeinschaftlich den Besitz, den ihre Nachfolger bis heute halten und bewirtschaften. Die Haubergsgenossenschaft Eibelshausen lebt und arbeitet noch heute nach Regeln, die damals zum besseren Miteinander aufgestellt wurden.

Solche Genossenschaften gründeten sich sehr unterschiedlich im Dietzhölztal, im oberen Dilltal und im benachbarten Siegerland, wo noch heute höchst unterschiedlich Hauberg bewirtschaftet wird. Die Hessen unterliegen dabei noch immer einem Gesetzes-Text aus dem Jahr 1887, der ersten „Haubergsordnung für den Dillkreis und den Oberwesterwaldkreis“. Geblieben ist auch das Prinzip, dass hier vor allem Birken und Eichen alle 20 Jahre „gehauen“ werden. Die niedrigeren Stämme werden dabei „auf den Stock“ gesetzt. Ohne Neusaat schlagen die Wurzelstöcke von alleine wieder aus und bringen neues Wachstum.

Die Haubergsgenossenschaft will im 333. Jahr ihres Bestehens das weitaus jüngere Wappen der Gemeinde nicht für den Dienstgebrauch, z. B. als Siegel verwenden, sondern als „Deko“ für ihre Darstellung. Für eine Freigabe brauchte ich nicht so lange wie für diese Erklärung, aber das ist mir wichtig: Der Hauberg ist tragender Teil unserer Geschichte, Gegenwart und Zukunft. So wie die 31 Familien den Adeligen von Bicken den Wald abgekauft und gemeinsam Neues geschaffen haben, gestalten wir im Wappen die Heraldik derer von Helfenberg um in unsere eigene Eschenburger Perspektive: Maueranker, Wecken und Hauberg zeigen, hier sind nachhaltiges Wirtschaften, bodenständiges Handwerk und genussvolles Handeln zuhause.

Ihr
Götz Konrad
Bürgermeister