Alte Bauerngärten waren mit ihrer Mischung aus Nutz- und Blühpflanzen ein idealer Ort für Schmetterlinge. Hier konnten die Falter vieler Schmetterlingsarten nicht nur Nektar oder einen Partner finden, nein, sie konnten auch ihre Eier an Pflanzen ablegen, die die Lieblingsspeise ihrer Raupen sind. Die Liebe ist so groß, dass einige Schmetterlingsarten sogar nach ihren bevorzugten Futterpflanzen benannt sind, wie zum Beispiel unsere Kohlweißlinge. Weniger bekannt ist der Thymian-Ameisenbläuling, der sich als Raupe - wie könnte es anders sein - von Thymian oder Oregano ernährt (und der außerdem im Ameisennest überwintert - aber das ist eine andere Geschichte!). Nach dieser Logik müsste der Schwalbenschwanz eigentlich „Doldenblütlerfalter“ heißen, weil sich seine Raupen von Doldenblütlern wie (wilde) Möhre, Dill, Fenchel, Sellerie und Petersilie ernähren.
In Zeiten von Lebensmittelmarkt und Gefriertruhe haben immer weniger Menschen einen Nutzgarten. Und dort, wo Gemüse und Kräuter in großem Stil angebaut werden, kommen häufig Insektizide zum Einsatz, die natürlich auch für Schmetterlingsraupen tödlich sind. Um dem entgegen zu wirken, muss man nicht gleich zum Gemüsebiobauer werden. Schon eine etwas erweiterte Kräuterspirale im eigenen Garten mit den oben genannten Gemüsesorten sowie Dolden- und Korbblütern erfreut eine Vielzahl von Schmetterlingsarten.
Im Schmetterlingsgarten Blieskastel wäre eine solche „Schmetterlingsspirale“ eigentlich gar nicht nötig gewesen, da er unmittelbar an den Bürgergarten angrenzt, wo Gemüse und Kräuter angebaut werden. Diese dürfen nicht nur von den Bürgern der Stadt unentgeltlich geerntet, sondern auch von den Raupen der Schmetterlinge gefressen werden. Um auf die besondere Bedeutung dieser Pflanzen aufmerksam zu machen, wurde dennoch als Anschauungsobjekt eine Schmetterlingsspirale angelegt, die nicht abgeerntet wird. Außerdem wurde ihnen eine Infotafel gewidmet, die der Saarpfalz-Kreis gespendet hat (vgl. Foto).
Der Schmetterlingsgarten Blieskastel wurde im letzten Jahr durch die Udo Gerhardt Schmetterlingsstiftung in Kooperation mit der Stadt Blieskastel und finanziell unterstützt durch die LAG Biosphärenreservat Bliesgau geschaffen. Er liegt ganz in der Nähe des Klosterparks und hat einen unmittelbaren Anschluss an den Bürgergarten. Sein Zweck ist es, Lebensraum für Schmetterlinge und andere Insekten zu sein und gleichzeitig Menschen zu inspirieren, in ihrem eigenen Umfeld zu einer schmetterlings- und insektenfreundlichen Gestaltung von Flächen beizutragen. Der Besuch des Schmetterlingsgartens ist ganzjährig kostenfrei möglich. In verschiedene Stadtrundgänge ist der Schmetterlingsgarten eingebunden. Gruppen, Kindergärten oder Schulen, die gerne eine Führung hätten, können sich unter schmetterlingsstiftung@gmail.com melden.