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Blieskasteler Nachrichten
Ausgabe 20/2024
Die Verwaltung informiert
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Blieskastel feierte Jubiläum

Das 50-jährige Jubiläum des Blieskasteler Stadtrates wurde an diesem Sonntag in Niederwürzbach festlich begangen.

David Lindemann, Leiter der Staatskanzlei (2.v.l.), und Landtagspräsidentin Heike Winzent waren die Festredner.

Offiziell hatte die Stadt die Gedenkveranstaltung „50 Jahre Stadtrat Blieskastel“ überschrieben, aber viele Gäste sprachen auch von „50 Jahre Stadt Blieskastel“. Es hätte indes jeweils des Zusatzes „nach der Gebiets- und Verwaltungsreform“ bedurft, denn sowohl den Stadtrat als auch die Stadt Blieskastel gab es bereits vor der Reform im Jahre 1974. Aber Grund zum Feiern hatte man allemal, ist doch in den 50 Jahren etwas zusammengewachsen, was mit vielen Geburtswehen behaftet war und von dem man zunächst annahm, dass es wohl nie zusammenwachsen werde. „Es war die größte Reform in der Geschichte des Saarlandes seither, aber es hatte viele Proteste, Demonstrationen und Mahnwachen gegeben“, hatte Landtagspräsidentin und Schirmherrin der Feier, Heike Winzent“ beim Studium der Landtagsakten zur Reform nachlesen können. Sie erzählte auch die Anekdote von Wolfersheim, wo damals bei einer Abstimmung (Wahlbeteiligung 84 Prozent) 314 Wolfersheimer für den Anschluss nach Blieskastel gestimmt hatten, nur eine Stimme hatte es für Gersheim gegeben.

Alle Festredner waren sich einig, dass die Reform seinerzeit unabdingbar war und man Zeichen auch für die Zukunft des Landes gesetzt hatte. Denn auch dieser Hintergrund wurde immer wieder verdeutlicht: Man wollte rechtzeitig Tatsachen schaffen, denn in jenen Jahren schien eine Länderneugliederung kurz bevorzustehen. Und das war auch einer der Gründe, warum man bei der Entscheidung, wo die Verwaltung des neu geschaffenen Saarpfalz-Kreises angesiedelt werden sollte, Homburg vor Blieskastel den Vorzug gab. Denn zunächst sah es so aus, dass Blieskastel bei dieser Vergabe hätte der „lachende Dritte“ nach St. Ingbert und Homburg sein können. Es kam aber anders, Blieskastel wurde dann zum „Mittelzentrum“ erklärt und es entstand ein Gebilde mit einer Fläche, größer als die französische Landeshauptstadt Paris. Und offensichtlich war die Zusammenlegung im Nachhinein doch ein großer Erfolg, wenn man den Festrednern so zuhörte: Landrat Theophil Gallo ernannte Blieskastel kurzerhand zur „Kulturhauptstadt des Saarpfalz-Kreises“ und überbrachte ein Gemälde als Geschenk. Wobei er mit einem zwinkernden Auge versicherte, das Geschenk sei nicht über die Kreisumlage bezahlt worden. Auch der Leiter der Staatskanzlei und Vertreter der saarländischen Landesregierung, David Lindemann, fand nur lobende Worte: „Der Ruf nach Reformen, Bürokratieabbau und Vereinfachung ist nicht nur in unserer heutigen Zeit aktuell. Genau 50 Jahre sind es her, dass mit der Gebiets- und Verwaltungsreform im Saarland der erste Stadtrat der neu gebildeten Stadt Blieskastel ins Leben gerufen wurde. Die Jahre haben gezeigt, dass damals die richtige Entscheidung getroffen wurde. Blieskastel blüht auf – die Stadt mit ihrem barocken Baustil bietet viele Arbeitsplätze und ein breites Spektrum an Gewerbe und Dienstleistungen. Und auch die naturnahe Umgebung, die vielfältigen Kultur- und Freizeiteinrichtungen und die beliebten Veranstaltungen ziehen zahlreiche Besucherinnen und Besucher an“. Und er gratulierte Blieskastel zum Jubiläum und wünschte alles Gute.

In einer launigen Rede ging dann Blieskastels scheidender Ortsvorsteher Jürgen Trautmann noch einmal auf die vielen Besonderheiten und auch zum Teil – aus heutiger Sicht – lustigen Begebenheiten der Reform und ihrer Folgen ein. Blieskastel habe ja Erfahrung mit solchen Reformen gehabt, schließlich hätte man schon Ende der 1930-er Jahre Blieskastel, Alschbach und Lautzkirchen zur Stadt Blieskastel zusammengefasst. Er erinnerte auch daran, dass Niederwürzbachs ebenfalls scheidende Ortsvorsteherin Petra Steinbach betonte, der Anschluss von Niederwürzbach nach Blieskastel sei „keine Liebesheirat“ gewesen. Dazu der Kommentar von Trautmann: „Und heute feiern wir die Goldene Hochzeit“. Übrigens wird dabei übersehen, dass der frühere Bürgermeister von Niederwürzbach, Kurt Hartz, die treibende Kraft war, dass Niederwürzbach Stadtteil der Barockstadt wurde. Überhaupt hatte auch die Festrednerin Winzent noch einmal in Erinnerung gerufen, dass beim Zuschnitt der „neuen“ Kommunen auch viel politisches Kalkül im Spiel war.

Die Feier wurde musikalisch umrahmt von den Leyen Peppers, dem Schulchor des Gymnasiums. Susanne Gastauer, die Chorleiterin, mahnte dabei an, dass in Blieskastel immer noch keine Veranstaltungshalle zu Verfügung stünde. Dazu konnte Bürgermeister Bernd Hertzler, der durch das Programm führte, mitteilen, dass die Aufträge für die Lüftungsanlage nun vergeben seien und man wahrscheinlich die Bliesgau-Festhalle ab Ende des Jahres wieder nutzen könne. Für weitere beste musikalische Unterhaltung sorgten dann Latz und Latz, das Essen kam vom Versorgungszug der Feuerwehr Ballweiler. In der Halle hatte Raffaela Berger vom Stadtarchiv etliche Banner mit historischen Bildern aus der Stadtgeschichte aufgebaut. Auch das Fotobuch „50 Jahre Stadt Blieskastel“ fand viele Bewunderer. Zu Beginn hatte Bürgermeister Bernd Hertzler auch den beiden noch lebenden Stadtratsmitgliedern der ersten Stunde, Lothar Jann (eigens aus Hannover angereist) und Willy Kunkler, ein kleines Präsent überreicht. Sie sollen zudem auf Vorschlag von Jürgen Trautmann je einen von den früheren Stadtratssesseln aus dem Rathaussaal erhalten. Auch die Leyen Peppers durften sich freuen: Von Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot gab es eine Spende für die Chorarbeit. (ers)