Die saarländischen und lothringischen Gemeinden entlang der deutsch- französichen Grenze waren über Jahrhunderte hinweg immer schon Spielball der großen Politik. Alleine zwischen 1870 und 1945 wechselten sie mehrfach ihre Nationalitäten. Während die lothringischen Gemeinden nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder in den Schoß der französischen Republik zurückkehren durften, fanden sich die saarländischen Kommunen in einem politisch zumindest teilweise eigenständigem Saarland wieder. Aufgrund der starken Nähe des „Saar- Staates“ zu Frankreich konnten die Bürgerinnen und Bürger der Grenzregion jedoch ungehindert die Grenze zum jeweiligen Nachbarland überqueren. Davon profitierten insbesondere auch die Bewohner von Ormersviller auf französischer und Altheim und Brenschelbach auf saarländischer Seite.
Mit dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland war es mit diesem Privileg vorbei, denn die Grenze wurde zum 01. Januar 1957 geschlossen. Somit musste die örtliche Bevölkerung längere Umwege in Kauf nehmen und die Grenzübergänge von Brenschelbach- Bahnhof oder Hornbach nutzen. Erschwerend kam hinzu, dass der Grenzübergang Brenschelbach- Bahnhof zwischen 20.00 Uhr und 6.00 Uhr geschlossen war und damit während der Nachtstunden nur noch der Grenzübergang im rheinland- pfälzischen Hornbach übrig blieb.
Dennoch bestand sowohl in der Bevölkerung als auch bei den politisch Verantwortlichen der Wunsch nach einer Vertiefung der gerade erst wieder aufkeimenden deutsch- französischen Freundschaft. So gründete sich auch ein deutsch- französischer Freundeskreis aus Bürgermeistern, Ortsvorstehern, Generalräten bis hin zu Parlamentariern zwecks Vertiefung und Pflege einer grenzüberschreitenden Freundschaft. Hierzu zählten auch Petitionen in den 1970er und zu Beginn der 1980er Jahren an die Regierenden in Paris und Berlin zur Wiedereröffnung des Grenzübergangs zwischen Blieskastel und Ormersviller.
Nach vielfältigen Bemühungen konnten schließlich ab 1982 Bürgerinnen und Bürger die Grenze „zur Pflege der deutsch- französischen Freundschaft“ mit einer zuvor zu beantragenden Sondergenehmigung passieren. Auch zu regionalen Feierlichkeiten, wie dem Riesweiler Brunnenfest, dem Dorffest in Brenschelbach, dem Webenheimer Bauernfest und insbesondere dem Kapellenfest in Ormersviller wurde der Grenzübergang geöffnet. Ab April 1986 wurde dann seitens der Zollbehörden eine pauschale Genehmigung zum Grenzübertritt für die Bürgerinnen und Bürger der grenznahen Kommunen erteilt. Im gleichen Jahr erfolgte auch die Asphaltierung der Zufahrtsstraße. Die Kosten hierfür wurden vom damaligen Landrates des Saarpfalz- Kreises Clemens Lindemann sowie vom damaligen saarländischen Innenministers Friedel Läpple übernommen, der dem Grenzübergang im Jahr 1987 sogar persönlich einen Besuch abstattete.
Als Zeichen einer tiefen deutsch- französischen Freundschaft wurde am Grenzübergang Ormersviller- Brenschelbach auch eine Bank errichtet und zum 20- jährigen Bestehen dieser besonderen Freundschaft ein Gedenkstein mit folgender Inschrift errichtet: „Frontiere separant jadis les peuples reunit aujourd´hui les hommes“- „Grenze trennte einst die Völker vereint heute die Menschen“. Bereits seit vielen Jahrzehnten wird alljährlich im Sommer direkt auf der Grenze ein sogenanntes „Bankfest“ begangen, dass alljährlich viele Menschen der grenznahen französischen und deutschen Kommunen freundschaftlich vereint.
Auch der derzeitige saarländische Innenminister Reinhold Jost stattete diesem Ort der Völkerverständigung im Sommer 2023 einen Besuch ab.
Dank der Förderung aus dem LEADER- Regionalbudget konnte mittlerweile eine überdachte Sitzgruppe sowie eine Erinnerungstafel errichtet werden. Auch die Jagdgenossenschaft Brenschelbach beteiligte sich an den Kosten für die Aufwertung der Außenanlage und der Pflanzung eines Vogelschutzgehölzes.
Am Freitag, den 16. Mai war es dann so weit; die neue Anlage konnte feierlich eingeweiht werden. Hierzu hatte Bürgermeister Bernd Hertzler eingeladen und konnte unter anderem alle beteiligten Akteure begrüßen. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister und einführende Worte durch Umwelt- Dezernent Dr. Helmut Wolf betonten auch der Bürgermeister von Ormersviller, Marcel Vogel sowie der designierte Landrat Frank John die Bedeutung der deutsch- französischen Freundschaft. Der Ehrengast und Zeitzeuge Dieter Schmidt, langjähriger Ortsvorsteher von Brenschelbach, ließ noch einmal die Geschichte der Grenzöffnung Revue passieren.
Der Dank gilt allen Bürgerinnen und Bürgern auf beiden Seiten der Grenze für ihr herausragendes Engagement im Geiste der deutsch- französischen Freundschaft, insbesondere auch den Verstorbenen Akteuren Roger Sprunck, Remy Meier und Ewald Martin.
Die Einweihung der deutsch- französischen Begegnungsstätte ist teil des diesjährigen Aktionsprogrammes der Stadt Blieskastel „80 Jahre Friede – deutsch-französische Freundschaft in Europa“. Dieses Programm wird auch vom deutsch- französischen Bürgerfonds unterstützt.