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Blieskasteler Nachrichten
Ausgabe 39/2025
Tourismus - Aktuell
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Ein Ort der Mahnung für Frieden und ein Appell gegen Krieg und Gewalt

30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Bürgermeister Bernd Hertzler und der ehemalige Stadtarchivar Kurt Legrum, lauschten im Rahmen des ersten Termins am Sonntagvormittag den Ausführungen des Referenten Jörg A. Künzer. (Foto: Uwe Brengel)

Eine der am 14. September auf dem Gelände installierten Info-Bildwände. (Foto: Jörg A. Künzer)

Zum „Tag des Offenen Denkmals“ am 14. September führte der Regionalhistoriker Jörg A. Künzer in Zusammenarbeit mit der Stadt Blieskastel geschichtsinteressierte Besucherinnen und Besucher über den Blieskasteler Soldatenfriedhof.

Aus den Wirren des Ersten und Zweiten Weltkrieges resultierten Millionen von Toten. Unzählige Gefallene, die teilweise auch in ihre Heimat überführt wurden, fanden schließlich ihre letzte Ruhestätte auf sogenannten Soldatenfriedhöfen. Früher fand noch die martialische Bezeichnung „Heldenfriedhof“ Verwendung, von der man inzwischen ganz abgerückt ist. Bei dem Friedhof in Blieskastel, unweit der Tiergartenstraße und des Orangeriegartens, handelt es sich auch um eine Kriegsgräberstätte, da neben gefallenen Soldaten auch Zivilpersonen beigesetzt wurden. Eine entsprechende Beschilderung wurde am Eingang in der Tiergartenstraße vorgenommen.

Im Rahmen von zwei Vorträgen mit Führungen vor- und nachmittags vermittelte Referent Jörg A. Künzer, bekannt durch seine historischen Forschungen im Saarpfalz-Kreis, beispielsweise zur jüdischen Geschichte in Blieskastel, den Teilnehmenden zahlreiche Informationen über diese Kriegsgräberstätte. Informationen über den Friedhof, die Gräber, darin bestattete Personen und deren Einzelschicksale sowie über das vor Ort befindliche Mahnmal auf dem Gelände, entworfen von Professor Theo Siegle und entstanden unter Mitwirkung des Bildhauers Joachim Kirsch sowie der Blieskasteler Schlosser Karl und Anton Rebmann.

294 Grabstellen befinden sich auf den beiden Grabfeldern der Blieskasteler Anlage, wobei die Anzahl der Bestatteten laut Künzer wesentlich höher ist. Während des Zweiten Weltkrieges wurden beispielsweise in Altheim und Blieskastel Standgerichte eingerichtet, dabei viele Angehörige der 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“ in den letzten Kriegsmonaten für teilweise geringe „Vergehen“ standrechtlich erschossen. Die Mehrzahl der beigesetzten Soldaten, viele waren erst 17-18 Jahre alt, waren Angehörige dieser Division und kamen Anfang 1945 im Grenzgebiet zu Frankreich im Elsass und Lothringen bei dem Unternehmen Nordwind ums Leben, weiß Künzer, der zur Abrundung seiner Tour über das Gelände auf zwei Bildwänden altes Fotomaterial zusammengestellt hatte. Im Rahmen seiner akribischen Recherchearbeiten im Vorfeld konnte er viele interessante Dinge zusammengetragen, die es vor Ort nun zu erfahren gab. So war beispielsweise von 36 Graböffnungen durch den Umbettungsdienst zu hören, um bestattete unbekannte Tote zu identifizieren, die zu überraschenden Erkenntnissen führten. Durch oftmals bei der Bestattung mitdeponierte sogenannte Grabflaschen und darin enthaltene persönliche Dinge wie Erkennungsmarken, Eheringe oder Datenzettel ließen sich in einigen Fällen Rückschlüsse auf die beigesetzten Personen schließen. Allerdings besteht beim Öffnen dieser Grabflaschen die Gefahr, dass die darin deponierten Datenzettel beim Kontakt mit der Luft zerfallen, so der Referent. Auch wurden in einem Grab fünf weitere Grabflaschen aufgefunden. Diese stehen als Symbol für Tote, die bei einer Bombenexplosion ums Leben kamen und von denen sich keine Gebeinreste erhalten haben. Und eine traurige sowie makabre Geschichte am Rande präsentierte Künzer dazu ebenfalls: In Osteuropa werde durch Grabräuber ein reger Handel mit solchen Grabflaschen gefallener deutscher Soldaten betrieben.

(ub)

Hintergrund Tag des Offenen Denkmals®:

Das bundesweite Programm wird koordiniert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, in diesem Jahr unter dem Motto „Wertvoll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ Die Veranstaltung dient als klares Bekenntnis für die gesamtgesellschaftliche Relevanz von Denkmalen und Denkmalpflege. Denn der Wert von Denkmalen lässt sich aus keiner Bilanz und keinem Steuerbescheid ablesen. Sie sind gebaute Geschichte, gelebte Erinnerung, heimat- und identitätsstiftend. Ohne sie würden bedeutende Zeitzeugnisse, jahrhundertealtes Wissen und meisterliche Handwerkskunst verloren gehen. Ohne sie würde unseren Städten, Dörfern und in unserem Leben etwas Wichtiges fehlen. Sie sind für uns alle unschätzbar wertvoll. Denkmale brauchen Beschützer – denn wir rauchen Denkmale! www.tag-des-offenen-denkmals.de