Mit einer grandiosen Aufführung der „Schöpfung“ von Joseph Haydn konnte das Collegium Vocale Blieskastel wieder einmal zeigen, dass es zu den bedeutenden Vokalensembles des Saarlandes zählt. Es ist genauso alt wie das Festival Euroclassic, das seit 1990 alljährlich im Herbst einen bunten Reigen hochkarätiger Veranstaltungen nach Zweibrücken, ZW-Land, Hornbach, Pirmasens, Bitche und Blieskastel bringt. Der Chor ist seit Jahre ein fester Bestandteil dieses grenzüberschreitenden Musikfestivals, wobei Blieskastel als einzige Kommune das Saarland repräsentiert.
Dirigent und Gründer Christian von Blohn wies in seiner Begrüßung auf die Bedeutung dieses Oratoriums gerade in der heutigen Zeit hin: Sehr plastisch beschreibt Haydn die Entstehung der Welt, einer fast unschuldigen, schönen Welt, die zu erhalten doch unser größtes Ziel sein müsse…
Tastend, fast stolpernd mit Akkordbrechungen und Skalen beginnt das Vorspiel des Orchesters, das Chaos charakterisierend. Fast atemlose Spannung herrschte in der voll besetzten Kirche, als Erzengel Raphael die bekannten Worte „Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde“ rezitierte, dann der Chor im Piano einsetzt und mit einem wuchtigen „Und es ward Licht“, die Entstehung des Lebens markiert. Die sieben Tage der Schöpfungsgeschichte nehmen ihren Lauf.
Unter dem umsichtigen Dirigat Christian von Blohns, der vom Cembalo auch die Rezitative begleitete, sang der bestens präparierte Chor seine Partien. Dem Orchester zuzuhören war eine Freude, nicht nur bei den wunderschönen solistischen Einwürfen bei Streichern, Holzbläsern und Blech. Die Solisten glänzten ebenfalls in ihren Soloarien oder gemeinsam gesungenen Duetten und Terzetten. Zunächst fungierten sie als Erzengel: der Bariton Antonio di Martino als Raphael, der Tenor Martin Erhard als Uriel (Licht Gottes) der eher aus der jüdisch, ostkirchlichen Tradition bekannt ist und die Sopranistin Anne-Kathrin Fetik als Gabriel. Im dritten Teil besingen Antonio di Martino und Anne-Kathrin Fetik als Adam und Eva die wunderbare Erde und ihre Liebe, die in dem gemeinsamen grandiosen Schlusschor: „Singt dem Herren, alle Stimmen!“ mündet.
Nach dem Schlussakkord hielt es die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht mehr auf den Plätzen; sie applaudierten diesem gelungenen, großartigen Werk, in dem Solisten, Chor und Orchester ihr Bestes gegeben hatten und sich die Freude am gemeinsamen Musizieren auf das Publikum übertrug, das die Leistung mit stehenden Ovationen honorierte.