Ein Mistelzweig ist gerade zur Weihnachtszeit ein begehrter Türschmuck. Er soll das Haus vor Schaden bewahren und Liebespaaren, die sich unter Misteln küssen, soll er Glück bescheren.
Bereits in der Vergangenheit wurde die Mistel wegen ihrer magischen Wirkung als Allheilmittel genutzt. Sie wurden von Druiden mit goldenen Sicheln geerntet und durften nicht zu Boden fallen, da sonst ihre besondere magische Wirkung verloren ginge. In den Asterix-Comics sind die Misteln ein Bestandteil des Zaubertrankes, den der Druide Miraculix braut. Der Trank verleiht den Bewohnern des kleinen gallischen Dorfes unglaubliche Kräfte, die sie zur Verteidigung gegen die Römer benötigen.
Volkstümlich werden Misteln auch Donnerbesen, Druidenfuß, Hexenbesen, Hexenkraut, Wintergrün, Bocksbutter, Albranken, Vogelkraut und Kreuzholz etc. genannt.
In der heutigen Pflanzenheilkunde kommen Misteln immer noch in verschiedenen Bereichen zum Einsatz, z. Bsp. gegen Bluthochdruck und Krebs.
Die Mistel (Viscum album) gehört zur Pflanzenfamilie der Sandelholzgewächse. Sie sind ausdauernde Gewächse, die ektoparasitisch auf den oberirdischen Teilen von Gehölzen leben. Sie sind keineswegs bloße „Aufsitzerpflanzen“, die auch auf dem Boden gedeihen könnten, sondern sind auf den Säftestrom und den Lichtgenuss ihrer Wirtsgehölze angewiesen. Bäume, die von vielen Misteln bewachsen sind, leiden darunter und können schließlich absterben. Aber die Misteln wachsen langsam und vereinzelte Misteln können einem großen starken Baum nicht viel anhaben.
Bevorzugt von den Misteln bewachsen werden beispielsweise Pappeln, Tanne, Robinien und Apfelbäume. Selten werden Birnbaum, Eberechse, Kiefer, Linde und Weiden von den Misteln bewachsen und sehr selten nur die Eiche. Jedoch gelten diese Misteln als besonders heilkräftig. In Mitteleuropa gelten z. Bsp. Platanen, Rot-Buchen, Echte Walnuss, Sauer- und Süßkirschen und Ulmen als mistelfest. Misteln sind weltweit in den Tropen, Subtropen und gemäßigten Zonen verbreitet.
Die Misteln senken ihre Wurzeln durch die Rinde des Wirtsbaumes hindurch in die Cambiumschicht und bis hinein ins Holz. Dort verankern sie sich und ziehen aus den Säften des Baumes Flüssigkeit und Nährstoffe.
Ihre Zweige sind hellgrün und verzweigen sich immer wieder, dadurch entsteht nach und nach die bekannte Kugelform.
An ihren äußersten Enden wachsen je zwei gebogene Blätter, die sich gegenüberstehen. Die Blätter sind länglich und verkehrt eiförmig, d. h. das dicke Ende ist außen zu sehen.
Gegen Ende Februar blühen die Misteln. Männliche und weibliche Blüten wachsen auf getrennten Pflanzen. Beide Blüten sind leicht gelblich und duften schwach nach Orange. Die weiblichen Blüten sind kaum einen Millimeter hoch. Die männlichen Blüten bilden mehrere Staubbeutel aus.
Ab September reifen die bekannten weißen Beeren aus. Diese sind sehr klebrig und enthalten einen Samen. Die Samen werden von Vögeln, insbesondere der Misteldrossel gefressen und gelangen mit deren Ausscheidungen – Vogelmist – wieder auf die Bäume.
Der lateinische Gattungsname Viscum ist identisch mit dem lateinischen Wort viscum für „Leim“. Die Römer stellten aus den klebrigen Beeren Vogelleim her, der ihnen zum Vogelfang diente. Der Begriff Viskosität geht auf spätlateinisch viscosus „klebrig“ zurück und damit ebenfalls auf viscum, den klebrigen Schleim der Mistelbeeren.
Kinder sollten vor dem Verzehr der Mistelbeeren gewarnt werden.
Sie sind leicht giftig.