Titel Logo
Amtliches Bekanntmachungsorgan der Gemeinde Flieden
Ausgabe 23/2023
Vereine und Verbände
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Kitzrettung in Höf und Haid

Das Gras steht recht hoch auf den Wiesen nach dem zuletzt milden Klima und reichlich Niederschlag. Seit Mitte Mai mähen die Landwirte daher den ersten Schnitt.

Fast zeitgleich mit den Mäharbeiten setzen die Rehe ihre Kitze und legen sie bevorzugt im hohen Gras ab. Diese Konstellation sollte jeden verantwortungsbewussten Waidmann, aber auch jeden Landwirt alarmieren!

Jetzt gilt es junge Leben zu retten.

Das vorherige Abschreiten der Wiesen in Verbindung mit dem Aufstellen von Scheuchen hat sich als nicht sehr zuverlässig erwiesen und ist außerdem zeitaufwändig. Zudem sieht man manche Rehkitze im hohen, zuweilen umgeknickten Gras nicht liegen, auch wenn man unmittelbar vor ihnen steht.

Hier kann die hochentwickelte Wärmebildtechnik einer Drohne sehr nützlich eingesetzt werden:

In 30-40 Meter Flughöhe zeigt der Bildschirm der Fernbedienung einen bläulich dunklen Untergrund (kühler Wiesenboden). Der Körper des Kitzes mit einer Temperatur von 39 Grad Celsius setzt sich darauf als kleiner gelber Fleck farblich ab. Im Zweifel reduziert der Drohnenpilot die Flughöhe um sich ein genaueres Bild zu machen. Denn der hell abgesetzte Punkt könnte auch auf die abgestrahlte Wärme eines Maulwurfhaufens, eines am Vortag von der Sonne aufgewärmten Steins oder auf eine gerade vom Reh verlassene Liegestelle zurückzuführen sein. Um hier Klarheit zu schaffen kann das Display von Wärmebild auf Sichtbild umgeschaltet werden, denn die Drohne ist mit zwei Kameras ausgestattet.

Wird ein Kitz gesichtet, gilt es die Helferinnen und Helfer zügig zur Fundstelle zu dirigieren.

Das meist erst wenige Tage alte Rehkitz wird dann ohne es zu berühren mit einem Wäschekorb abgedeckt, der wiederum am Boden mit spitzen Stäben oder Heringen fixiert wird. Zudem wird eine weithin sichtbare Markierung angebracht, damit der Schlepperfahrer sieht welche Stellen er beim Mähen umfahren muss.

Die Körbe werden gleich nach der Mahd bzw. nach dem Wenden noch am selben Tag wieder eingesammelt. Mutter und Jungtier finden sich nach kurzer Zeit wieder sobald Ruhe eingekehrt ist.

Auf diese Weise konnten die Jäger im Jagdrevier Höf und Haid nach 10 Einsatztagen bislang das Leben von insgesamt 36 Rehkitzen retten.

Dieser Erfolg in der laufenden Saison ist im Vergleich zum letzten Jahr (19 gerettete Kitze) beeindruckender ausgefallen als erwartet, weil zum einen der Nachwuchs im letzten Jahr bereits erfolgreich geschützt worden ist und zum anderen, weil inzwischen die meisten Landwirte das Rettungsteam spätestens einen Tag vor der Mahd informieren und somit die jeweilige Rettungsaktion rechtzeitig koordiniert werden kann.

Wärmebild eines ausgewachsenen Rehs bei 10m Flughöhe