Kraniche über Flieden.
Die Kraniche haben es in diesem Herbst eilig und nutzen die guten Flugbedingungen zur Reise nach Frankreich und Spanien. Im Vorjahr hatte stürmisches Wetter die meisten Kraniche bis Mitte November zurückgehalten.
Hessen liegt in einer Hauptzugroute der Kraniche auf ihrem Weg von der Ostsee in die Winter-Quartiere im Südwesten Europas. Das Ziel der meisten Kraniche ist die spanische Extremadura. An ihren nördlichen Sammelplätzen - z.B. bei Rügen und an der Mecklenburgischen Seenplatte - finden sich im Herbst 80.000 bis 100.000 Kraniche ein. Bei sonnig-kaltem Hochdruckwetter mit Ostwind brechen sie in einzelnen Schwärmen früh morgens auf und ziehen östlich und westlich am Harz vorbei. Weiter geht es dann über die Auen von Fulda und Werra hinweg nach Hessen hinein.
Am vergangenen Wochenende waren laut NABU-Bundesverband 76.600 Kraniche allein auf der sogenannten Hessenroute unterwegs. Bei ebenfalls starkem Flugverkehr auf der NRW-Route sind als Summe für Deutschland 100.000 ziehende Kraniche wohl nicht zu hoch gegriffen. Das macht dann für die gesamte Herbstsaison rund 400.000.
Die Kraniche sind an ihrer keilförmigen Formation und den trompetenartigen Rufen leicht zu erkennen. Die kräftigen und erfahrenen Tiere fliegen an der Spitze, dann folgen Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei günstigen Flugbedingungen können die bis 1,30 Meter großen Tiere ohne Zwischenhalt bis zur 2000 Kilometer fliegen. Ihre Etappen sind in der Regel aber weitaus kürzer. Dabei fliegen sie mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 70 Stundenkilometern. Bei schlechtem Wetter legen einige von ihnen manchmal auch eine Rast in Hessen ein. Sie landen dann zum Beispiel an Fulda und Werra, im Amöneburger Becken, an Ohm und Lahn, in der Wetterau sowie in den Rheinauen.