Ortsteilratsmitglied Uwe Sauermilch (Mitte) dankte allen Beteiligten, rechts Dr. Frank Riedel, links Bürgermeisterin Manuela Henkel
Brigitte Heller unterhielt mit Rhöner Platt Geschichten, links Bürgermeisterin Manuela Henkel
Versuchten sich beim Rhöner Platt-Quiz: /v.l.n.r. Julia Goldbach, Dr. Frank Riedel, Alexander Biermann, rechts außen Bürgermeisterin Manuela Henkel
Unter der überdachten Wandersitzgruppe gibt es Schutz vor dem Wetter und eine tolle Weitsicht in die Rhön
Spannende Informationen zum Rhöner Platt gibt es am Panoramablick Geismar
Der Panoramablick bietet mit zwei neuen Relaxliegen Entspannung mit Weitsicht
Vom Panoramablick Geismar aus hat man einen wunderbaren Blick in die Rhön
Geisa. Rund um die Rhöner Mundart geht es beim neu gestalteten Panoramablick, der überhalb von Geismar liegt. Der Platz bietet neben Infotafeln rund um den Dialekt, einer Panoramatafel und zwei Relaxliegen zudem einen fantastischen Blick auf das Dorf und in die Rhön. Zur Einweihung konnte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel Dr. Frank Riedel vom Biosphärenreservat, die Erste Beigeordnete der Stadt Geisa, Simone Kleinstück, Bauhofleiter Rainer Wald, beteiligte Firmen und Vereine sowie Geismarer Bürger begrüßen. „Das ist hier ein ganz besonderes Plätzchen“, stellte Manuela Henkel fest. Ein Ort, an dem man Gemeinschaft, Ruhe, Heimat und Kultur erleben kann. Die bereits früher aufgestellte überdachten Sitzgruppe lädt zum Verweilen in geselligen Runden ein und die beiden neuen Relaxliegen bieten einen tollen Platz zum Entspannen. Bei einem wunderbaren Blick in die Rhön kommt echte Heimatverbundenheit auf. Mehrere neu angebrachte Infotafeln berichten über die Geschichte des Rhöner Platts, einem Kulturgut auf das man im Geisaer Land noch sehr viel Wert legt. Es gibt Geschichten über die „buckelige“ Verwandtschaft, über die Hausnamen, das Patronatsfest „Michaelstag“ und ebenso im Dialekt Hinweise zum richtigen Benehmen vor Ort. „Das Projekt soll die regionale Identität stärken, die Rhöner Mundart lebendig halten und zugleich einen attraktiven Treffpunkt für Einheimische und Gäste sein“, betonte Henkel. Die ehemalige Schulleiterin Brigitte Heller gab dann auch ein Gedicht in Rhöner Mundart zum Besten und berichtete aus den guten alten Zeiten. Sie hatte mehrere Jahre lang eine Platt-AG an der Grundschule in Geismar geleitet und damit den Kindern aus der Region den Dialekt weitervermittelt. „Ab den 50iger Jahren durfte in den Schulen nicht mehr Platt gesprochen werden, was dazu führte, dass die Mundart im Alltag immer weniger gebraucht wird“, erläuterte Manuela Henkel. Die junge Generation verstehe zwar noch das meiste, das alltägliche Sprechen sei aber bei den unter 60jährigen fast ganz verloren gegangen. Sie führte ebenso in die Geschichte und Besonderheiten des regionalen Dialekts ein. Das „Rhöner Platt“ Thüringens und Hessens liegt im Übergangsbereich zweier deutlich voneinander abgrenzbarer Sprachgebiete: dem ostfränkischen und dem osthessischen Dialektgebiet. Die Grenze verläuft durch die gesamte Rhön von Süd-West nach Nord–Ost. „Die gesprochenen Dialekte verdeutlichen die Besiedlungsgeschichte der Rhön und ihrer angrenzenden Territorien, welche noch in die Zeit Karls des Großen zurückgehen dürfte“, berichtete Manuela Henkel. Charakteristisch für die gesamte Rhön und das Henneberger Land sei, dass bei Fragewörtern der Anlaut W zu einem B wird. „Aus wie wird „bäi“, aus wieviel wird „befill““, wusste die Bürgermeisterin zu erzählen. Das einzelne Ausdrücke der Rhöner Mundart bis auf die Germanen zurückgehen verdeutliche das Wort „gestern“. So zählten die Germanen nicht die Tage, sondern die Nächte, welche vergangen waren. „Wie unsere germanischen Vorfahren bezeichnet der Rhöner die Tage vor dem heute noch immer als „nächde““, verwies Henkel. Ebenso ging sie auf regionale Besonderheiten ein. Ihr besonderer Dank ging an alle Helfer, die Mitarbeiter von Bauamt und Bauhof und vor allen Dingen an das Biosphärenreservat Rhön, das den Ausbau des Panoramablicks mit 4.200 EURO aus dem Regionalbudget des Thüringer Umweltministeriums förderte. Dr. Frank Riedel nahm den Dank entgegen und erzählte, wie ihn selbst das „Platt“ in seiner Kindheit geprägt habe – durch die Großeltern sei ihm der Dialekt vertraut geblieben. Als einer der Initiatoren bedankte sich Ortsteilratsmitglied Uwe Sauermilch bei allen Helfern, Vereinen und Unternehmen, die das Projekt mit viel Engagement unterstützt haben – besonders lobte er die vereinsübergreifende Zusammenarbeit.
Beim anschließenden Platt-Quiz konnten die Gäste ihr Wissen testen. Neben Dr. Frank Riedel traten Julia Goldbach und Alexander Biermann gegeneinander an und übersetzten Begriffe wie „Stift“ in „Schriestegge“, Klöße in „Hebes“ oder Süßigkeiten in „Schnupp“.
Zum Abschluss begeisterte Brigitte Heller noch einmal mit dem originellen Vortrag „Besser geploatzt bäi verdorrt “, bevor die Gäste bei Bratwurst, Getränken und herrlicher Aussicht auf die Rhöner Landschaft den neuen Lieblingsplatz Geismars genießen konnten.
Die Rhön erstreckt sich über die drei Bundesländer. Man kann danach grob den Rhöner Dialekt untergliedern. Allerdings unterscheidet sich die Mundart von Dorf zu Dorf.
Das „Rhöner Platt“ Thüringens und Hessens liegt im Übergangsbereich zweier deutlich voneinander abgrenzbarer Sprachgebiete, dem ostfränkischen und dem osthessischen Dialektgebiet. Die Grenze verläuft durch die gesamte Rhön von Süd-West nach Nord–Ost. Das hat zur Folge, dass man sehr starke osthessisch-rheinfränkische Parallelen auf einer Linie von Fulda über Tann bis südlich von Bad Salzungen erkennen kann, währenddessen östlich dieser Sprachgrenze ostfränkische Mundarten des Hennebergischen bzw. weiter südlich in der bayerischen Rhön des Grabfeldischen gesprochen werden.
Die gesprochenen Dialekte verdeutlichen die Besiedlungsgeschichte der Rhön und ihrer angrenzenden Territorien, welche noch in die Zeit Karls des Großen zurückgehen dürfte und sich in mehreren Etappen vollzog. Abgesehen von der keltischen Urbesiedlung wurden die ersten germanischen Siedlungen vermutlich von Chatten und Hermunduren, den späteren Thüringern, gegründet. Es ist auch zu vermuten, dass Alemannen dieses Gebiet durchzogen und zum Beispiel Orten mit -ingen und -ungen ihre Namen gaben (Beispiele: Wasungen, Meiningen, Salzungen, Breitungen, Behrungen, Fladungen …).
Betrachtet man die Sprache der Rhön im Zusammenhang, kann man kaum thüringisch-obersächsische Parallelen feststellen und der „Uiswäardije“ (Auswärtige) wird meinen, er sei schon in Hessen oder Franken.
Um den Kindern Schwierigkeiten in der Schule und insbesondere im Deutschunterricht zu ersparen, sprachen ihre Eltern mit ihnen spätestens seit den 1970er Jahren meist nur noch Hochdeutsch, was dazu führte, dass man die Mundart auf den Dörfern heute nur noch selten hört. Die Generation der heute 25- bis 35-Jährigen versteht die Mundart zwar noch, spricht sie aber nicht mehr. Die ältere Generation (ab 50 etwa) wechselt fließend je nach gerade angesprochenem Gesprächspartner. Nur für die über 70-Jährigen scheint das Rhöner Platt die vertrautere und bevorzugte Sprache zu sein.
Lautverschiebungen: Im Hoch- und Spätmittelalter wurden die mittelhochdeutschen Langvokale î, û, iu zu den Zweilauten ei, au, äu/eu umgewandelt. Die schriftliche Verbreitung setzte im 12. Jahrhundert aus dem südlichen Raum ein und tauchte erstmals in Kärntner Urkunden auf. In einigen neuhochdeutschen Mundarten blieben jedoch die alten mittelhochdeutschen Langlaute erhalten (nordhessische und nordthüringische Dialekte, alemannische Dialekte im Südwesten). Beispiel: mîn mein, Hûs Haus, hiut heute.
Charakteristisch für die gesamte Rhön und das Henneberger Land ist, dass bei Fragewörtern der Anlaut W, zu einem B wird. Aus wie wird bie,
wer? bär(r)? was? boas? warum? barömm?
wohin? bohien? woher? bohäer?
welcher? beller?
Eine weitere Besonderheit ist die Verwendung des Vollverbs im endungslosen Infinitiv plus ge- nach der Verwendung der Hilfsverben „können“ und „mögen“.
Beispiel: „Dou konnst jetz net nuisgegeh!“
Wie unsere germanischen Vorfahren bezeichnet der Rhöner die Tage vor dem Heute noch immer als Nächde. Die Germanen zählten nicht die Tage, sondern die Nächte, welche vergangen sind. Außer in der Rhön und im Hennebergischen hat sich diese Bezeichnung nur noch in einigen Gebieten Österreichs erhalten.
Ostfränkisch ist z. B. die Bezeichnung für Hausflur, welcher fast überall (Hus-, Huis-) Earrn genannt wird. Auch der/das Weck oder das Weckle (Weag/Weagle/Weagje) sind noch zu finden, obwohl sich oftmals das Brötchen durchsetzt.
Regionale Besonderheiten: In Osthessen nennt man ein Hefeteigbrot Schorrn, in der Rhön und in den angrenzenden Gebieten wird der Christstollen so genannt, welcher aus Hefeteig hergestellt wird. Das thüringische Kärrnje ist die Bezeichnung für einen kleinen Wagen, dämmeln für treten. Klöße nennt man Hütes, bei uns Hebes welche nicht durch „Drehen“ geformt werden, sondern durch „Hullern“.
Rhöner Platt: geliebte Sprache: ist Kultur, Heimat, Verbundenheit mit Ahnen, Menschen. Weich an: Do Schenkoast, kurz runter: Ida, Fine, Marie (hon kei Ziet, kei Geschiss gemoacht.
HOCHDEUTSCH – RHÖNER PLAT
- Abendbrot – Noachtässe
- Bonbon – Zockerstei
- Decke – Kolder
- Deichsel – Gischel
- Essensreste (nicht verwertet) – Oadse
- Essen vom Vortag (übriggebliebenes) – Ewwerläng's
- Friedhof – Kehrfet
- gestern – naächte
- Hausflur (Huis-) – jearrn
- Klöße – Hebes
- Stift – Schriestegge
- Stollen (Christ~/Weihnachts~) – Schittche, Schoarrn
- Strümpfe/Hausschuhe – Ferbes
- Süßigkeiten – Schnupp
- Hahn – Kiggel
- Etwas – äbbes
- Was – bôs
- Trottel – Dabbschiet
- Patentante – Dete
- Gäste – Spiller
- Gerümpel – Gelörch
- bisschen essen – neiseln