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Geisaer Zeitung
Ausgabe 11/2025
Kirchennachrichten
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Einsegnung des Heiligen Johannes Nepomuk in Buttlar

Figur des Heiligen Johannes Nepomuk in Buttlar

Viele Gläubige waren zur Einsegnung des Johannes Nepomuk nach Buttlar gekommen

Die Prozession wurde von der Buttlarer Blaskapelle begleitet

Segnung des Nepomuk

Pastor Dr. Jürgen Kämpf bei der Verlesung der E-Mail des Erzbischofes von Prag, Dr. Graubner

(v.l.n.r.) Hildegard Ruhl, Barbara Kircher-Storch und Pastor Dr. Kämpf

Der Restaurator Clemens Leister (links) mit Pastor Dr. Jürgen Kämpf (rechts)

Seit kurzem erstrahlt die 305 Jahre alte Barockfigur des Heiligen Johannes Nepomuk an der Frankfurter Straße (Bundesstraße) in Buttlar wieder in neuem Glanz. Clemens Leister, der schon in etlichen Orten des Geisaer Amtes durch die Restauration von in die Jahre gekommenen Kruzifixen oder Heiligenfiguren bekannt geworden ist, hatte auch hier wieder sein Können als Restaurator unter Beweis gestellt. Nun leuchtet der Brückenheilige wieder im neuen Outfit unübersehbar neben dem passablen Fachwerkhaus der Kräuterkundigen Barbara Kircher–Storch. Manch Vorübergehender, der die Lebensgeschichte des Johann Nepomuk kennt, wird sich allerdings fragen, wieso dieser an einem Ort zu finden ist, wo nicht nur die Brücke fehlt, sondern auch das Wasser, was seine Geschichte so bekannt gemacht hat. Die älteren Bürger Buttlars erinnern sich allerdings, dass hier früher einmal ein Bachlauf mit einer Brücke gewesen sei, trotzdem wirft es die Frage auf, warum nicht auf oder an der großen Brücke an der Ulster. Aber vielleicht wollten die Gläubigen den Segensspender näher im Ort haben.

Nepomuk lebte von etwa 1350 bis 1393. Geboren wurde er im böhmischen Pomuk bei Pilzen in einer deutsch-böhmischen Familie als Sohn eines Richters. Nach seinen ersten Studien arbeitete er als kaiserlicher Notar am erzbischöflichen Gericht in Prag und schloss währenddessen 1381 sein juristisches Examen ab. Ein Studium des kirchlichen Rechts folgte in Padua, wo er auch zum Doktor promovierte und daraufhin als Generalvikar des Erzbischofs von Prag tätig wurde. Sein energisches Auftreten für die Kirche führte zu Auseinandersetzungen mit Wenzel IV, König von Böhmen und Deutschland. Die Überlieferung berichtet, dass in dieser Zeit die Königin Johann Nepomuk zu ihrem Beichtvater wählte. Eines Tages verlangte der König, bestimmte Aussagen aus der Beichte der Königin ihm mitzuteilen, was der Beichtvater wegen des Beichtgeheimnisses verweigerte. Daraufhin wurde der Priester gefoltert und anschließend in die Moldau geworfen. Die Todesart des Ertränkens war damals die gegebene Strafe für kirchliche Würdenträger. Die Leiche des im Wasser Treibenden soll der Legende nach von fünf Flammen bzw. hell glänzenden Wunderzeichen umgeben gewesen sein. Eine andere Version besagt, dass die Königin in einer Erscheinung das Haupt des Toten mit einem Kranz von fünf Sternen umgeben gesehen haben will.

Nun steht aber auch noch eine zweite Auslegung für die Todesstrafe im Raum, die als historisch bedeutsamer erscheint. Nämlich, dass der Erzbischof sich dem Plan des Königs, ein weiteres Bistum zu gründen, widersetzte und damit den Zorn des Königs mit Strafandrohungen auf sich und seine Getreuen zog. Der Erzbischof floh, Johann und zwei weitere Beamte wurden verhaftet, gefoltert und Nepomuk dann in der Moldau ertränkt. Als vom Erzbischof bezeichneter Märtyrer wurde er zunächst in der „Heilig-Kreuz-Kirche“ bestattet und später in den Veitsdom in Prag überführt. Um 1700 wurde auf der Karlsbrücke das bekannte Denkmal errichtet, welches ihn zum wichtigsten Brückenheiligen erhob und ihn geradezu zum Staatsheiligen des Habsburger Reiches machte. Seine Seligsprechung erfolgte 1721 und seine Heiligsprechung durch Papst Benedikt XIII. im Jahre 1729. Nepomuk war der einzige Heilige, neben der Jungfrau Maria, dessen Heiligkeit durch Sterne angedeutet wird. Innerhalb kurzer Zeit avancierte er zu einem der volkstümlichsten Heiligen der Barockzeit in Europa. Es wurden Bruderschaften gegründet und Wallfahrtsorte entstanden. Sogar Goethe kam nicht umhin, sich in seiner Ausdrucksweise dem Brückenheiligen ein Gedicht zu widmen: „Auf großen und auf kleinen Brucken stehen vielgestalt´ge Nepomuken: von Erz, von Holz, gemalt, von Stein, kolossisch groß und puppisch klein. Jeder hat seine Andacht davor, weil Nepomuk auf der Brucken sein Leben verlor.“

Der schon lange fälligen Restauration der Heiligenfigur kam die 850 Jahrfeier des Ortes zu Hilfe. Ein finanzieller Restbestand lag noch auf der hohen Kante und sollte für einen gemeinnützigen Zweck aufgewendet werden. Die Organisatoren waren sich schnell einig, dass es der Nepomuk am Nötigsten hätte. Hildegard Ruhl machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Restaurator, den man auch bezahlen könne und machte Clemens Leister ausfindig, welcher nach der Inspektion sofort zusagte, die Arbeit zu übernehmen, nicht zuletzt auch deshalb, weil ihm die Steinmetzarbeit außerordentlich gefalle, wie er betonte. Die natürliche und künstlerisch nicht übertriebene Gestaltung des Habitus, der Haltung und der Gesichtszüge seien an dieser Figur besonders gut gelungen. Sein nächster Blick galt auch der Rückenpartie und das aus gutem Grund, denn es musste ja festgestellt werden, ob es bei diesem Nepomuk auch einen Sternenkranz gegeben hatte. Und ja, die Ösen für die Halterung waren noch vorhanden. Aber keiner der Befragten konnte sich je an dieses Sternensymbol erinnern.

So trat dann der 700 Kilo wiegende Heilige mittels schwerem Hebegerät der Baufirma Job seinen Weg in die Werkstatt des Meisters an. Über den Winter wurde er zeitversetzt in die Kur genommen, sodass dann im folgenden Frühjahr die Arbeiten abgeschlossen werden konnten. Schon einmal in neuerer Zeit war der stattliche Johannes Nepomuk von Maler und Restaurator Stefan Winter aus Buttlar in guter Qualität neu gefasst worden. Aber die Verwitterung lässt sich nicht aufhalten. Trotz hochwertigem festen Friedewälder Sandstein war die Standfigur durch Wind und Wetter ausgewaschen und rau geworden, hatten kleine verwitterte Einschlüsse Spuren hinterlassen. Als größere Schäden bezeichnete Leister die stark in Mitleidenschaft gezogenen beiden Hände sowie ein fehlender Fuß. Diese Körperteile mussten exakt und naturgetreu nachmodelliert werden. Nachdem dann noch die leichten Unebenheiten verspachtelt worden waren, ging es ans Glätten und Schleifen des gesamten Körpers mit anschließendem Aufbringen eines Sandsteinfestigers. Dann folgte der nicht ganz leichte Farbaufbau mit den vorgeschriebenen Silikatfarben, denn dieser musste absolut den damaligen barocken Vorgaben entsprechen. Die Vergoldungen übernahm fachgerecht Tischlermeister und Restaurator Florentin Blum, während Matthias Fladung aus Gerstengrund, ausgebildeter Spengler, den aus Kupfer getriebenen Sternenkranz angefertigt und entsprechend befestigt hatte. Der rote Sandsteinsockel wurde an Ort und Stelle, farblich leicht marmoriert, überarbeitet. Wie das Wappen auf der Vorderseite anschaulich zum Ausdruck bringt, wurde die Sandsteinfigur von Reichsgraf Franz Anton von Buttlar und dessen Ehefrau Klara geborene von Reifenberg 1722 (nicht lesbar) gestiftet. Der Name des Steinmetzes ist nicht bekannt.

Die Einsegnung am 16.05.2025, zum Namenstag des Heiligen, begann mit einer heiligen Messe, in dessen Verlauf Pastor Dr. Kämpf die wichtigsten Lebensdaten von Nepomuk den Gottesdienstbesuchern nahebrachte und dann alle Anwesenden einlud, an der Einsegnungsfeier der Standfigur teilzunehmen. In der sich anschließenden Prozession, begleitet von der Buttlarer Blaskapelle, wurde der Standort des restaurierten Heiligen aufgesucht, wo mit einem Eingangslied, begleitet von der Kapelle, auf die Einsegnung hingeführt wurde. Zunächst bedankte sich Dr. Kämpf bei den Initiatoren, Helfern und vor allem bei Clemens Leister für die gelungene Restaurierung des Johannes Nepomuk und betonte, dass dessen wichtigstes Anliegen zeitlebens war, den ihm anvertrauten Menschen in schwierigen Lebenssituationen beizustehen und dieser Einsatz des Heiligen auch heute noch beispielgebend für viele Funktionsträger sein sollte. Die Statue sei mehr als nur ein Stein, sie stehe auch besonders in unserer Zeit als ein standhafter Held für die Durchsetzung der Ideale des Glaubens im Vertrauen auf Gott. Dabei betrachtete der Pastor auch die Größe des Johannes Nepomuks Verschwiegenheit bis in den Tod und endete mit der Maxime: „Wer in der Stille treu bleibt, wird auch im Sturm nicht fallen.“ Anschließend verlas er eine Mail des Erzbischofs von Prag, Dr. Graubner. Darin brachte dieser seine Freude über die Wertschätzung des wichtigsten böhmischen Heiligen durch die Buttlarer zum Ausdruck und ließ seinen Segen durch Dr. Kämpf an alle Versammelten überbringen. Es folgte die Einsegnung mit den Worten: „Lieber Gott, segne die Statue hier an diesem Platz als sichtbares Zeichen der Standhaftigkeit und des Glaubens.“ In den sich anschließenden Fürbitten wurde Johannes Nepomuk angerufen, als Schutzpatron aller Priester, Beichtväter, Schiffer, Müller und Flößer seine Hilfe durch die Kraft Gottes zukommen zu lassen. Nach dem Abschlusslied zum Lob Gottes, wieder begleitet von der Blaskapelle, dankte der Pastor insbesondere noch einmal allen an der Restauration Beteiligten, der Blaskapelle, der Feuerwehr den Anwohnern für die festliche Ausgestaltung des Platzes sowie auch für die weitere Pflege der Andachtsstätte. Ein gemütliches Beisammensein versammelte noch einmal die Teilnehmer an der beeindruckenden Einsegnungsfeier.

Manfred Dittmar