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Geisaer Zeitung
Ausgabe 14/2023
Gestaltung Seite 2
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Deutschlandweit erste LNG-Ortsnetzversorgung in Geisa

Aufstellung der LNG-Anlage am 22.07.2022 im Gewerbegebiet Geisa

Bürgermeisterin Manuela Henkel begrüßte zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Industrie

(v.l.n.r.) Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Bohl, Bürgermeisterin Manuela Henkel, Thüringer Innenminister Georg Maier und WerraEnergie-Chef Hans Ulrich Nager beim Entzünden der „Ersten Flamme“

Die „Erste Flamme“ der LNG-Anlage in Geisa entfacht

Geisa. Am 30. Juni hat der Energiedienstleister WerraEnergie im südthüringischen Geisa mit einem "Fest der ersten Flamme" die erste deutschlandweite Ortsnetzversorgung über eine LNG-Anlage in Betrieb genommen. Geisa, mit seinen 2.200 Einwohnern, wird damit die erste Stadt Deutschlands, die unabhängig von einzelnen Erdgaslieferländern ist. Bei einer Gasmangellage wäre die Stadt durch diese Art der Gasversorgung abgesichert. Zum "Fest der ersten Flamme" konnte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Industrie begrüßen. Besonders willkommen hieß sie Thüringens Innenminister Georg Maier, Landrat Reinhard Krebs, den Aufsichtsratsvorsitzenden von WerraEnergie Klaus Bohl, WerraEnergie-Chef Hans Ulrich Nager, die Bundestagsabgeordnete Tina Rudolph sowie zahlreiche Vertreter des Land- und Kreistages und der Kommunen. Am 15. Oktober 2019 hatte die Stadt Geisa den Konzessionsvertrag zum Bau und Betrieb eines Gasversorgungsnetzes in der Stadt mit WerraEnergie unterzeichnet. „Eine Anbindung an das große Erdgas-Pipelinenetz wäre uns als Stadt damals viel lieber gewesen“, so Bürgermeisterin Manuela Henkel. WerraEnergie entschied sich jedoch für eine Insellösung über eine sogenannte LNG-Anlage. „Niemand konnte damals ahnen, welch rasante Veränderungen bei der Energieversorgung auf uns alle zukommen werden und wie zukunftsweisend diese Entscheidung werden sollte“, so Manuela Henkel. Geisa war durch seine einstige Grenzlage lange Zeit von Entwicklungen, später auch bei der Anbindung an das Erdgasnetz abgeschnitten. „Desto mehr freuen wir uns nun, dass wir mit der neuen unabhängigen Ortsnetzversorgung unseren Unternehmen und Hauseigentümern einen weiteren, auch meiner Meinung nach noch lange Zeit wichtigen Energieträger anbieten können", so Henkel. "Wir feiern heute auch ein Stück Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit.“ Mit der Insellösung ist Geisa nicht nur unabhängig von einzelnen Lieferländern, die Anlage kann mit Biogas und später auch anteilig mit Wasserstoff betrieben werden. „Für die Energiewende brauchen wir die dezentrale, unabhängige, nachhaltige und auf die Region abgestimmte Lösung“, so Henkel. Die Nutzung von Biogas wäre für sie zumindest eine gute Alternative zur geplanten Zulassung von Windkraftanlagen im Biosphärenreservat Rhön, in dem auch Geisa liegt. Sie dankte WerraEnergie für das mutige und innovative“ Ja“ zum Standort Geisa. „Für Geisa haben wir mit der heutigen Inbetriebnahme der LNG-Anlage ein neues Niveau an Versorgungssicherheit geschaffen“, so Geschäftsführer Hans Ulrich Nager. „Wir sind stolz darauf, lass die WerraEnergie als regionaler Energieversorger mit rund 100 Mitarbeitern in der Lage ist, vorausschauend ein derart innovatives und technisch anspruchsvolles Projekt realisiert zu haben", betonte Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Bohl. "Damit wird bundesweit energietechnisches Neuland betreten.“ Bisher wurden rund sechs Kilometer Versorgungsleitungen mit einem Investitionsvolumen von rund 1,5 Mio. EURO im Stadtgebiet verlegt. Circa ein Viertel der Liegenschaften in Geisa haben sich bislang für die Erdgasversorgung angemeldet. Das mit dem LKW angeliefert flüssige LNG-Gas wird zwischengespeichert, mit Umgebungswärme in den gasförmigen Zustand überführt und anschließend in das Erdgasnetz eingespeist. "Durch die Energiekrise hat sich die Dringlichkeit zur alternativen Energieversorgung sowie zu Diversifizierung verstärkt", betonte Hans-Ulrich Nager. "Vor diesem Hintergrund ist die Anlage so konzipiert, dass perspektivisch eine Versorgung mit Wasserstoff möglich ist." Die Erstbefüllung des Tankes erfolgte mit Biogas aus Tierabfällen aus Südtirol. Je nach Bedarf muss monatlich, maximal wöchentlich nachgefüllt werden. „Im Leben kommt es manchmal vor, dass sich ein vermeintlicher Nachteil später als Vorteil herausstellt", stellte Innenminister Georg Maier fest. Als Minister für Inneres sei er für die Kommunen zuständig und deshalb freue es ihn besonders, dass mit dem kommunalen Energieversorger, der Stadt Geisa unter Mitwirkung des Wartburgkreises eine tolle Lösung vor Ort gefunden wurde. Landrat Reinhard Krebs sprach sich bei der Energiewende ebenso gegen die einseitige Fokussierung auf Windkraft aus und plädierte für die Nutzung verschiedener Energieträger. Selbst die neuen Herausforderungen durch das Gebäude Energiegesetz (GEG) können mit der Anlage gelöst werden, erklärte Norbert Scholz von Gascom. Jeder Kunde hätte die Möglichkeit mit erneuerbaren Energien hergestelltes Biogas für seine Gasheizung zu beziehen und damit die Anforderung des GEG langfristig zu erfüllen. Ab 2029 sei ein Anteil von 15 Prozent Biogas verpflichtend. Biogasanlagen könnten seiner Meinung nach in ländlichen Regionen bis 2030 etwa 40 Prozent des deutschen Gasverbrauches decken.