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Geisaer Zeitung
Ausgabe 17/2023
Gestaltung Seite 8
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Eine besondere Kirmes in Kranlucken

Die Kirmesgesellschaft Kranlucken auf dem Weg zum Lindentanz

Die Beerdigung der alten "Kirmeslinde"

(v.l.n.r.) Kirmesploatz Josef Köhler und Lorenz Gimpel mit Richard Fischer und Bürgermeisterin Bernadett Hosenfeld-Wald nach der Ersteigerung der Reste des Lindenbaumes

Die Urkunde zur Linde Kranlucken

Kranlucken. Die Kirmes in Kranlucken war in diesem Jahr eine ganz besondere. Anstatt unter dem Lindenbaum fanden sich die Kirmespärchen zum traditionellen Lindentanz unter einem aufgestellten bunt geschmückten Fichtenbaum. Der 1969 gepflanzte einstige Baum musste nämlich im Rahmen einer geförderten Baumaßnahme gefällt werden. An der Stelle wird im Rahmen der Dorferneuerung der Lindenplatz in der Dorfmitte in den nächsten Monaten neu gestaltet. Die Kranluckener und ihre Kirmesgesellschaft nahmen die ganze Situation mit Humor auf und zeigten viel Kreativität. Spontan wurde ein bunt geschmückter Fichtenbaum vor der Kirche aufgestellt, so dass der Lindentanz am Sonntag problemlos stattfinden konnte. Selbst ein Gedicht als Abgesang auf den 54 alten Lindenbaum wurde von einem Bürger als Schild am ehemaligen Standort aufgestellt. Als die Kirmesburschen dann noch mit einem gezimmerten Sarg mit einer Baumscheibe des alten Baumes, war der Verlust wegen der Fällung der Linde schnell vergessen. Der Sarg mit Baumscheibe wurde dann sogar noch beim Starkbierabend am Montag in einer spektakulären Versteigerung an den Mann gebracht. Richard Fischer machte zum Schluss das beste Angebot und konnte sich damit unter anderem gegen die Kirmesgesellschaften aus Motzlar und Bremen, die auch Angebote abgaben, endlich unter viel Jubel durchsetzen. „Die Baumreste mussten einfach im Kohlbachtal bleiben“, betonte Versteigerungsmoderator Benjamin Treis. „Er gehört einfach zur Geschichte unserer Orte.“ Viele Kirmespaare haben seit der Pflanzung 1969 unter diesem Baum ihre Runden gedreht.

Übrigens wurde der Lindenbaum damals von der Kranluckener Jugend gepflanzt. Auch Richard Fischer war damals dabei. „Bei den Schachtarbeiten haben wir eine Flasche mit einer damals verfassten Urkunde und den Unterschriften der Jugendlichen gefunden“, berichtete Bernadett-Hosenfeld Wald. Dass der Lindenbaum nun nach 54 Jahren gefällt werden musste, fiel den Verantwortlichen der Gemeinde Schleid nicht leicht. „Bereits bei der Erstellung des gemeindlichen Entwicklungskonzeptes in 2018 haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir mit dem Lindenbaum verfahren“, erklärte Schleids langjähriger Bauausschussvorsitzender Michael Arnrich. Seit Jahrzehnten hatte der Lindenbaum mit seinem Wurzelwerk das Pflaster gehoben und zu größeren Schäden geführt. „Vor der Baumaßnahme haben wir die Meinungen von Fachleuten, insbesondere eines Baumchirurgen eingeholt“, erläuterte Schleids Bürgermeisterin Bernadett Hosenfeld-Wald. „Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass der Baum eine Sanierung des Areals kaum überstehen würde.“ Um sicher zu gehen, wurde dieses Jahr nochmal ein Baumprüfer angefragt, um den Erhalt des Baumes einzuschätzen. Ergebnis war, dass in jedem Fall eine sogenannte Wurzelbehandlung zu erfolgen hat, deren Aufwand und Kosten nebst erfolgreichem Ergebnis nicht eingeschätzt werden konnte. „In Abstimmung wurde dann der Beschluss gefasst, dass der Lindenbaum gefällt werden muss, um hier eine langfristig sinnvolle Lösung zu bekommen“, so die Bürgermeisterin. Nach der Fällung des Baumes am 08.08.2023 wurde ein Fundament mit einer Wurzelsperre gegossen. Im Anschluss wird das Lindenpodest neu gemauert und eingefasst, wonach das Baumsubstrat eingefüllt wird. Noch im Herbst dieses Jahres soll die Baumaßnahme abgeschlossen werden. „Dann wird auch ein neuer Lindenbaum mit einem Umfang von 40 cm gepflanzt werden“, informierte die Bürgermeisterin. Die Kirmesgesellschaft Kranlucken wird im Jahr 2024 wie gewohnt und traditionell auf dem Lindenpodest unter der neuen Winterlinde tanzen.