Beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in der Gedenkstätte Point Alpha (von rechts): Frederik Schmitt Landkreis Fulda, Brigadegeneral Andrew D. Cecil, Volker Bouffier, Dr. Stefan Heck, Bodo Ramelow, Michael Ruhl, Michael Brodführer (Landrat Wartburgkreis), Benedikt Stock, und die hessischen Landtagsabgeordneten Dominik Leyh, Stefanie Klee und Jennifer Gießler
Hervorragende Besucherresonanz beim Festakt im US Camp
Der Stiftungsratsvorsitzende Dr. Stefan Heck
Der geschäftsführende Ministerpräsident von Thüringen Bodo Ramelow
Brigadegeneral Andrew D. Cecil (rechts) und Eric Kirsch vertraten die U.S.-Army
Benedikt Stock, Geschäftsführender Vorstand der Point Alpha Stiftung
Kranzniederlegung am Denkmal der deutschen Teilung und Wiedervereinigung
Der hessische Staatssekretär Michael Ruhl
Rasdorf/Geisa. Point Alpha steht als ein wertvolles Monument für ein epochales Ereignis, dessen Erbe mit positivem Blick in die Zukunft getragen werden muss. „Um die Freiheit zu schützen brauche es keine Helden, sondern engagierte Demokraten“, betonte Volker Bouffier beim Festakt zum „34. Tag der Deutschen Einheit“ im US Camp der Gedenkstätte. „Wer glaube der Weg in den Nationalismus sei die Lösung, der ist auf dem Holzweg.“ Für den ehemaligen Ministerpräsidenten von Hessen ist Point Alpha nicht nur Ort der Erinnerung und Begegnung, sondern ein außergewöhnlicher Lernort als Kompass zur Orientierung für die Zukunft.
Neben seinen Bewertungen zur Einheit schilderte der hessische Ministerpräsident den damaligen Einheitsprozess und spannte in seiner Analyse einen Bogen zur aktuellen europäischen und deutschen Politik im Kontext des Ukraine-Krieges und der vielfältigen aktuellen Herausforderungen in einer Welt mit völlig veränderter Machtkonstellation.
„Es war leichter aus Rasdorf nach Hawaii zu kommen, als ins benachbarte Geisa", stellte Volker Bouffier fest. „Wer versuchte der DDR zu entkommen, der bezahlte das mit Haft und nicht selten auch mit dem Leben. An Point Alpha war für Viele die Welt zu Ende.“ Auf die Frage, ob die Einheit gelungen oder gar vollendet sei, antwortete Bouffier diplomatisch: „Je nachdem von welcher Perspektive aus man sich der Frage nähert, fällt die Antwort aus Die Einheit habe aber nie bedeutet, dass alles gleich ist. Nur habe er früher nie den Eindruck gehabt, dass die Unterschiedlichkeit das Gefühl für ein gemeinsames Deutschland verstellt habe. Eine gemeinsame Freiheit könne nur gedeihen, wenn Sie von innen und außen nicht bedroht sei, verdeutlichte Bouffier mit Blick auf den Aggressor Russland und die für ihn verstörenden Wahlergebnisse in Ostdeutschland.
„34 Jahre Wiedervereinigung, 35 Jahre Friedliche Revolution und 35 Jahre Grenzöffnung – ein Wimpernschlag der Geschichte. Und doch Zeit genug, um das Geschehene zu verklären und in Vergessenheit geraten zu lassen“, hatte Dr. Stefan Heck, MdB und Stiftungsratsvorsitzender der Point Alpha Stiftung, zum Auftakt festgestellt, bei dem er zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Institutionen begrüßte.
„Wir wollen ein Deutschland, denn wir sind ein Volk“. Das war auf dem Transparent eines Einwohners aus Geismar zu lesen, mit dem er seine Landsleute aus dem Westen grüßte. Überall Menschentrauben, selbst Fremde fielen sich jubelnd um den Hals. Im Archiv der Point Alpha Stiftung seien vieler solcher Szenen zu finden. Das Leben – vor allem für die Menschen im Osten Deutschlands - war über Nacht auf den Kopf gestellt. „Für diejenigen, die dieses Wunder selbst nicht erlebt haben, wirken diese Bilder, diese Geschichten wie Erzählungen aus einer weit entfernten Vergangenheit. Das wiedervereinte Deutschland ist inzwischen für uns zur Gewohnheit, zu einer Selbstverständlichkeit geworden, ein großer Teil der Bevölkerung hat nie andere Verhältnisse kennengelernt“, ergänzte Heck. Hier setze die Point Alpha Stiftung an: Die Werte Demokratie, Freiheit und Frieden seien zentrale Punkte, die stets aufgegriffen und vermittelt werden.
Eingeleitet wurde der Festakt mit einer Kranzniederlegung unter Mitwirkung der Kyffhäuser- und Reservistenkameradschaft Grüsselbach mit dem Vorsitzenden Alfred Gollbach sowie der Soldatenkameradschaft 1888 Fulda unter Leitung von Jürgen Storch am Denkmal der deutschen Teilung und der Wiedervereinigung. Die Landtage und Staatskanzleien von Thüringen und Hessen sowie der Wartburgkreis und der Landkreis Fulda gedachten mit Gestecken vor allem der Grenzopfer. Erinnert wurde aber auch an mutigen Bürger, die vor 35 Jahren mit der Friedlichen Revolution die Grenzöffnung erst ermöglicht hatten. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt durch die Stadtkapelle Geisa unter der Leitung von Stephan Nimmich, die mit Stücken wie „Euregio-Hymnus“, dem Marsch “Die Sonne geht auf” oder mit der Ballade „The Story“ unterhielt.
Die Mahnung von Point Alpha lautet: Wir brauchen eine europäische Friedensordnung, die den Nachfolgestaaten der Sowjetunion die Chance auf Sicherheit bietet, sich in Frieden und Freiheit entwickeln zu können. Dies erklärte der Geschäftsführende Ministerpräsident Bodo Ramelow in seinem Grußwort für den Freistaat Thüringen. Er fügte hinzu, dass die Ostdeutschen stolz auf das Erreichte sein könnten. „Wir aber erlauben uns eine Diskussion, dass alles schlecht ist und sich im Niedergang befindet. Das es nach dem Ende der DDR riecht“. Das alles habe er sich in den letzten Monaten anhören müssen, erklärte Ramelow und unterstrich, dass dies aber nur Menschen sagen würden, die die DDR nie gerochen haben. „Und wenn einer sagt, dafür sind wir bei der Wende nicht auf die Straße gegangen, der zu diesem Zeitpunkt 17 war und im Westen gelebt hat – da läuft es mir eiskalt den Rücken runter.“ Er jedenfalls werde alles dafür tun, dass Thüringen einen demokratischen Wechsel im Amt erlebe und man sich von niemanden auf der Nase herumtanzen lasse.
Für das Land Hessen sprach Michael Ruhl. „Die Deutsche Einheit war kein Automatismus. Sie war das Ergebnis unzähliger mutiger Menschen, die für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte eingetreten sind – auf beiden Seiten der Grenze. Ihr Engagement haben den Weg geebnet für das, was wir heute feiern dürfen: die Wiedervereinigung eines geteilten Landes“, konstatierte der Staatssekretär, aus dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat. Ruhl hob die gemeinsame Verantwortung der beiden Grenzländer Thüringen und Hessen hervor, die Gedenkstätte zu erhalten und zu unterstützen.
Den Dienst und die Zuverlässigkeit der US-Veteranen im Blackhorse-Regiment an einem Hotspot des Kalten Krieges, den Zusammenhalt der Verbündeten, die Entschlossenheit und der Einheits-Geist der Thüringer und Hessen nahm Andrew D. Cecil in den Fokus. Nach Ansicht des Brigadegenerals der U.S. Army Europa und Afrika brauche es auch heute diese Eigenschaften, um den Bedrohungen des Friedens entgegenzustehen. Sein Dank ging an die Point Alpha Stiftung, die im Rahmen ihrer Bildungsarbeit Schüler und Studenten dazu befähige, über Historie nachzudenken, ein politisches Urteilsvermögen zu bilden, um dann als Teil einer Zivilgesellschaft Verantwortung für die Gestaltung des demokratischen Prozesses zu übernehmen.
Benedikt Stock, Geschäftsführender Vorstand der Point Alpha Stiftung, verwies auf die historischen Meilensteine der Grenzöffnung vor 35 Jahren sowie auf das Grundgesetz, das in diesem Jahr 75. Geburtstag feierte und in dem die Gründungsväter den Auftrag zur Wiedervereinigung deutlich formuliert hatten. In einer Phase mit wirtschaftlichen Unwägbarkeiten und einer gespannten Stimmungslage, habe mit dem Prozess der Einheit zusätzlich eine schier unlösbare Aufgabe vor der Tür gestanden. Dennoch habe die Gesellschaft das Problem gemeistert. Daher mache der Blick in die Vergangenheit Mut und Hoffnung, dass sich am Ende auch für die gegenwärtigen Krisen Lösungen finden werden. Stock endete mit einem Zitat von Alfred Dregger: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“
Unter den Gästen waren:
Bundestag: Peter Heidt (FDP), Christian Hirte (CDU),
Landtag Hessen: Jennifer Gießler (CDU), Thomas Hering (CDU), Esther Kalveram (SPD), Stefanie Klee (CDU), Dominik Leyh (CDU),
Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Fulda Frederik Schmitt (CDU),
Landrat des Wartburgkreises Michael Brodführer (CDU),
Simone Kleinstück (Erste Beigeordnete der Point-Alpha-Stadt Geisa), Christoph Pralle, Erster Beigeordneter der Point-Alpha-Gemeinde Rasdorf,
Dr. Christian Gebhardt (Präsident IHK Fulda), Polizeipräsident Michael Tegethoff, Norbert Kandzzora (Vorstand Luftbrücke Berlin-Frankfurt), Oberst Jörg Egerter (Bundeswehr Landeskommando Wiesbaden),
Superintendent Christoph Ernst (Ev. Kirchenkreis Bad Salzungen), Dekan Dr. Thorsten Waap (Ev. Kirchenkreis Fulda), Mitglieder des Kuratoriums Deutsche Einheit sowie Mitglieder des Stiftungsrats Point Alpha und des Fördervereins Point Alpha.