Bürgermeisterin Manuela Henkel
Liebe Bürger,
immer wieder einmal werde ich mit der Frage konfrontiert, warum ich als Bürgermeisterin der Stadt Geisa den Begriff „Geisaer Land“ nutze. Wir alle fühlen uns doch als „Geiserämter“, so die Rückmeldungen. Das geht mir persönlich nicht anders. Mit dem Begriff „Geisaer Amt“ fühlen wir uns verbunden. Das ist ein Gefühl von Identifikation und Zugehörigkeit und deswegen benutze ich diese Begrifflichkeit auch immer gerne in persönlichen Gesprächen vor Ort. Als Bürgermeister ist man aber auch für die Außenwirkung der Region verantwortlich. Übergeordnete Behörden, Fördermittelstellen oder Menschen und Unternehmen aus anderen Regionen und Bundesländern haben wieder einen ganz anderen Blick als wir „Einheimischen“. Diese gilt es aber ebenso von unserer Region zu überzeugen und sie dafür zu gewinnen. Wir wollen uns nach außen als zukunftsgewandt, innovativ und modern darstellen. Das heißt nicht, dass wir Traditionen, die sich bewährt haben, vergessen. Sie sind weiterhin wichtig, ein Teil unserer Identität, geben uns Halt, sie sollten gepflegt und beibehalten, aber auch hinterfragt werden.
Zuallererst stellt sich die Frage, woher kommt denn der von uns so verständlich genutzte Begriff „Geisaer Amt“? Das Amt Geisa, auch Geisaer Amt oder Amt Rockenstuhl genannt, war eine territoriale Verwaltungseinheit des geistlichen Fürstentums Fulda. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das geistliche Fürstentum aufgelöst. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde die Provinz Fulda aufgelöst, wodurch das Amt Geisa 1815 an das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach abgegeben wurde.“ Es ist also ein Begriff für eine territoriale Verwaltungseinheit, die es seit über 200 Jahren nicht mehr gibt. Genauso wie es das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, den Kreis Bad Salzungen, die Gemeinde Zitters nicht mehr politisch gibt, gibt es poltisch auch nicht mehr das Geisaer Amt. Aus diesem Grund nutzen wir zum Beispiel bei Förderanträgen schon seit Jahren den Begriff „Geisaer Land“, weil natürlich außerhalb unserer Region niemand diesen Begriff und unsere persönliche Beziehung dazu nachvollziehen kann. Das geht Regionen wie dem Feldatal natürlich genauso. Auch sie werden öffentlich nie den seit Jahrhundert geprägten Begriff „Tullifeld“ bei der Außendarstellung nutzen.
Dazu kommt, dass bei einer modernen Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit die Begrifflichkeit „Amt“ mittlerweile schwierig nach außen zu vermitteln ist. Als Bürgermeister muss man eben verschiedene Blickwinkel haben, um letztlich die Kommune und die Region bestmöglich darzustellen und um eine positive Außenwirkung zu erreichen. Also bewegen wir uns als Stadt da flexibel in verschiedenen Bereichen und machen das Beste daraus. Letztlich bin ich überzeugt, dass unsere Identifikation mit der Heimat auch nicht an einer einzigen Begrifflichkeit hängt. Begriffe und Namen ändern sich über die Jahrhunderte. Das Gefühl und die Identifikation mit der Heimat bleiben, da diese mit den Herzen, den Menschen vor Ort und mit einer liebenswerten Region fest verbunden sind.
Herzlichst Ihre Bürgermeisterin
Manuela Henkel