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Geisaer Zeitung
Ausgabe 4/2025
Veranstaltungen: Nachlese
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Wanderung zum Kleinberg

Die Wandergruppe um Klaus Scherzer am Kleinberg

Geisa. Die Seniorenwanderung des Rhönklub Zweigvereins Geisa im Februar 25 unter der Führung von Klaus Scherzer ins „Hessische Kegelspiel“ fand großes Interesse bei den Wanderfreunden, da einige Ziele im „Hessischen Kegelspiel“ weit in die Vergangenheit zurückführen. Allein schon der Ausgangspunkt Rasdorf bietet mit der romanischen Stiftskirche einer ehemaligen Klosteranlage, dem gut erhaltenen Wehrfriedhof sowie der Bornmühle, die im Dienste der Fuldaer Herren stand, interessante Sehenswürtigkeiten. Aber diese historischen Gegebenheiten standen diesmal nicht im Mittelpunkt der historischen Betrachtungen, denn Ziel war zunächst der Kleinberg mit seinen 522 Metern, welcher 1560 zum letzten Mal als Wüstung namens „Kreienberg“ urkundlich erwähnt wird. Hierbei handelt es sich um eine Ringwallanlage, die spätestens seit dem Neolithikum besiedelt war, wovon Fundberichte von 1991 aus hoch- und spätmittelalterlichen Zeit zeugen. Der hier genannte Vulkankegel gehörte in früheren Zeiten, wie auch die anderen Kegelberge, zum Kerngebiet der Buchonia, wie man früher die Rhönlandschaft bezeichnete. Die jetzt noch erkennbaren Reste der relativ kleinen Anlage sind nach Funden in der Eisenzeit einer keltenzeitlichen Siedlungsstätte zuzuordnen. Heute sind sie meist noch die einzigen Zeugen der alten Befestigungsanlagen. Nur noch schwer zu erkennen ist die Bauweise der Wälle. So waren es freistehende breite Mauern, die nach außen hin eine senkrechte Front erhielten. Gestützt wurden diese in der Regel noch durch eingebaute Hölzer, und wenn möglich, gab es auf der Außenfront noch einen Wehrgang sowie in Einzelfällen eine Trockengraben, jedoch erst nach der späten Eisenzeit, die auch als „Latenezeit“ bezeichnet wird. Hier auf dem Kleinberg, wie bereits angedeutet, handelte es sich nur um einen einfachen Steinwall, welcher den Gipfel mit einem (80 X 140) ovalen Ring, etwa 1 ha groß, umzog, nur noch an einigen Stellen schwach ausgeprägt ist und dies vor allem an der weniger steil abfallenden Seite nach Südwesten zu. Wahrscheinlich deshalb, weil dies die Angriffsstelle war und deshalb stärker befestigt werden musste. Hier liegt auch die höchste Stelle des Kleinbergs.

Eine ähnliche Anlage, welche die Geisaer Wanderfreunde schon einmal besucht hatten, befindet sich auf dem nur wenige Kilometer entfernt gelegenen Stallberg. Bei einem Besuch der Gipfelregion wurden hier sogar Steinreste von Reibemühlen gefunden, ein reiner Zufall, denn hierfür braucht man schon einen geschulten Blick. Wissen muss man allerdings auch, dass nach dem Denkmalschutzgesetz eigenständige Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Artefakten genehmigungspflichtig ist und Zufallsfunde meldepflichtig sind.

Nun wurde der nächste Vulkankegel angesteuert, der schon von weiten durch die Kapelle auf dem 456 Meter hohen Plateau auf sich aufmerksam macht. Der unterhalb des Waldsaums angelegte Parkplatz für die Besucher der „Wallfahrtskapelle der „Vierzehnheiligen“ wurde zuerst zu einer weiteren Rast aufgesucht. Ein idealer Ort um die weitreichende Panoramasicht ins Rasdorfer Land und darüber hinaus bis in die Hohe Rhön zu genießen. Auch hier ließ man sich Zeit, denn es galt die Bergrücken und Höhenzüge einzuordnen, sowie die dazugehörigen Dörfer und kleineren Ortschaften. Des Weiteren ist es ja auch immer wieder der Ort, wo das Für und Wider einer Beisetzung auf dem Waldfriedhof Gehilfersberg in Betracht gezogen wird. Die installierten Informationstafeln werden zu Rate gezogen und die belegten Plätze am Baumbestand begutachtet. Für gut befunden wird, dass man sich nach persönlichem Wunsch einen eigenen Baum pflanzen oder pflanzen lassen kann. Interessenten können aber auch an einer Führung durch den Friedhofswald teilnehmen.

Aber nun zum Berg selbst. Schon sehr früh hat er sich einen Namen gemacht. Bereits um 1580 befand sich auf dem Gipfel ein Kreuz, im Volksmund „St. Gehülff“ genannt und den Kegel dann urkundlich als „Hülffenberg“ bezeichnet. Mit dem Bau der Wallfahrtskapelle wurde in den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts unter Fürstabt Schenk von Schweinsberg begonnen und nach deren Einweihung entwickelte sich der Gehilfersberg zu einem der bekanntesten Wallfahrtsorte der Region. Ein weiterer christlicher Anziehungspunkt ist der sehenswerte Kreuzweg mit seinen 14 Stationshäuschen, welche sich rund um die Bergkuppe ziehen. Um 1996 wurde die Kapelle das Opfer eines Brandanschlags. Wurde aber durch Spenden und tatkräftige Unterstützung der Bevölkerung bereits im folgenden Jahr originalgetreu wieder aufgebaut. Vom Ostermontag bis zum 20. Oktober ist das Heiligtum geöffnet und kann auch für Trauerzeremonien angemietet werden. Nach all den vielen gesammelten Eindrücken bei der geschichtsträchtigen Wandertour machten sich die Geisaer zur wohlverdienten Einkehr auf den Weg nach Rasdorf zurück.