Bürgermeisterin Manuela Henkel
Deutschland hat gewählt. Die Ergebnisse liegen vor, doch wie es in unserem Land weitergehen soll ist unklar. Die Gräben wirken tief, die Meinungen gehen weit auseinander: ob beim Thema Migration, Sozialausgaben, Wirtschaft, Klimaschutz oder der Außenpolitik. Die eine Partei fordert dieses, die andere Partei genau das Gegenteil. Ein gemeinsamer Konsens ist in vielen Bereichen nicht in Sicht. Wir sind in einer Welt von ja oder nein, dafür oder dagegen, schwarz oder weiß, links oder rechts angekommen. Die Gesellschaft ist gespalten. Von Einigkeit ist im 35. Jahr der Deutschen Wiedervereinigung nicht viel zu spüren.
Vielleicht müssen wir bei all den politischen Emotionen einmal den neutralen Blick von oben wagen? Mir stellt sich die Frage: Hat nicht jede Partei ihre Daseinsberechtigung? Besetzt sie in der dafür anstehenden Zeit nicht ein bestimmtes neu aufkommendes Thema, einen Wunsch nach Veränderung oder füllt ein entstandenes Vakuum auf? Die SPD wurde einst gegründet, um die Interessen der Arbeiter besser zu vertreten, die Grünen gaben einst das Signal für mehr Umwelt- und Naturschutz, die FDP vertrat berechtigterweise die Interessen der Wirtschaft, die CDU versucht mit christlich-konservativen Werten in der Mitte auszugleichen und die AfD wurde stark mit einer aufkommenden Politikverdrossenheit und dem Wunsch nach Veränderungen. Wie gesagt, ich will das alles politisch gar nicht bewerten und einfach ganz neutral betrachten. Aber könnten wir nicht bei all den verschiedenen Ansätzen das für uns beste herausnehmen und gemeinsam umsetzen? Vor Ort in der Stadt Geisa versuchen wir das doch auch. Wir machen soziale Politik, z.B. aktuell bei der Erarbeitung eines Inklusionskonzeptes für Menschen mit Behinderung. Wir setzen auch grüne Politik um, indem wir das Hackschnitzelnetz ausgebaut haben, regenerative Energie vor Ort nutzen, Kahlflächen aufforsten und ein Zukunftskonzept energieLAND:Geisa erarbeiten wollen. Auch die Interessen unserer Firmen sind uns sehr wichtig. Wir haben eine Petition zur Genehmigung von Gastschulanträgen auf den Weg gebracht, machen gemeinsame Unternehmerstammtische und unterstützen den Tag des offenen Gewerbes. Christlich-konservative Werte, die Bewahrung der Tradition und eine Politik der Mitte sind uns ebenso wichtig. Und schließlich wollen wir auch Veränderungen vorantreiben, sei es beim Abbau von Bürokratie oder bei der Integration von Asylbewerbern, die wir in unserem Bauhof beschäftigten. Und während man sich oben in Berlin noch streitet, haben wir schon längstens unten die Lösungen gefunden: mit den Bürgern und nicht gegen sie. Also es geht doch! Wenn jeder von seinen eingefahrenen Positionen mal ein Stück abrückt, pragmatisch mit Herz und Verstand an die Dinge herangeht, das Gemeinwohl, die Interessen der Bürger und des Landes und das Miteinander im Auge hat und Moral und Ideologie weggelassen werden – dann klappt es auch mit der Politik.
Und eines müssen wir bei all den aktuellen Herausforderungen noch bedenken: Bei dieser Bundestagswahl hatten wir mit 82,5 Prozent die beste Wahlbeteiligung seit Jahrzehnten. Diese lag sogar höher als bei den ersten gemeinsamen Wahlen am 2. Dezember 1990! Für mich ist das erst einmal ein starkes GEGEN Politikverdrossenheit und FÜR mehr Demokratie!
Wir sollten die Chancen sehen und vor allen Dingen weg vom gegeneinander hin zum miteinander kommen.
Ihre Bürgermeisterin
Manuela Henkel