Staatssekretär Torsten Weil übergab den symbolischen Förderscheck an Bürgermeisterin Bernadett Hosenfeld-Wald
Schleid. „Forum Schleid“ soll das Haus neben der Kirche in Schleid nach erfolgtem Umbau heißen. Mit den Arbeiten durfte schon vor der Förderbescheid-Übergabe begonnen werden, und es wurde bereits einiges geschafft. Ein Nebengebäude wurde abgetragen und ein neuer Anbau ist schon im Entstehen. Im ehemaligen Schulhaus selbst, das aus der Zeit um 1900 stammt, haben die Bauleute ebenfalls einiges an Abrissarbeiten erledigt. Mehrere Wände, auch tragende, wurden entfernt, um Platz für die neuen Räume zu schaffen. Damit die Statik nicht aus dem Lot gerät, mussten Träger neu eingezogen beziehungsweise verlängert werden.
Staatssekretär Torsten Weil kam am Mittwoch nach Schleid, um den Förderbescheid über 853.696 Euro zu überbringen. Ihn begleiteten Mitarbeiter des Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und ländlichen Raum, darunter Annelie Reiter, Leiterin der Zweigstelle Meiningen. Begrüßt wurden die Gäste von Schleids Bürgermeisterin Bernadett Hosenfeld-Wald und dem 1. Beigeordneten Martin Schuchert, mehreren Gemeinderatsmitgliedern sowie Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel und Bauamtsmitarbeiterin Silvia Weber. Torsten Weil freute sich darüber, dass durch den Umbau des ehemaligen Schulhauses in der Dorfmitte direkt neben der Kirche „so ein schönes Gebäude mit sakraler Anmutung“ entstehe. Als positiv stellte er auch die geplante multifunktionale Nutzung heraus. „Mit unserem Dorfentwicklungsprogramm investieren wir seit vielen Jahren in attraktive und lebendige Ortskerne, Infrastruktur und aktives Gemeinschaftsleben vor Ort. Gleichwertige Lebensverhältnisse in der Stadt und im ländlichen Raum zu schaffen, hat für uns als Landesregierung hohe Priorität“, erklärte Weil.
Die Gesamtausgaben für das Vorhaben betragen rund 1,5 Millionen Euro. 2025 soll das neue Haus der Vereine fertiggestellt sein und eingeweiht werden, sagte Bernadett Hosenfeld-Wald. Beim Rundgang über die Baustelle informierte sie gemeinsam mit Martin Schuchert über die Details. „Das alte Gebäude ist zu groß und fügt sich wie ein Klotz nicht so gut in die umliegende Bebauung ein. Deshalb wird es mit dem Umbau niedriger“, erklärte Schuchert. Das Vereinshaus werde nahezu täglich genutzt – von der Bibliothek über Sportfrauen und Yoga bis hin zur Krabbelgruppe reicht die Vielfalt. Im Erdgeschoss soll ein rund 80 Quadratmeter großer Raum für Veranstaltungen entstehen, dazu barrierefreie Sanitäranlagen, Küche und Lagerraum. Im Obergeschoss erhält die örtliche Blaskapelle einen Probenraum und der Jugendklub sein neues Domizil. Auch das Büro der Gemeindeverwaltung als Anlaufstelle für die Bürger wird dort untergebracht. „Wir wollen im Gebäude den Nährboden für die Dorfgemeinschaft bieten“, sagte Martin Schuchert. Er geht davon aus, dass sich dort noch einiges an Aktivitäten entwickeln wird. Ähnlich sei es in den Ortsteilen Motzlar und Kranlucken, wo bereits solche Domizile entstanden sind. Man habe dort bewusst Vereinshäuser direkt in der Ortsmitte geschaffen. Auch das „Forum Schleid“ soll ein Ort werden, „an dem sich die Leute treffen und austauschen“, so Schuchert. Für die Gemeinde Schleid sei der Umbau trotz Fördermitteln ein riesiges Projekt, auf das man mehrere Jahre gespart habe.
Die Bürgermeisterin erinnerte an das Regionale Entwicklungskonzept der Gemeinde Schleid, in dessen Rahmen zwischen 2018 und 2022 bereits mehrere Projekte erledigt wurden. Zum Beispiel das Vereinshaus in Motzlar, das am Standort der früheren Dorfschule entstand. In einem zweiten Schritt gestaltete man das Umfeld neu. „Die Dorfmittelpunkte in unseren Ortsteilen wollen wir attraktiv gestalten“, sagte sie. Das geschehe nun auch in Schleid.
„Die kleinste Gemeinschaft in der Gesellschaft ist die Familie und dann kommt die Gemeinde“, erklärte Bernadett Hosenfeld-Wald. Das werde in der Einheitsgemeinde Schleid gelebt und sei auch im Logo der Kommune sichtbar: Vier miteinander verbundene Buchenblätter, welche die Ortsteile symbolisieren, darunter der Slogan „Gemeinschaft erleben“. Von den derzeit 1025 Einwohnern leben 374 in Schleid, 337 in Motzlar, 252 in Kranlucken, 53 in Zitters und neun in Unterrothof, Oberrothof und Röder-Kirchhof. Das Durchschnittsalter der Bewohner beträgt 42 Jahre und die Einwohnerzahl sei aufgrund steigender Geburtenzahlen und Zuzug recht stabil. Zwischen 2016 und 2023 war unterm Strich ein Rückgang von nur sechs Einwohnern zu verzeichnen. In der Gemeinde gibt es insgesamt 27 Vereine und Gruppierungen, in denen 667 Bürger engagiert sind. Somit ist gesichert, dass auch im neuen Schleider Vereinshaus Leben einkehren wird.
Ein Sorgenkind der Gemeinde ist die Natursteinmauer am Friedhof neben dem Vereinshaus. Sie weist verschiedene Schäden auf und ist stark sanierungsbedürftig. Fördermittel bekamen die Schleider hierfür bislang nicht. Torsten Weil machte wenig Hoffnung, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert. Für die Gemeinde mag die Mauer durchaus ein wichtiges Projekt sein, doch sei es schwierig, in der Bepunktung der Förderprogramme auf ein Level zu kommen, das eine Chance verspricht. Martin Schuchert stellte die komplizierte Situation dar: „Die Mauer steht unter Denkmalschutz. Wir dürfen sie nicht abreißen, sondern müssen sie erhalten und sanieren.“ Bernadett Hosenfeld-Wald äußerte Bedenken hinsichtlich der Standfestigkeit der maroden Mauer.
Der Staatssekretär aus Erfurt sieht aufgrund der von der EU-Kommission angestrebten Verschärfung von Förderrichtlinien noch mehr Schwierigkeiten auf den ländlichen Raum zukommen, wenn es um Zuschüsse geht. „Dann passiert in den Dörfern gar nichts mehr“, befürchtet Beigeordneter Schuchert. Schon jetzt seien in den Programmen die Zuschüsse für Städte meistens deutlich höher als für den ländlichen Raum. „Man kann die Förderquote erhöhen. Die Konsequenz wäre dann, dass weniger Projekte gefördert werden können“, erklärte Torsten Weil. „Wir müssen zusehen, dass wir mehr Geld für die Infrastruktur in die verschiedenen Fördertöpfe bekommen“, sagte er.
Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel sprach sich dafür aus, die Vorgaben für die Umsetzung von Förderprojekten nicht noch enger zu schnüren. Dadurch werde die Arbeit in den Kommunen blockiert, die zu einem nicht unerheblichen Teil ehrenamtlich geleistet werde, gab sie zu bedenken. „Es wird von Jahr zu Jahr immer mehr Bürokratie. Da müssen wir dran gehen, sonst können wir bald gar nichts mehr machen“, so Henkel. Torsten Weil sprach sich ebenfalls für eine Entschlackung und Entbürokratisierung aus – zumindest dort, wo das Land selbst gestalten und etwas verändern kann. Bei Bund und EU habe man diesbezüglich leider kaum Möglichkeiten.