Bürgermeisterin Manuela Henkel
die Fastenzeit 40 Tage vor Ostern wurde zu meiner Kindheit noch streng gehalten. Der Verzicht auf Süßigkeiten oder Fernsehen war eine echte Herausforderung. Aber man war auch irgendwie ein bisschen stolz, wenn man es dann geschafft hatte. Fasten ist in unserer materiellen und konsumorientierten Welt eher negativ besetzt. Wer verzichtet schon gerne!
Die Fastenzeit kann aber auch zu einer besonderen Zeit der Besinnung und der Neuorientierung werden. Wir können die Zeit nutzen, um über unser Leben nachzudenken. Der Verzicht während der Fastenzeit bedeutet nicht nur, auf Nahrung oder materielle Dinge zu verzichten, sondern auch bewusst innezuhalten und sich von dem ab- oder wegzuwenden, was uns nicht mehr dient. Oft ist es der hektische Alltag, der uns in eine Spirale des Konsums und der Unruhe stürzt. Der für mich wahre Vorteil dieser Zeit liegt darin, dass wir uns die Frage stellen können: Was ist wirklich wichtig für uns? Was trägt zu einem erfüllten Leben bei? Und was können wir aus unserem Leben herausnehmen, um Raum für das Wesentliche zu schaffen?
Weniger ist eben manchmal mehr. Weniger Fernsehen, dafür mehr Zeit für die Familie; weniger Instagram und mehr Zeit für echte Gespräche; weniger rennen und auf die Uhr schauen und dafür Zeit für einen bewussten Spaziergang. Weniger grübeln und aufregen und dafür die Zeit nutzen, sich ehrenamtlich zu engagieren oder um dem Nachbarn einen kleinen Gefallen zu tun. Damit könnte die Fastenzeit eine große Chance für unsere Gesellschaft sein. Wir können gemeinsam zeigen, dass Verzicht nicht gleich Verlust bedeutet, sondern ein Gewinn für mehr Bewusstsein, inneren Frieden und für unsere Gemeinschaft sein kann.
Herzliche Grüße
Ihre Manuela Henkel
Bürgermeisterin der Stadt Geisa