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Bouser Echo
Ausgabe 3/2024
Seite 10
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Rollenwechsel

- Kirche im Kino bringt im Januar:

Sophia, der Tod und ich

Der in Berlin lebende Altenpfleger Reiner, ein ziemlich junger, etwas depressiver, Weißwein trinkender Mann, hat eine schlaflose Nacht hinter sich, als es an seiner Wohnungstür klingelt. Draußen steht ein blasser Typ, der sich als Morten de Sarg vorstellt. Er ist der Tod und soll Reiner, der an einem unentdeckten Herzfehler sterben soll, ins Jenseits begleiten. Ein solcher Herzfehler war auch der Grund für den frühen Tod seines Vaters. Er gibt ihm noch drei Minuten, um nochmal über alles nachzudenken.

Doch plötzlich klingelt es erneut an der Tür und davor steht Reiners Ex-Freundin Sophia. Und so springt Reiner seinem Tod von der Schippe. Rainer und Sophia sind zum Geburtstag seiner weit entfernt lebenden Mutter Lore eingeladen. Die beiden hatten es noch nicht übers Herz gebracht, dieser von ihrer Trennung zu erzählen.

Überstürzt bricht das Paar auf, mit dem Tod im Schlepptau. Laut einem überirdischen Gesetz dürfen der Tod und sein Opfer nicht mehr als 300 Meter voneinander getrennt sein.

Die drei machen sich daher gemeinsam auf den Weg in Richtung norddeutsche Provinz, um Reiners Mutter sowie seinen siebenjährigen Sohn Johnny zu besuchen. Mit im Gepäck haben sie ein paar Flaschen Wodka, an denen vor allem Morten Gefallen findet.

Die chaotische Reise führt zunächst zu Reiners Mutter Lore. Sie hat Geburtstag und erwartet die beiden. Sophia macht bei Reiner einen vorsichtigen Annäherungsversuch, um ihn aus den Klauen des Todes wegzuholen.

Doch Reiner zieht sich hinter eine Wand aus Missmut zurück, weil er seiner Mutter nicht von seinem drohenden Tod erzählen will: „Das ist scheiße traurig und scheiße anstrengend.“

Mit dem anstehenden Tod ist allen klar, dass sie das Beste aus den letzten Stunden von Reiner machen müssen, denn schließlich gibt es für Reiner noch unfertige Angelegenheiten hier auf Erden. Da wäre zum Beispiel das komplizierte Verhältnis zu Ex-Freundin Sophia, die pflichtbewusst an den Geburtstag von Reiners Mutter erinnert und sich mit beiden, Reiner und dem Tod, auf den Weg zu ihr macht. Die Reise des seltsamen Trios, bald auch ergänzt um Reiners Mutter, übersetzt sich natürlich in ein Weglaufen vor dem Unausweichlichen, also dem Tod.

Auf ihrer Reise wird das Trio von Gott und Erzengel Michaela beobachtet. Neben Morten gibt es noch weitere Tode, die sich an einer Imbissbude mit ihrer Chefin Michaela treffen.

Viel Situationskomik bezieht der Film aus der Begegnung eines jungen Mannes mit seinem personifizierten Tod und der Erklärungsnot, in die er dadurch Freundin und Mutter gegenüber gerät. Mit dem liebenswürdig-naiven Todesboten Morten de Sarg könnte man sich ja ganz gut arrangieren. Doch dann schickt die Erzengelin ihm den deutlich skrupelloseren Auftragskiller Morck Mortus hinterher, der den vermasselten Job zu Ende bringen soll.

Eigentlich hätte man es die ganze Zeit wissen können und merkt es doch erst am Ende: Dass es in dieser mit scheinbar leichter Hand erzählten Geschichte um Abschied und Versöhnung, um das Aushalten von Verlust und Schmerz geht. Es ist ein Märchen vom Aufschub, dass sich am Ende das Wichtigste doch noch erledigen lässt.

Thees Uhlmann (*1974), nach dessen gleichnamigem Roman dieser Film gedreht wurde, hat eine Musikgruppe in Hamburg gegründet, deren erstes Konzert außerhalb von Hamburg "ein Wohnzimmerkonzert in Bous" war.

Termin:

Sonntag, 21. Januar 16.30 Uhr und Mittwoch, 24. Januar 16.30 Uhr und 20.00 Uhr