es ist guter Brauch, dass zum Jahreswechsel Rückschau auf das vergangene Jahr gehalten und ein Ausblick auf das kommende Jahr gegeben wird.
Eines der prägenden Ereignisse im vergangenen Jahr war das Hochwasser vor Pfingsten. Der Bommersbach hat am Morgen des 17. Mai Dimensionen erreicht, an die sich selbst mein knapp 90-jähriger Vater, der seit seiner Geburt dort wohnt, nicht erinnern konnte. Die Anwohner im Bereich der Kreisstraße und der Louis Mühle hatten mit massivem Wassereinritt in ihre Häuser und Garagen zu kämpfen. Der Keller des Einkaufcenters lief innerhalb von kurzer Zeit voll, wodurch die Kühlanlage des Lebensmittelmarktes vor den Feiertagen außer Funktion gesetzt wurde. Nur dem beherzten Einsatz der Bouser Feuerwehr, der Werksfeuerwehr des Stahlwerks, des Technischen Hilfswerks und des Bauhofs der Gemeinde Bous ist zu verdanken, dass die Schäden nicht noch größer ausgefallen sind. Ich darf auch den Betroffenen ein großes Lob aussprechen: Trotz angespannten Nervenkostüms waren sie jederzeit besonnen und kooperativ. Die Bemühungen der Hilfskräfte wurden geschätzt und nach Kräften unterstützt.
Im Vergleich zu anderen Regionen im Saarland sind wir relativ glimpflich davongekommen. Allerdings ist aufgrund des nicht mehr zu leugnenden Klimawandels in Zukunft häufiger mit solchen Ereignissen zu rechnen. Wir nehmen die gemachten Erfahrungen zum Anlass, die Strukturen zum Katastrophenschutz weiterzuentwickeln. Speziell im Bereich des Abwassernetzes wurden in der Vergangenheit große Anstrengungen unternommen. Bereits vor einiger Zeit haben wir begonnen, gemeinsam mit dem zuständigen Ministerium Maßnahmenpläne zum Hochwasser- und Gewässerschutz zu erarbeiten. Leider wird aufgrund der topographischen Gegebenheiten und der Ausmaße der Starkregenereignisse ein vollständiger Schutz wahrscheinlich nicht möglich sein.
Dass Unwetter unser Leben immer mehr beeinflussen, zeigte sich auch am Kirmessamstag. Wegen vorausgesagtem starkem Regen und Sturmböen, mussten wir die für diesen Tag angesetzten Veranstaltungen, wie Konzert, Public Viewing zur Fußballeuropameisterschaft und Feuerwerk absagen.
Auch in einem weiteren Fall zeigte sich die nicht immer segensreiche Wirkung von Wasser. Im Gebäude des Kinderhauses wurde im Sommer eine Durchnässung festgestellt, die eine sofortige Schließung des Gebäudes für den Kindergartenbetrieb notwendig machte. Letztlich wurde ermittelt, dass eine Leckage im Leitungssystem eine vollständige Durchfeuchtung über der Bodenplatte verursacht hatte. Der hinzugezogene Gutachter der Versicherung riet zu einer weitreichenden Entfernung von Verputz und bodennahen Aufbauten. Durch die nun notwendige grundhafte Sanierung ist mit dem Abschluss der Arbeiten erst im kommenden Sommer zu rechnen.
Glücklicherweise wurde zum gleichen Zeitpunkt der neue Kindergarten fertiggestellt und konnte Kinder unterbringen. Auch der Kindergarten St. Raphael erklärte sich spontan und selbstverständlich bereit, eine Gruppe in seinen Räumen aufzunehmen. Dadurch konnte verhindert werden, dass eine gravierende Beeinträchtigung bei der Betreuung der Kinder auftrat. Dafür möchte ich mich im Namen der Eltern und der Gemeinde ganz herzlich bedanken.
Wie bereits erwähnt, wurde der Neubau zum Kindergarten auf dem Gelände des ehemaligen Schwimmbades im Sommer nahezu termingerecht abgeschlossen. Bereinigt um die Preiserhöhungen im Zuge von Corona und in der Folge des Ukraine Kriegs, wurden auch die geplanten Kosten weitgehend eingehalten. Im Rahmen einer Bürgerbefragung erhielt der Kindergarten den Namen Seepferdchen. Dies soll daran erinnern, dass sich an gleicher Stelle früher das Hallenfreibad befand, in dem man das Schwimmabzeichen „Seepferdchen“ ablegen konnte. Auch in diesem Zusammenhang darf ich allen am Bau Beteiligten meinen Dank aussprechen. Besonders erwähnen möchte ich den engagierten und nicht selbstverständlichen Einsatz des Betreuungspersonals. Wie bei solchen Baumaßnahmen nicht ungewöhnlich, wurde es gegen Ende zeitlich doch sehr eng. Die Betreuungskräfte sorgten mit einigen Sonderschichten dafür, dass die Einrichtung rechtzeitig zum neuen Kindegartenjahr in Betrieb gehen konnte.
Nach Fertigstellung des Außengeländes soll auch den Bürgerinnen und Bürgern an einem Tag der offenen Tür Gelegenheit zum Kennenlernen des neuen Kindergartens gegeben werden.
Im Zuge des Neubaus des Kindergartens wurde gemeinsam mit den Gas- und Wasserwerken vor dem Sportplatz Mühlenscheib eine Nahwärmestation errichtet. Diese stellt die Wärmeversorgung des Kindergartens sicher. Mittlerweile wurde auch die Südwesthalle angeschlossen. Perspektivisch sollen Grundschule, Turnhalle, Kinderhaus und weitere Objekte folgen.
Das Nahwärmenetz soll ein Beispiel für ein neues Element der Wärmeversorgung der Zukunft darstellen. Die Bemühungen der Bundesregierung gegen den Klimawandel zeigen auch weitreichende Konsequenzen bei der Beheizung der Immobilien. Um diese Entwicklung aktiv gestalten zu können, haben sich die drei Gemeinden Ensdorf, Schwalbach und Bous unter der Moderation der Gas- und Wasserwerke entschlossen, den Weg der Kommunalen Wärmeplanung gemeinsam zu beschreiten. Bereits Ende des Jahres 2023 wurde ein entsprechender Förderantrag gestellt. Bedingt durch zahlreiche Irrungen auf Bundesebene hat die Zusage bis vor wenigen Wochen auf sich warten lassen. Nun sind wir jedoch in der Lage, die Ausschreibung zur Kommunalen Wärmeplanung zu starten. Als Ergebnis der Planung erwarten wir verlässliche Aussagen, wie die Wärmeversorgung der Zukunft in unseren drei Kommunen gestaltet werden kann. Immobilienbesitzer erhalten dann Auskunft, ob ihr Objekt sich im Bereich einer zukünftigen Nahwärmeversorgung befindet oder ob weiterhin für das Objekt eine Einzellösung gewählt werden muss.
Ein Projekt, das mittlerweile unendlich erscheint, konnte im Herbst des vergangenen Jahres weitergeführt werden. In Anwesenheit von Innenminister Reinhold Jost, Umweltministerin Petra Berg und zahlreichen weiteren Gästen wurde der symbolische Spatenstich für die Anbindung des Gewerbegebiets Saarstraße zur B 269 durchgeführt. Die Maßnahme hat jedoch weiterhin mit aus meiner Sicht unnötigen und lästigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Arbeiten zur Erschließung des ehemaligen Kraftwerksgeländes beeinträchtigen das von uns benötigte Baufeld, so dass sich der konkrete Baubeginn bis in den März verlagern wird.
Zu Ende geführt werden konnte die Erneuerung des Dachs des Mitteltrakts der Grundschule. Diese Maßnahme wurde weitgehend vom Land gefördert. Durch die Fertigstellung ist ein Investitionsstau in der Grundschule behoben und die energetische Situation deutlich verbessert.
Am Kindergarten St. Raphael wurde durch die höhere Nachfrage nach Ganztagsbetreuung die Erweiterung der Mensa erforderlich. Durch die Fertigstellung eines Wintergartens konnte auch hier ein entsprechendes Angebot geschaffen werden.
Im Vorfeld zur Olympiade 2024 hatte das Innen- und das Umweltministerium die Förderung von barrierefreien Mehrgenerationenspielplätzen ausgelobt. Der Gemeinde Bous gelang es, ein Projekt einzureichen, das die Zustimmung des Landes erhielt. Dadurch konnte im September des abgelaufenen Jahres das Calisthenics-Feld im Bereich vor dem neuen Kindergarten in Anwesenheit des Innenministers Reinhold Jost feierlich seiner Bestimmung übergeben werden. Durch die hohe Förderquote musste die Gemeinde von den Baukosten in Höhe von über 250 Tausend Euro nur gut 25 Tausend Euro als Eigenanteil aufbringen. Die barrierefreie Anlage wird von Nutzern ab dem Jugendalter sehr gut angenommen. Es ist nun Aufgabe der Allgemeinheit, mit dafür zu sorgen, dass diese nutzbringende Einrichtung auch lange unversehrt bleibt.
Obwohl wir in Bous sowieso gerne feiern, war das Jahr 2024 von besonders vielen Festen und Veranstaltungen geprägt. Ich zähle hier auf:
• Bouser Faasend
• Erster Mai am Tannenstadel
• Maifest an der Südwesthalle
• Maisause
• Vatertagsfest
• DJK-Fest
• Fest des Angelsportvereins
• Bouser Kirmes
• Ein Dorf spielt Fußball
• Sommer Dorffest
• Public Viewing zur Europameisterschaft
• Boule-Turnier
• Mühlenscheib Fest
• Oktoberfest
• Weihnachtsmarkt
• Weihnachtsbaum Verkauf am Tannenstadel
• Weihnachtskonzert in der Südwesthalle
• Weihnachtskonvoi der Initiative 359
…und ich bin mir sicher, einige Veranstaltungen vergessen zu haben.
An verschiedenen Wochenenden hatte man sogar die Qual der Wahl, wo man denn hingehen soll. Ich danke allen Ehrenamtlichen, die im Sinne von Gemeinsamkeit und guter Unterhaltung in oft erheblichem Maße ihre Freizeit eingesetzt haben.
Eine äußerst erfolgreiche Wiederbelebung nach Corona erfuhr die Bouser Maisause. An diesem Wochenende im Mai und den Tagen davor konnte man fast täglich einen Beitrag im Fernsehprogramm des Saarländischen Rundfunks sehen. Die Veranstaltung bot neben spannenden Rennen ein hochrangiges Unterhaltungsprogramm für Besucher jeden Alters und wurde mit einem äußerst guten Zuspruch honoriert. Insbesondere der Samstagabend, brachte die Standbetreiber im positiven Sinne an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit.
Eine andere Traditionsveranstaltung hatte mit einigen Schwierigkeiten, aber an verschiedenen Tagen auch mit unzureichendem Besuch zu kämpfen. Das Oktoberfest wurde im Jahr 2024 mit einigen neuen Ideen, insbesondere mit einem zusätzlichen Wochenende geplant, jedoch zeigten sich auch große strukturelle Schwierigkeiten. Eine Fortsetzung in diesem Jahr ist aus wirtschaftlichen Gründen unwahrscheinlich. Dies ist angesichts der großen, nahezu über 20 Vereine zählenden Ausrichtergemeinschaft, die immer beispielhaft zusammengearbeitet hat, sehr schade. Es wäre absolut wünschenswert, wenn eine neue tragfähige Veranstaltung gefunden werden würde. Hierzu werden wir in Kürze zu einem runden Tisch einladen.
Das neue Jahr 2025 beginnt bereits mit einem Thema, das nicht nur in unserer Gemeinde für Gesprächsstoff sorgen wird. In diesen Tagen werden die Bescheide zur Grundsteuer versandt. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom April 2018 musste die Grundsteuer reformiert werden. Hierzu erfolgte eine Neubewertung aller Grundstücke. Anhand des prognostizierten neuen geringeren Volumens der Grundsteuer in unserer Gemeinde mussten wir eine Erhöhung der Hebesätze vornehmen. Nur dadurch ist sichergestellt, dass die Einnahmen durch die Grundsteuer auf gleichem Niveau gehalten werden. Die Grundsteuer ist die drittwichtigste kommunale Steuer. Sie bleibt vollständig vor Ort. Ein Verzicht hätte zwangsläufig Einschränkungen für die kommunale Infrastruktur und damit für die Bürgerinnen und Bürger zur Folge. Die Sicherung des Einnahmenniveaus ist umso existenzieller, da es sich abzeichnet, dass wir aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung, auf die ich später noch kurz eingehe, deutlich weniger Gewerbesteuer einnehmen werden.
Mit den neuen Bescheiden werden auch Informationsmaterialien versandt. Hier werden Ansprechpartner, an die Sie sich bei Fragen wenden können, aufgeführt. Weitere Informationen finden Sie im Bouser Echo und auf der Website der Gemeinde.
Die Bouser Straßen sind seit über zwei Jahren sichtbar von den Aktivitäten zum Ausbau des Glasfasernetzes gezeichnet. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, wird die Deutsche Glasfaser eigenwirtschaftlich die Versorgung des größten Teils unserer Gemeinde mit der derzeit leistungsfähigsten Technik zur Kommunikationsinfrastruktur durchführen. Obwohl wir diese große Baumaßnahme von eigenem Personal begleiten lassen, sind Beeinträchtigungen nicht ganz ausgeblieben. In ihrer Pressemitteilung vom 08. Januar informiert die Deutsche Glasfaser nun darüber, dass die ersten Haushalte an das neue Netz angeschlossen sind. Die Fertigstellung aller über 3.100 Anschlüsse ist für Ende 2025 geplant.
Die Deutsche Glasfaser hat als gewinnorientiertes Unternehmen im ersten Schritt nicht alle Haushalte in Bous für einen Ausbau vorgesehen. Gerade vom Ortskern entfernt liegende, einzelne Siedlungsbereiche wurden nicht in die Planungen einbezogen. Die Gemeinde Bous hat sich aber mit Hilfe des Breitbandbüros des eGo-Saar für eine Förderung beworben. Diese wurde kürzlich zugesagt, so dass auch die Versorgung der meisten der bislang unberücksichtigten Immobilien sichergestellt werden kann.
Neuigkeiten gibt es auch zum barrierefreien Umbau des Bouser Bahnhofs. In der Vergangenheit hatte es Gerüchte gegeben, diese Baumaßnahme stehe auf der Kippe oder werde auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Deutsche Bahn hat sich nun vor wenigen Tagen mit uns zusammengesetzt und den weiteren Zeitplan besprochen. Bereits am 20. Januar, also am Montag, wird mit den Bauarbeiten begonnen. Andauern soll die Maßnahme bis zum Ende 2026 also nahezu 2 Jahre. Die Personenunterführung unter den Gleisen wird völlig neu gebaut und mit insgesamt drei Treppen und Aufzügen versehen. Dadurch reicht die Unterführung von der Bouser Seite bis zum Gelände des Stahlwerks. Für die Zeit der Umbauarbeiten wird der Bahnsteig in Richtung Saarbrücken und Merzig über eine Überführung zu erreichen sein.
Wo gebaut wird, gibt es zwangsläufig auch Beeinträchtigungen. Die Parkplätze in der Nähe des Bahnhofs werden während der Bauphase gänzlich nicht zu nutzen sein. Es wird mit Lärm und Erschütterungen auch nachts und an den Wochenenden zu rechnen sein. Ich bitte bereits jetzt für Verständnis.
Eine Voraussetzung, dass die Bahnunterführung durchgängig gebaut und finanziert wird, war die Forderung, dass sich die Gemeinde Bous im Umfeld mit dem Aufbau von Strukturen zur Schaffung einer besseren Anbindung und Vernetzung des Bahnhofs beteiligt. Daher hat die Gemeinde das ehemalige Parkplatzgelände des Stahlwerks gekauft. Die Machbarkeitsstudie für die Einrichtung einer sogenannten Mobilitätsstation wurde bereits durchgeführt. In zwei Informationsveranstaltungen, die allerdings nur spärlich besucht waren, wurden die Bürgerinnen und Bürger über das Projekt informiert und zur Beteiligung eingeladen. Diese Pläne werden fortgeführt und es ist durchaus realistisch, dass bei Abschluss der Bauarbeiten der Deutschen Bahn zur Unterführung an dieser Stelle optimierte Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder, sowie Busanbindungen vorhanden sind. Ziel dieser Maßnahme ist eine bequemere und nutzerfreundlichere Inanspruchnahme des öffentlichen Personennahverkehrs und eine deutliche Minderung des Parkdrucks durch Pendler im Ortskern.
Bezüglich der Bouser Sportplätze wurde eine zukunftssichere Neuorganisation mit den Vereinen besprochen. Grundgedanke ist es, einen Sportplatz aufzugeben und sich dafür auf einen Sportplatz mit einem ganzjährig und witterungsunabhängig bespielbaren modernen Kunstrasenfeld zu konzentrieren. Leider ist dieses Vorhaben aufgrund der notwendigen Priorisierung anderer Arbeiten nicht in dem Maße vorangetrieben worden, dass derzeit schon konkrete Fortschritte zu vermelden wären. Das Thema ist aber weiterhin auf der Agenda und soll auch rasch zu einem spürbaren Ergebnis geführt werden.
Im Jahresrückblick habe ich von der Eröffnung des Kindergartens Seepferdchen berichtet. Seit Jahren ist uns klar, dass nach Abschluss der Bauarbeiten bereits die nächste bauliche Großaufgabe auf uns wartet. Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an den Grundschulen muss schrittweise ab 2026 gewährleistet werden. Hierzu haben wir anhand der demografischen Daten einen Bedarf von weiteren sechs Gruppenräumen und die Erweiterung der Mensa durch einen Wintergarten identifiziert. Die zusätzlichen Räume sind als Anbau zur Grundschule auf der Freifläche neben der Tannenstraße geplant. Die Kostenschätzung für alle Maßnahmen beträgt 7 Millionen Euro. Bundesmittel, die im Landkreis Saarlouis sinnvollerweise anhand der Schülerzahlen verteilt werden, stehen uns in Höhe von 302 Tausend Euro in Aussicht. Den Großteil des Restes, also fast alles, werden wir über sogenannte Sonderkredite tilgen müssen.
Anhand der Nennung diese Daten möchte ich ein Problem aufzeigen, dass auch unsere Gemeinde nachhaltig beeinträchtigen wird, wenn man nicht gegensteuert: Auf Bundesebene werden kontinuierlich neue Ansprüche erfunden und den Kommunen neue Aufgaben zugeteilt. Die Finanzierung wird zwar in Aussicht gestellt, ist aber in der Realität bei weitem nicht auskömmlich und berücksichtigt in der Regel nicht die erheblichen Folgekosten. Selbst wenn diese Investitionen durch Sonderkredite, die bei der Genehmigung der Haushalte nicht berücksichtigt werden, ermöglicht werden, ziehen diese Kredite doch erhebliche Zins- und Tilgungszahlen nach sich. Diese belasten langfristig die nachfolgenden konsumtiven Haushalte.
Vom Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer wurde dieses Vorgehen als Zechprellerei des Bundes auf Kosten der Kommunen bezeichnet. Dieser Formulierung ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen.
Die am Mittwoch angekündigte Gesetzesinitiative zur Entschuldung der Kommunen, die für das Saarland Unterstützung in Höhe von 800 Millionen Euro bedeuten könnte, würde im Erfolgsfall die betroffenen Kommunen einmalig von ihren Kassenkrediten entlasten. Allerdings wäre dies keine langfristige Lösung der strukturellen Probleme. Da die Gemeinde Bous derzeit keine Kassenkredite aufweist, würden wir von dieser Entlastung zunächst nicht profitieren.
Aus der saarländischen Wirtschaft kommen in den letzten Jahren existenzbelastende Nachrichten:
Zu dem weitgehenden Rückzug von Ford sind Abbaupläne bei ZF hinzugekommen. Die Ansiedlungen von SVolt und Wolfspeed, von denen man sich eine teilweise Kompensation erhoffte hatte, sind wohl geplatzt bzw. auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Zukunft der saarländischen Stahlindustrie soll durch die Produktion von grünem Stahl gerettet werden. Die aktuelle politische Diskussion zeigt, dass es auch bei diesem Vorhaben noch etliche Fragezeichen gibt.
Als weitere Belastung für die Kommunen ist der auch in der freien Wirtschaft zu beklagende Fachkräftemangel festzustellen. Wenn vor etlichen Jahren jemand bei der Gemeinde eingestellt wurde, vermutete man noch, dass eine gehörige Dosis „Vitamin B“ im Spiel war. Heute machen wir regelmäßig die Erfahrung, dass die Bewerberzahl, insbesondere die Zahl der geeigneten Bewerber, immer dramatischer zurückgeht. Beim Bestandspersonal ist eine erhöhte Wechselbereitschaft zu Arbeitgebern, die nicht den Auflagen der Kommunalaufsicht unterliegen und deshalb besser bezahlen können, zu registrieren. Die insgesamt merklich gestiegene Arbeitsbelastung durch deutlich gestiegene Anforderungen ist dadurch noch schwieriger zu bewältigen. Ich nenne hier nur als ein als Beispiel die Anstrengungen zur Digitalisierung der Verwaltung, bei der wir in Deutschland und im Saarland weit hinterherhinken.
Wie gewohnt möchte ich Ihnen im Rahmen der Neujahrsansprache einige aktuelle Zahlen der Gemeinde Bous mitteilen:
Die Einwohnerzahl ist mit 7.518 zu Jahresbeginn und 7.517 zu Jahresende annähernd gleichgeblieben. Dies resultiert aus 257 Zuzügen, denen 220 Wegzüge gegenüberstanden. Bei den Geburten haben wir mit 34 ein deutliches Defizit gegenüber 56 Sterbefällen.
Bei den Finanzen haben sich die Kredite im Kernhaushalt und den beiden Eigenbetrieben im Jahr 2024 von insgesamt 14.018.747 Euro auf 13.514.912 Euro verringert.
Dies sind alles fundierte Schulden, also Schulden, denen ein Anlagevermögen gegenübersteht.
Kassenkredite, also Kredite zur Liquiditätssicherung, die bei der aktuell geplanten Entschuldung betroffen wären, muss die Gemeinde Bous als eine von wenigen saarländischen Kommunen derzeit nicht in Anspruch nehmen.
Es ist völlig zu Recht guter Brauch, dass im Rahmen des Neujahrsempfangs den ehrenamtlich Engagierten in der Gemeinde gedankt wird.
Ich freue mich jedes Jahr über den Besuch der großen Delegation der freiwilligen Feuerwehr. Zur Verdeutlichung des hohen Stellenwerts kann hier ein Einsatz am 1. Weihnachtstag genannt werden: Zu einem Zeitpunkt, an dem die meisten den Festbraten gerade hinter sich gebracht hatten oder auf den Nachmittagskaffee warteten, forderte ein Hausbrand in der Feldkreuzstraße alle verfügbaren Kapazitäten aus Schwalbach und Bous. Glücklicherweise konnten alle Personen wohlbehalten aus dem betroffenen Objekt geborgen werden, allerdings standen die Bewohner sprichwörtlich vor dem Nichts. Mittlerweile sind zahlreiche Spenden eingegangen, die zumindest die finanzielle Not der Betroffenen mildern können. Die Löschung des Brandes hat jedoch auch für Hilfskräfte den besinnlichen Feiertag empfindlich gestört. Die zahlreichen hinzugezogenen Feuerwehrfrauen und -männer machten einen harten, aber erfolgreichen Job. Gerade dieser Einsatz ist exemplarisch für die Bereitschaft, der Angehörigen der freiwilligen Feuerwehren, sich an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung zu halten und sich regelmäßig in Übungen intensiv zu schulen. Dies kann nicht hoch genug geschätzt werden.
Weiterhin möchte ich mich bei den Mitgliedern des Gemeinderates für ihre Arbeit und ihre Bereitschaft zur Kooperation im Sinne der Gemeinde bedanken. Nach der Kommunalwahl im letzten Jahr konnten erfreulich viele neue Gesichter begrüßt werden. Ich freue mich, dass es auch weiterhin Bürgerinnen und Bürger gibt, die bereit sind, ehrenamtlich Verantwortung für die Kommunale Selbstverwaltung zu übernehmen.
Allen Ehrenamtlern, die den Betrieb in Sport-, Kultur- und karitativen Vereinen und Organisationen aufrechterhalten, sei für ihre unbezahlbare Arbeit gedankt. Oft sind es dann noch die gleichen Personen, die bei den zahlreichen Festen und Veranstaltungen zur Verfügung stehen, um sich für ihre Mitmenschen aufzuopfern.
Ich danke an dieser Stelle auch allen Beschäftigten der Gemeinde Bous ganz herzlich für ihren Einsatz und ihre Motivation. Ein Bürgermeister kann nur so gut sein wie die Menschen, mit denen er zusammenarbeitet.
Kurz vor Ende meiner Rede möchte ich noch Ihre Aufmerksamkeit auf die kommende Bundestagswahl richten.
Wie Sie alle wissen, befinden wir uns nicht nur in Deutschland in äußerst anspruchsvollen Zeiten. Es sind Entwicklungen eingetreten, die vor wenigen Jahren niemand für möglich gehalten hätte. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir gemeinsam auch diese Schwierigkeiten meistern können und müssen.
Es steht mir nicht zu, Ihnen Wahlempfehlungen zu geben, aber ich bitte Sie:
Prüfen Sie bei Ihrer Wahlentscheidung, ob vermeintlich einfache Lösungen wirklich bis zum Ende gedacht sind.
Rufen Sie sich die Geschichte unseres Landes in Erinnerung.
Vergegenwärtigen Sie sich, dass wir uns im Saarland im Herzen von Europa befinden.
Und vor allen Dingen: Machen Sie von Ihrem Recht Gebrauch. Gehen Sie wählen.
Liebe Bürgerinnen, liebe Bürger,
sehr geehrte Gäste des diesjährigen Neujahrsempfangs,
ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre an Geduld grenzende Aufmerksamkeit.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gutes Jahr 2025!