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Bouser Echo
Ausgabe 47/2023
Seite 10
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231119 Volkstrauertag

Als ich vor einigen Jahren meine erste Ansprache zum Volkstrauertag vorbereitete, musste ich mir Gedanken machen, wie ich eine Relevanz dieses Gedenktages zu unserer aktuellen Zeit herstelle. Das Ende des zweiten Weltkrieges war 60 Jahre vergangen. Es gab noch etliche Mitbürgerinnen und Mitbürger, die die Schrecken eines Krieges an eigenem Leib erfahren hatten, die noch selbst erlebt hatten, dass Angehörige bei Kriegshandlungen den Tod gefunden hatten und die noch unter zum Teil erheblichen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen litten.

Die Bundeswehr hatte damals - nach verordneter langer Passivität - an den ersten Auslandseinsätzen teilgenommen. Der Krieg war ansonsten ein Teil der Geschichte, der weit in der Vergangenheit lag.

Es war aber damals schon jedem bewusst, dass überall auf der Welt Krieg, Terror und Unterdrückung herrscht.

Allerdings weit weg.

Mittlerweile verdeutlichen uns die Flüchtlingsströme, die uns seit 2015 erreichen, eindringlich, dass Krieg, Terror und Unterdrückung nicht nur in der Tagesschau stattfinden.

Im Februar des vergangenen Jahres marschierten russische Truppen gewaltsam in die Ukraine ein und bewirkten, dass das als stabil angesehene Kräfteverhältnis auf unserer Erde wie ein Kartenhaus zusammenfiel.

„Nordkorea beliefert Russland, doch die Ukraine wartet vergeblich auf die von der EU angekündigte Artillerie-Munition.“ schreibt die Saarbrücker Zeitung in einem Leitartikel am 15. November 2023.

Diese Schlagzeile verdeutlicht komprimiert eine Denkweise, von der wir mal glaubten – oder hofften, sie längst überwunden zu haben.

Zu der russischen Aggression in der Ukraine und den mittlerweile seit über 20 Monaten andauernden Kriegshandlungen mit unzähligen Menschenopfern ist nun der Terrorangriff der Hamas auf Israel und die israelische Reaktion mit dem Angriff und dem Einmarsch in den Gaza Streifen gekommen.

„Hat man denn nicht aus der Vergangenheit gelernt? Muss all das Leid immer wieder von vorne beginnen?“ wird Jörg Raab vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge in der Saarbrücker Zeitung vom gestrigen 18. November 2023 zitiert.

Obwohl Sarkasmus an dem heutigen Tag völlig fehl am Platz ist, sage ich es trotzdem:

„Um die Zukunft des Volkstrauertags brauchen wir uns kein Sorgen zu machen.“

Die falsche und schlechte Konsequenz jedoch, die wir aus der aktuellen Situation ziehen könnten, ist es zu resignieren.

Der Volkstrauertag ist aktueller denn je.

Wir müssen weiterhin unsere Stimme erheben gegen

• Krieg

• Hass,

• Diskriminierung,

• Terror,

• Gewalt und

• Unterdrückung.

Das Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege und der Opfer aller Unrechtshandlungen auf der ganzen Welt soll uns Verpflichtung sein, weiterhin und unermüdlich für eine Welt in Frieden und Freiheit einzutreten.

Dieses Gedenken soll uns Mahnung sein, dass wir die Hoffnung und unser Streben niemals aufgeben dürfen.

Wenn wir heute die Nationalhymne singen, sind wir uns auch bewusst, dass es in der Geschichte einen Text gab, der gerade nicht im Sinne einer Aussöhnung und des Friedens stand.

Wir alle sollten aus der Geschichte gelernt haben.

Stehen wir zu unseren Idealen „Einigkeit und Recht und Freiheit“ als Beiträge zu einer besseren Welt.