Text des Bürgermeisters Stefan Louis zum Jahreswechsel
Sehr geehrte Mitbürgerinnen, sehr geehrte Mitbürger,
bei der Absage des diesjährigen Neujahrsempfangs hatte ich Ihnen zugesagt, mich in anderer Form an Sie zu wenden. Nun ist es bereits Anfang März geworden, aber ich wollte nicht, dass die nachstehenden Informationen im Rahmen der Berichterstattung zur „Bouser Faasend“ untergehen.
Wie allgemein üblich, möchte ich den Jahreswechsel dazu nutzen, auf das vergangene Jahr zurückzu- blicken und einen Ausblick auf die nähere Zukunft zu machen.
Zu Beginn des vergangenen Jahres schlug die Corona-Pandemie nochmals mit hohen Inzidenzen zu. Obwohl die Anzahl der Todesfälle und schweren Verläufe deutlich zurückgingen, sorgte die Pandemie weiterhin für eine Lähmung des öffentlichen Lebens.
Das Ereignis, das im Jahr 2023 für uns alle die größten Auswirkungen hatte, war der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine und die Führung eines russischen Angriffskrieges mit Toten, Verletzten und Zerstörung. Neben dem unermesslichen menschlichen Leid, haben auch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben. Insbesondere die Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Energie war und ist nach Wegfall der russischen Lieferungen ein großes Problem.
Neben dadurch entstehenden Kostensteigerungen stellte auch die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine, aber auch weiterhin aus Syrien und Afghanistan, die Gemeindeverwaltung vor große Anstrengungen. Insgesamt für über 100 Menschen mussten Wohnungen gefunden, angemietet und eingerichtet werden. Hierbei waren das Ordnungsamt und der Gemeindebauhof zum Teil über die Belastungsgrenze gefordert. Ich danke allen Beschäftigten für ihre Einsatzbereitschaft, aber auch den Mitbürgerinnen und Mitbürgern für ihr Verständnis, dass gerade in den belasteten Bereichen die eine oder andere Leistung nicht in gewohnter Form erbracht werden konnte.
Durch die unermüdlichen Bemühungen bei der Wohnungsbeschaffung konnten wir es auch vermeiden, dass öffentliche Gebäude, wie zum Beispiel Sporthallen, für die Unterbringung der Flüchtlinge herangezogen werden mussten. Bei allen Anstrengungen erachte ich aber unsere kollektive Hilfsbereitschaft gegenüber unseren Mitmenschen aus Krisengebieten für absolut notwendig. Ich begrüße unsere neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger und wünsche, dass sie bei uns eine gute Bleibe finden.
Die größten Investitionen und Projekte der Gemeinde Bous stelle ich im Folgenden zur besseren Übersicht und Lesbarkeit in Listenform dar:
Investitionen in 2022:
| Maßnahme | Ggf. Kostenvolumen |
| Burgstraße, Kanal und Straßenoberfläche | 590 T Euro |
| Heiligenbornstraße, Kanal und Straßenoberfläche | 410 T Euro |
| Einsegnungshalle, energetische Sanierung | 136 T Euro* |
| Feuerwehr, Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug | 338 T Euro* |
| Feuerwehr, Drehleiter | 688 T Euro* |
| Feuerwehr, Umkleiden | 46 T Euro |
| Kneippanlage Heiligenborn | 80 T Euro |
| Dachsanierung Barbarastraße 12 und 18 | 68 T Euro* |
In der Burgstraße und Teilen der Heiligenbornstraße wurde die Abwasseranlage erneuert und die Oberfläche saniert.
Die Einsegnungshalle auf dem Friedhof erhielt eine neue Außenfassade. Gleichzeitig erfolgte eine energetische Sanierung.
Zum Erhalt der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger wurde die Freiwillige Feuerwehr mit zwei neuen Fahrzeugen ausgestattet.
Bei der Kneippanlage Heiligenborn wurde die Quellfassung erneuert und das Umfeld gestaltet.
Maßnahmen für 2023 (geplant):
| Maßnahme | Ggf. Kostenvolumen |
| Neubau Kindergarten | 6 Mio. Euro* |
| Anbindung Gewerbegebiet Saarstraße | 7 Mio. Euro* |
| Barbarastr. 18, Sanierung Dachgeschosswohnung | 40 T Euro* |
| Grundschule, Sanierung Schülertoiletten | 162 T Euro |
| Freiwillige Ganztagsschule, 2 Container zur Betreuung | Miete |
| Kindergarten St. Raphael, Wintergarten als Erweiterung Mensa | 75 T Euro |
| Lindenstraße, Sanierung Oberfläche | 17,5 T Euro |
| Bommersbach, Hochwasserschutz und Wasserrechtsrahmenrichtlinie | 710 T Euro über mehrere Jahre verteilt* |
| Sportplatz Schafbrücke, Flutlichtanlage | 90 Euro* |
*abzgl. zu erwartender Zuschüsse
Bauschild zum Neubau des Kindergartens auf der Mühlenscheib.
Als weitere Maßnahmen können in 2023 die Maßnahmen zur Digitalisierung in der Grundschule abgeschlossen werden. Hierfür wurden die Mittel zum Digitalpakt vollständig ausgeschöpft. Im Rahmen des sogenannten Gigabitpaktes erfolgt bereits jetzt die Anbindung der Grundschule an das Glasfasernetz.
Nach anfänglichen Verzögerungen läuft der Neubau des Kindergartens mittlerweile planmäßig. Leider ist auch diese Maßnahme von den zwischenzeitlichen erheblichen Baukostenerhöhungen betroffen. Bei weiterhin planmäßigem Verlauf soll der Bau im Mai 2023 „dicht und zu“ sein. Bei reibungslosem Baufortschritt könnte der Neubau im Frühjahr/Sommer 2024 bezugsfertig sein. Dass der Kindergarten dringend gebraucht wird, zeigt die Tatsache, dass wir bereits im Schuljahr 2023/2024 vorübergehend zwei neue Räume für die Ganztagsbetreuung schaffen müssen. Für dieses Jahr bedienen wir uns einer Container-Mietlösung auf dem Schulhof.
Nach langjähriger Vorbereitung wurde Mitte Februar endlich das Planfeststellungsverfahren zum Bau der Anbindung Gewerbegebiet Saarstraße beendet, so dass für diese Maßnahme nun endlich Baurecht besteht. Derzeit wird das Baufeld parallel zur B 269 und der Bahntrasse freigemacht, also gerodet. Danach ist eine Artenschutzmaßnahme notwendig, bei der bis in den Sommer insbesondere die Eidechsen vergrämt werden sollen. Im 3. Quartal 2023 soll dann endlich der Baubeginn für die Straßenbaumaßnahme erfolgen. Die voraussichtliche Bauzeit beträgt zwei Jahre
Eine Maßnahme, die nicht von der Gemeinde durchgeführt werden muss, ist der nahezu flächendeckende Ausbau des Gemeindegebiets mit Glasfaser. Das Unternehmen Deutsche Glasfaser hat hierzu im 1. Halbjahr 2022 eine Nachfragebündelung bei allen Haushalten durchgeführt. Der erforderliche Prozentsatz an Interessenten konnte erreicht werden, so dass im 2. Quartal dieses Jahres mit den Ausbauarbeiten und damit den Hausanschlüssen begonnen werden kann. Der Ausbau durch die Deutsche Glasfaser entlastet die Gemeinde davon, diese zukunftsweisende Strukturmaßnahme auf eigene Kosten durchführen zu müssen.
Wie zu Jahresbeginn üblich, möchte ich Ihnen noch einige Zahlen zur Gemeinde liefern.
| Einwohner 01.01.2022 | 7.030 |
| Einwohner 31.12.2022 | 7.152 |
| Zuzüge | 588 |
| Davon Flüchtlinge | 103 |
| Wegzüge | 429 |
| Geburten | 61 |
| Sterbefälle | 106 |
| Kredite Kernhaushalt 01.01.2022 | 4,39 Mio. Euro |
| Kredite Kernhaushalt 31.12.2022 | 4,18 Mio. Euro |
| Kredite Eigenbetrieb Abwasser 01.01.2022 | 8,44 Mio. Euro |
| Kredite Eigenbetrieb Abwasser 31.12.2022 | 9,59 Mio. Euro |
| Kredite Eigenbetrieb Freizeit und Kultur 01.01.2022 | 0,85 Mio. Euro |
| Kredite Eigenbetrieb Freizeit und Kultur 31.12.2022 | 0,79 Mio. Euro |
| Kredite gesamt 01.01.2022 | 13,68 Mio. Euro |
| Kredite gesamt 31.12.2022 | 14,56 Mio. Euro |
Bei den Krediten handelt es sich ausschließlich um sogenannte fundierte Schulden, also Schulden, die zur Finanzierung einer Investition aufgenommen wurden und denen ein Anlagegut gegenübersteht. Die Gemeinde Bous ist eine der wenigen Gemeinden im Saarland, die aktuell keine Kassenkredite, also Kredite zur Deckung von Liquiditätslücken, aufnehmen muss.
Inwieweit sich dieser Status halten lässt, bleibt abzuwarten. Die vielfach beklagte schlechte finanzielle Ausstattung der Kommunen im Saarland wird über kurz oder lang auch die Gemeinde Bous treffen. Allein bei der Kreisumlage werden wir im Jahr 2023 eine Mehrbelastung von über 700 T Euro tragen müssen. Die Inflation, steigende Sozialausgaben, sich abzeichnende Tarifabschlüsse, steigende Energiekosten und deutlich gestiegene Baukosten tun ein Übriges.
Bei allen Herausforderungen, die sich für die Zukunft abzeichnen, darf man jedoch nicht vergessen, dass eine weitgehende Beherrschbarkeit der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr wieder für eine Belebung der sportlichen und kulturellen Aktivitäten der Vereine geführt hat.
So wurden nach den beiden Coronajahren wieder die ersten öffentlichen Veranstaltungen durchgeführt. Der große Zuspruch beim Maifest der CDU, dem Vatertagsfest der Concordia, der Kirmes, dem Sommerfest der Aktionsgemeinschaft, dem Feuerwehrfest, dem Oktoberfest, dem Weihnachtsmarkt und aller weiterer Veranstaltungen war deutlicher Beleg, wie sehr die Menschen das gemeinsame Feiern vermisst haben.
Die Mitglieder der Bouser Hampitania zeigten mit zahlreichen Aktivitäten zur gerade erst zu Ende gegangenen Bouser Faasend, dass sie für die Zukunft gut aufgestellt sind.
Ein sportliches Ereignis mit dem zu Beginn des Jahres nicht unbedingt gerechnet werden konnte, war die Meisterschaft der Fußballer der FSG Bous in der Landesliga West und der damit verbundene Aufstieg in die Verbandsliga. Über 1.500 Zuschauer waren im Schwalbacher Jahnstadion vor Ort als sich die Bouser 1. Mannschaft in einem extrem spannenden Entscheidungsspiel gegen Wallerfangen durchsetzen konnten.
Die Vereine berichten nach Corona wieder von einem guten Zulauf der Mitglieder, insbesondere im Jugendbereich. Eine immer größer werdende Schwierigkeit stellt allerdings der Mangel an Übungsleitern sowie die Schwierigkeit, Vorstandsfunktionen zu besetzen, dar.
Dies wurde bei einem runden Tisch der Vereine im Mai des vergangenen Jahres deutlich angesprochen. Eine gemeinsame Unterstützung der Vereine und der darin engagierten Menschen, deren Leistung von unschätzbarem Wert für die Gemeinde ist, wird eine der großen Zukunftsaufgaben unserer Gesellschaft sein.
Auch der Verein zur Pflege der Städtepartnerschaft schien von dieser Problematik betroffen. Bei der Mitgliederversammlung im Dezember letzten Jahres fanden sich erfreulicherweise wieder Bürgerinnen und Bürger, die zur Übernahme eines Vorstandsamtes bereit waren. Dies bewahrte den Verein davor, nach über 30 Jahren aufgelöst werden zu müssen.
Unsere Freunde in Quetigny in Frankreich und Koulikoro in Mali nahmen dies mit Freude und Erleichterung zur Kenntnis. Bei einem Besuch des neuen Vorstandes in Quetigny wurden wir sehr herzlich empfangen. Der Austausch mit Koulikoro gestaltet sich aufgrund der Distanz, aber insbesondere aufgrund der politischen Situation in Mali weitaus schwieriger. Allerdings sind bereits weitere Maßnahmen geplant, die dazu dienen die wirtschaftliche und soziale Situation in unserer Partnerstadt zu verbessern.
Eine gute Nachricht im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde ist die Tatsache, dass unser „Vereinshaus“, der Petri Hof wieder von einem Pächter bewirtschaftet wird und somit die gastronomische Szene in Bous wieder eine Bereicherung erfährt.
Alle Aktivitäten im öffentlichen Leben sind immer davon abhängig, wie sie von den Bürgerinnen und Bürgern mitgetragen werden.
Daher möchte ich an dieser Stelle allen ehrenamtlich Tätigen in der Freiwilligen Feuerwehr, in Vereinen und Verbänden, in Gemeinderat und Parteien aber auch allen Initiativen, wie den Lebensmittelausgaben der beiden Kirchen, die sich für unser Gemeinwohl einsetzen, ganz herzlich danken.
Bei den vorher beschriebenen Veranstaltungen waren erfreulicherweise auch vereinsübergreifend zahlreiche Helferinnen und Helfer bereit, ihre Zeit und ihre Arbeitskraft zu opfern. Nur dadurch war die Durchführung dieser Maßnahmen überhaupt möglich. Ich kann mir an dieser Stelle die Bemerkung nicht verkneifen: Nur mit Besserwisserei und Kritik lassen sich diese Veranstaltungen leider noch nicht stemmen.
Mein Dank gilt auch allen Menschen, die im vergangenen Jahr bereit waren, für diejenigen, denen es nicht so gut geht, Geld oder Sachmittel zu spenden.
Ich danke auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meiner Verwaltung in Rathaus, Kindergarten, Ganztagsbetreuung, Bauhof und allen weiteren Bereichen, die auch im vergangenen Jahr insbesondere im Zusammenhang mit Corona und Ukraine-Krise hohe Belastungen meistern mussten und weiterhin meistern müssen.
Ihnen liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger wünsche ich trotz des bereits fortgeschrittenen Jahres ein gutes Jahr 2023.
Ihr Bürgermeister
Stefan Louis