aus der Schmunzelecke des Mitteilungsblattes der Gemeinde Hofbieber vom 06.05.1977
Wer kennt sie nicht – die kleinen Anekdoten, kuriosen Fundstücke und Erinnerungen, die uns mit einem Schmunzeln in vergangene Zeiten zurückversetzen? In dieser Ausgabe nehmen wir Sie mit auf eine vergnügliche Reise in das Jahr 1977. Unsere Schmunzelecke bringt längst Vergessenes zurück ans Licht – mit einem Augenzwinkern und einem Hauch Nostalgie. Wer erinnert sich daran:
In meines Vaters Werkstatt, da weiß ich eine Tür,
die hab ich oft betrachtet, mit stummer Andacht schier.
Da standen stufenweise, von meines Vaters Hand,
viel Strich‘ und Namenszeichen; kein Fremder sie verstand.
Und hatten in die Werkstatt wir Kinder uns verirrt,
dann haben wir gar eifrig die Zeichen durchstudiert.
Hier konnt‘ man deutlich sehen, wieviel in einem Jahr
ein jedes Kind gewachsen; wie wichtig uns das war!
Dann haben wir uns heimlich gemessen – das war schön;
Genau wie wir’s vom Vater einst haben abgesehn.
In hellem Jubel brachten der Mutter wie geschwind
Alsdann die frohe Botschaft, dass wir gewachsen sind.
Doch einst, als ich voll Freude der Mutter hab erzählt,
dass mir zur rechten Größe nur weniges noch fehlt,
da lächelt sie so eigen: Nun sage mir geschwind,
bist an dem innern Menschen du auch gewachsen, Kind?
An Alter nehmen all wir zu, von Tag zu Tag.
Dass flüchtig unser Leben, sagt jeder Stundenschlag.
Drum gilt’s, die Zeit zu nützen, denn es ist Gnadenzeit.
Kurz ist das Erdenleben, doch lang die Ewigkeit.
Auch du bist eingepflanzt in Jesu Christi Reich,
da sollst du Früchte bringen fürs selige Himmelreich.
An jedem Abend richtet der Heiland leis und lind
An dich die ernste Frage: „Bist du gewachsten, Kind?“
Als ich dann groß geworden, da zog’s mich weit hinaus,
und erst nach Jahren kam ich zurück ins Elternhaus.
Doch abends, da die andern schon lang zur Ruhe sind,
fragt mich die Mutter leise: „Bist du gewachsen, Kind?“
Der Boden deines Herzens ist er noch gutes Feld?
Die Saat, die einst gesät, sag, ist sie wohl bestellt?
Bringst du nicht taube Ähren? – Ach, Spreu verweht der Wind!
In deinem Glaubensleben bist du gewachsen, Kind?
Doch weil ich arm und schwach bin, so fleh ich, Herr zu Dir:
Oh, gib zum steten Wachstum doch Deinen Segen mir.
Lass mich, gleich wie die Rebe an Dir, dem Weinstock, sein,
lass blühen mich und reifen in Deiner Liebe Schein!