Die Kinder hatten bis dahin nur interessiert zugeschaut und gelauscht. Wenn das „Hoinkkochen“ zu Ende ging, erzählte man ihnen, dass sie den geleerten Kessel später auslecken dürften. Dazu wäre eine Leiter nötig, um in den Kessel zu steigen.
Man gab vor, diese „Hoinklaader“ weiterverliehen zu haben und schickte die Kinder auf der Suche in der Nachbarschaft von Haus zu Haus. Die Nachbarn begrüßten sie freundlich und streichelten ihnen beim Zureden die Backen, ohne dass die Kleinen gemerkt hatten, wie die Hände der Erwachsenen vorher am Aschekasten schwarz gefärbt wurden. Nun lachten sie sich gegenseitig aus über ihre berußten Gesichter und gingen weiter auf die Suche nach der kleinen Leiter. Manche Kinder kamen tatsächlich mit einer Holzleiter zurück und standen dann ratlos vor den lachenden Erwachsenen.
Ein paar Zuckerrüben wurden extra für den „Hoink“ angebaut und ihr Saft verfeinerte den Geschmack. Damit der „Hoink“ nicht so sauer war, gab man in manchen Familien einfach Zucker dazu. In vielen Häusern wurden die Pflaumen mit Birnensaft zusammen gekocht, weil meistens ein Birnbaum im Garten stand. Die Kelter zum Pressen der Birnen lieh man sich aus. Ich für meinen Teil habe diese Sorte „Hoink“ am liebsten gegessen. Er schmeckte ein bisschen lieblicher als der reine „Quetschehoink“.
Der Honig musste nach dem Kochen herausgeholt werden. Er kam dann in hohe, braune, irdene Töpfe. Wenn er abgekühlt war, wurden die Töpfe mit einem Tuch bedeckt und zugebunden. So wurde er auf dem Kellerregal aufgehoben, der wichtigste Brotaufstrich. Er schmeckte eigentlich das ganze Jahr über und besonders direkt nach dem Kochen. Eines ist klar: So ein frisch gebackenes Bauernbrot mit Butter und dem hausgemachten „Quetschehoink“ bestrichen ist heute noch ein Hochgenuss.
Ich weiß noch, dass im Herbst aus jedem Waschküchenfenster der Geruch von frischem „Hoink“ herausströmte. Dann konnte man den Vorgang schon von weitem schnuppern und es war nicht der schlechteste Geruch, der sich durch die Gassen verbreitete.
Dieses fruchtige Aroma in der Luft hielt sich vom September bis Oktober wie ein Schirm über dem ganzen Dorf und es war nicht der schlechteste Duft.