Zum 40ten Male machte sich eine Rekordteilnehmerzahl von 39 Jugendlichen und 8 Begleitern auf den über 1000 km langen Anreiseweg in die Homberger Partnergemeinde Thouaré sur Loire, nahe Nantes.
Am Samstag, 14.10. ging es pünktlich und gut gelaunt um 7.00 Uhr morgens Richtung Westen. Nach einer recht langen Busfahrt - rund um Paris kam es zu langen Staus- erreichte die Reisegruppe nach 14 Stunden um 21.00 Uhr Thouaré und wurde begeistert von einer bereits sehnsüchtig wartenden Gastgebergruppe in Empfang genommen.
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Beschnupperns und Kennenlernens der Teilnehmer in den Gastgeberfamilien. Da das Wetter mitspielte, machten sich viele in Freizeitparks, Innenstädte oder an die nahe Atlantikküste auf. Am Montag morgen stand dann der traditionelle Empfang der deutschen Reisegruppe im Rathaus von Thouaré auf dem Programm. Die französische Seite hatte sich mit einem Wollknäuel bewaffnet, ließ alle Teilnehmer im Kreis aufstellen und sich diesen Knäuel jeweils unter den Personen zuwerfen. Damit entstand am Ende ein Netzwerk, das symbolisch auch die vielschichtige Verknüpfung beider Länder darstellen sollte. Jeder musste so seinen Vornamen und den Beweggrund seiner Teilnahme nennen; viele bekräftigten den deutsch-französischen Austausch als eine wichtige Voraussetzung für den Bestand der wohl einzigartigen Freundschaft beider Länder. Denn der Jugendaustausch wird nur durch die großzügige Förderung des Deutsch-Französischen Jugendwerkes (DfJW) überhaupt erst ermöglicht.
Am Montag ging es in die wohl „toskanischste“ Stadt von Frankreich, ins ca. 50 km von Nantes entfernte Clisson. Ein Städteplaner hatte vor rund 400 Jahren die Idee, Pflanzen, die sonst wegen des milden und warmen Klimas nur in der Toskana blühten, nach Frankreich zu bringen. Die sehr gut erhaltene mittelalterliche Innenstadt wurde auch architektonisch dem Italienfaible des Planers angepasst. Clisson ist zudem weltberühmt als Austragungsort eines der weltweit größten Heavy-Metal-Openairs mit jährlich rund 250.000 Teilnehmern. Während andernortes die Bühnen und Zäune jährlich immer wieder aus Neue auf- und abgebaut werden, hat man in Clisson mit Zusammenarbeit der Gemeinde eine Dauerausstellung zum Festival errichtet. Die meisten Logistikbauten und „Kunstwerke“ werden nicht mehr abgebaut und ziehen auch ausserhalb des einwöchigen Festivals im Juni Tausende von Besuchern in ihren Bann. Die Homberger Jugendliche und Begleiter waren ebenfalls sichtlich begeistert und beeindruckt von den metallenen Bauten und Zeugen friedlicher, aber „hardrockiger“ Lebenseinstellung.
Am Dienstag morgen ging es auf die Insel Noirmutier an der Atlantikküste. Dort stand die Passage du Gois per Fuss auf dem Programm. Nur bei Ebbe erlaubt es hier das Meer auf einem rund 4,3 km langen Pflasterweg die Insel auf trockenem Fuss zu erreichen. Während viele einheimische Muschel- und Austernsucher im freigelegten Watt auf Beutegang aus waren, hatten viele Homberger Jugendliche sichtlich Spaß daran, vergnügt im Schlamm zu spazieren, auch wenn so mancher Stiefel mit Meerwasser vollief und nicht nur für nasse Socken oder Hosen sorgte. Das sommerliche Wetter von bis zu 29 Grad tat der Stimmung deshalb keinen Abbruch.
Als Belohnung für die Wanderung wartete der heimische Busfahrer am Ufer der Insel mit einem Picknick auf. Eine echte Überraschung gelang dem französischen Organisationsteam zudem mit der Präsentation des ehemaligen französischen Jugendaustausch-Busfahrers Dominik. Dieser hatte es sich ebenfalls mit seinem Wohnmobil auf dem Picknickplatz gemütlich gemacht, sein legendäres Crepes-Eisen aufgebaut und die hungrige Meute mit den wohl besten französischen Pfannkuchen „gefüttert“. Die Jugendliche standen Schlange und seine fast 100 Crepes wurden jedenfalls restlos verspeist.
So gestärkt ging es an einen wunderbaren Sandstrand im Norden der Insel und fast die Hälfte der Homberger Jugendlichen liess es sich trotz 19°C kalten Wassers nicht nehmen, ein erfrischendes Bad im Atlantik zu nehmen.
Der folgende Mittwoch stand ganz im Zeichen des Jugendaustauschs in den Hörsälen der jeweiligen Klassen, der Nachmittag stand dann zur freien Verfügung mit den Gastgeber-Familien.
Donnerstag ging es nach Savenay in den Freizeit- und Kletterpark „La Valle des Korrigans-Tepacap“. Leider machte der Dauerregen den Planungen etwas einen Strich durch die Rechnung, aber dennoch liessen sich die meisten Jugendliche davon nicht die gute Laune vermiesen.
Am Freitag, dem letzten Tag des Austausches, standen Termine im nahe gelegenen Nantes auf dem Programm. Morgens besuchte die Gruppe die futuristischen „les Machines de l`ile“. Dort konnte man Platz nehmen im weltgrößten dreistöckigen Karussell, realisiert nach Vorlagen von Jules Verne, dem berühmten Schriftsteller und Sohn der Stand Nantes. Nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die erwachsenen Begleiter waren angetan von den fantasievoll gestalteten Figuren, Fahrzeugen und Tieren, auf denen man für ein paar Runden „Jahrmarktrummel-Erlebnis“ Platz nehmen konnte.
Im Besuch des angeschlossenen Maschinenmuseums wurden weitere Vorführungen angeboten, an denen auch einige Homberger Jugendliche teilnehmen konnten. So wurden sie eingeladen auf riesigen Skorpionen, Spinnen oder Urzeitvögeln Platz zu nehmen und diese mitsteuern zu dürfen. Ein einmaliges Erlebnis!
Die „Nantaiser“ (so werden die Einwohner von Nantes genannt) machten aus der Not eine Tugend: Mit der zunehmenden Versandung der Loire durch die Gezeiten des Atlantik wurde die Werftindustrie zunehmend unrentabel. In die verwaisten Hallen zogen Künstler und Techniker ein, die sich ihre „Träume“ erfüllen durften und äusserst erfolgreich die Fantasien von Jules Verne in die Tat umsetzten. Der Nachmittag stand dann ganz im Zeichen der Stadterkundung, des Shoppens und der Besorgung von Geschenken für die Gastgeberfamilien.
Anschliessend fand dann, wie jedes Jahr im vollbesetzten „Salle de Homberg“ ein unvergesslicher Abschiedsabend statt, dessen vielbeklatschtes Programm von den Homberger Jugendlichen gestaltet wurde. Neben 2 Tanzeinlagen, einem Klavierstück luden drei animierte Gruppentänze auch das junge französische Publikum ein, das begeistert die Bühne stürmte, ehe man im Anschluss nach Ende des offiziellen Programmes sogar vor der Tür in Gruppen weitertanzte.
Homberger Partnerschafts-Ur-Gestein geehrt
Für eine fast 25jährige Tätigkeit als Vorstand im Homberger Komiteé wurde in Thouaré Friedrike Feyh geehrt und ihr als Geschenk ein Erinnerungsbildband feierlich übergeben. Sie hatte wie kein anderer den französisch-deutschen Austausch geprägt, in dieser Zeit nicht nur den Jugendaustausch regelmäßig begleitet, sondern auch die Gegenbesuche der Städtepartnerschaft organisiert. Privat reist sie zudem seit mehr als 30 Jahre privat in den Sommerurlaub in die Bretagne. Das Herz der Oberofleidener Ortsvorsteherin schlägt also durch und durch „französisch“!
Übermüdet, aber glücklich und voller toller Eindrücke erreichte die Reiseschar am späten Samstagabend nach acht ereignisreichen Tagen das heimische Homberg; beseelt von der französischen Gastfreundlichkeit, dem mehrstündigen gemeinsamen Menü-Essen in den Familien und den Backkünsten der Franzosen für die weltweit besten Baguettes, Croissants, Pain-au-Chocolat oder die bunten Macarons.
Im Februar ist der Gegenbesuch der französischen Jugendlichen vorgesehen. Wie jedes Jahr sind gerne wieder Homberger Gastfamilien auf deutscher Seite willkommen.
Homberger Jugendliche beim Durchqueren der 4,3 km langen Passage Du Gois
Ehrung von Friederike Feyh für 25 Jahre federführende Arbeit für das Deutsch-Französische Komitee der Stadt Homberg. (v.l. Friederike Feyh, Dr. Peter Zieger, Alain Movant)