Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
die heutigen Gedenkveranstaltungen in der Gemeinde Hosenfeld sind für mich alles andere als Standardtermine zum Gedenken, die ich aus Pflichtgefühl wahrnehme.
Nein.
Heute erleben wir den zweiten Volkstrauertag in Zeiten eines blutigen Krieges in unserer weiteren Nachbarschaft auf europäischem Boden, der Ukraine, zudem schockieren uns ganz aktuell auch der Terror in Israel und die schrecklichen Leiden der Menschen im Gaza-Streifen. Und man muss ehrlich sagen: auch die anderen bestehenden Kriege in der Welt sind furchtbar, haben uns aber angesichts der täglich schlimmen Nachrichten schon abstumpfen lassen.
Rund 60 ukrainische Menschen und 70 Geflüchtete aus aller Welt haben zurzeit hier in Hosenfeld, vor allem in Blankenau, Zuflucht gefunden und versuchen ihr Leben neu zu sortieren, haben Angst um ihre Freunde, ihre Familien in der Heimat oder trauern um geliebte Menschen, die Opfer dieser Kriege oder von Verfolgung sind.
Die Hilfsorganisationen, wie z. B. auch der ortsansässige Malteser Hilfsdienst, sammeln Geld, Kleidung und sogar Kerzenreste zur Herstellung von Dosenlichtern, um zu helfen. Allen ist bewusst, dass dies nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Aber jeder noch so kleine Beitrag ist wertvoll – und sei es als Symbol dafür, dass die Menschen in der Ukraine und in anderen betroffenen Ländern daran erinnert werden, dass ihr Schicksal nicht vergessen ist. Dass sie nicht alleine sind. Und es hilft gegen die Verzweiflung über die eigene Ohnmacht gegenüber diesen blutigen Kriegen.
Wir gedenken heute, 109 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs und 84 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Wir erinnern an die Soldaten, die zivilen Kriegsopfer, die Opfer von Massakern und Genoziden. Wir denken an die Toten der Diktaturen. Wir denken an persönliche Schicksale in abstrakten Kämpfen um Staatsinteressen, in Glaubenskriegen, in Schlachten politischer Ideologien. Gerade die Sinnlosigkeit dieser blutigen Konflikte macht uns immer wieder nahezu sprachlos vor Betroffenheit.