Anlässlich unseres Jubiläums hat unser NABU Kollege und Vorsitzender des NABU Neuhof, Jörg Burkard, uns in einem wunderbaren, bebilderten Vortrag, das Leben eines Schwarzstorchs nähergebracht.
Mehr als dreißig Zuhörerinnen und Zuhörer darunter der sechsjährige Adrian, fanden sich im Vereinshaus in Oberkalbach ein. Als jüngstes anwesendes Mitglied bekam er eine Original-Feder eines Schwarzstorchs überreicht.
Werner Stey, der erste Vorsitzende der NABU Gruppe Kalbach, begrüßte zunächst das gespannte Publikum. In einer kurzen Zusammenfassung ging er anschließend auf die Gründung der damaligen „DBV Ortsgruppe“ ein. Heute gehört noch das Gründungsmitglied Josef Schmitt unserer Gruppe an.
Der Kalbacher Bürgermeister Mark Bagus war auf Einladung des Vorstandes auch unter den Anwesenden. In seiner Ansprache lobte er die Verdienste des Vereins ein und überreichte dem Vorsitzenden ein Jubiläumsgeschenk.
Zwischendurch, aber auch nach dem Vortrag, konnten die Anwesenden ihre Fragen stellen.
Zwei ausgestopfte Exemplare unserer beiden heimischen Storchenarten Schwarz- und Weißstorch, sowie die wunderbar schimmernden Federn des Schwarzstorchs konnten bestaunt werden.
Nach gut zwei Stunden ging ein interessanter Abend zu Ende.
Der Schwarzstorch, ein naher Verwandter des Weißstorchs, ist in Hessen ein sehr seltener Gast. Nur etwa 50 Brutpaare sind in ganz Hessen bekannt, sechs davon im Bereich des Landkreises Fulda. Im Gebiet der Gemeinde Kalbach sind zwei Brutplätze bekannt. Im Jahr 2024 wurde jedoch nur an einem dieser beiden Brutplätze gebrütet.
Von daher ist dieser seltene Vogel etwas ganz Besonderes und ein Juwel, für das sich die Bürger der Gemeinde Kalbach glücklich und dankbar schätzen dürfen, eine solch seltene Tierart im Gemeindegebiet ansässig zu haben.
Der Waldstorch legt einmal im Jahr, meist Anfang April, 3 bis 5 weiße Eier, die er etwa 34 Tage bebrütet, so dass die Jungvögel im Mai schlüpfen und anschließend über zwei Monate durch beide Elternteile im Nest gefüttert werden. Mit viel Glück fliegen die Jungen dann Ende Juni oder Anfang Juli aus, kehren aber die ersten Wochen insbesondere abends immer noch zum Nest zurück, um dort die Nacht zu verbringen.
Doch warum ist dieser Vogel so selten?
Im Vergleich zu seinem Vetter, dem häufigeren Weißstorch, welcher ein Kulturfolger ist und wenig scheu, sich auch gut im Offenland beobachten lässt, ist der Schwarzstorch scheu und eher störungsempfindlich.
Er benötigt große beruhigte Laubwaldbereiche für die Brut und die Aufzucht seiner Jungen. Außerdem benötigt diese Art fischreiche Fließ- und Stillgewässer, um satt zu werden, denn im Vergleich zum Weißstorch, der sich hauptsächlich von Mäusen, Würmern, Käfern und Heuschrecken ernährt, frisst der Schwarzstorch zum größten Teil und mit Vorliebe Fische, insbesondere Bachforellen und Groppen, beides Fischarten an Oberläufen von Fließgewässern.
Da der Schwarzstorch sehr störungsempfindlich ist, ist es von Bedeutung, dass die Nester dieser Art nicht allgemein bekannt sind, damit es zu keinen bewussten Störungen bei der Brut kommt. Natürlich sind menschliche Freizeitaktivitäten im Nahbereich der Nester ebenso abträglich wie Waldarbeiten, insbesondere in der Brutzeit von Anfang März bis Ende August eines jeden Jahres.
Der Schwarzstorch ist ein Zugvogel und zieht im September nach West- oder Ostafrika, um im darauf folgenden Jahr gegen Ende Februar/Anfang März von dort in seine heimischen Brutreviere zurückzukehren. Der Schwarzstorch ist extrem brutplatztreu und kehrt regelmäßig und über viele Jahre hinweg zum angestammten Nest zurück.
Unterwegs, während der Flüge nach Afrika, lauern viele Gefahren, insbesondere Stromtod an Freileitungen und leider auch aktive Jagd, insbesondere in Südwesteuropa und Afrika.
Wer mit viel Glück diese wunderschöne Vogelart bei der Nahrungssuche entlang von Bächen, wie am Kalbach oder am Schmidtwasser, schon einmal gesehen hat und beobachten durfte, der ist sicherlich begeistert und fasziniert von diesem Waldstorch. Unterstützen und helfen kann man dieser Vogelart nur dadurch, dass man sie möglichst in Ruhe lässt, die Brutplätze weiträumig bei Aktivtäten im Wald ausspart und den Zeitraum von März bis August nicht für Holzerntearbeiten, auch nicht für die Brennholzaufarbeitung im Wald, nutzt.